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Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Hawkins
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Dunkeln mitten auf der Straße?«
    Der Boxermischling Trevor schob die Schnauze durch das Fenster, und sie streichelte ihn vorsichtig – man konnte nie wissen, worin sich dieser Hund kurz zuvor gewälzt hatte.
    »Sorry.« Ich kletterte aus dem Brombeergestrüpp. »Willst du zum Haus hoch?«
    »Ich nehme dich mit.«
    »Ich laufe erst noch ein Stück.«
    »Im Dunkeln?«
    »Mir ist nach frischer Luft zumute, und die Hunde brauchen Auslauf.« In der letzten Zeit war ich nie weiter als bis zur Wäscheleine gekommen, und ich befürchtete allmählich, meine Beine könnten mangels Bewegung verkümmern. Außerdem erschien es mir nicht richtig, Tante Rose, die schon genug Probleme hatte, unter meiner momentanen schlechten Laune leiden zu lassen.
    »Na schön, wenn du meinst«, erwiderte Kim skeptisch. Sie hatte nichts gegen Gottes freie Natur, zog es aber vor, selbige aus der Bequemlichkeit und Sicherheit eines klimatisierten Autos heraus zu bewundern. Und Bewegung zählte nur, wenn man ein enges Nike-Top trug und auf einem Laufband joggte.
    Es war eine unheimliche, windige Nacht, und die Böen bliesen Minitornados aus Blättern über den Lehmpfad, der von Roses hinterer Koppel durch das Buschwerk zu der trigonometrischen Station der Vermessungsbehörde hoch oben auf den Hügel führte. Percy gab auf halber Strecke auf und lief nach Hause, aber die Hunde blieben bei mir, trotteten vor mir her und verschwanden ab und an im Farndickicht. Die Luft roch angenehm – kalt und frisch, nach zertretenem Farn und dem pilzartigen Duft von Laub. Ein Fasan kreischte erschrocken auf, brach zwei Schritte vor mir aus seiner Deckung und flatterte flügelschlagend hoch. Ich schrie vor Schreck leise auf. Ich hasste es, wenn sie das taten, obwohl es eine bewundernswerte Fluchtstrategie war; das Tier, das sich auf eine leckere Fasanenmahlzeit gefreut hatte, war zu sehr damit beschäftigt, sich von seiner Schockstarre zu erholen, um an eine Verfolgung seines Opfers zu denken.

    Als ich mit den Hunden eine Dreiviertelstunde später durch das kleine verrostete Tor neben dem Walnussbaum trat, war Bonnie Titoi gegangen. Ich sah Kim am Küchenfenster stehen; sie runzelte konzentriert die Stirn, während sie etwas umrührte.
    »Polenta und geröstetes Gemüse«, erklärte sie, als ich die Tür öffnete.
    Ich fischte die Zeitung aus einer meiner riesigen Manteltaschen und legte sie auf den Tisch, an dem Rose saß und Kürbisstücke schälte. »Das klingt gut.«
    »Wird es auch«, sagte Kim.
    »Zu so einem Gericht würde karamellisierter Zwiebeljus gut passen«, bemerkte Rose. »Ist Jus noch der letzte Schrei in der modernen Küche, Josephine? Ich habe meine Kochzeitschrift letztes Jahr abbestellt.«
    »Nein, nein«, entgegnete ich. »Das ist so was von out. Wenn du willst, dass die Leute dich wenigstens ansatzweise ernst nehmen, brauchst du reduzierten Granatapfelessig. Obwohl ich auch nicht auf dem neuesten Stand bin, wenn ich es recht bedenke – vielleicht reduziert man in der feinen Küche ja heute auch gar nicht mehr.«
    »Hey, Josie«, fragte Kim beiläufig, während sie ihre Polenta würzte. »Hast du zufällig die Handynummer von deinem Freund Andy?«
    Ich wechselte einen Blick mit Rose, die belustigt den Kopf schüttelte. »Ungefähr eine Woche, hat Matthew geschätzt, nicht wahr?«, murmelte sie. »Und wie lange ist das her – zehn Tage?«
    »Es war schön, solange es gedauert hat«, bemerkte ich. »Kimmy, er ist um einiges älter als du.«
    »Ich bin doch gar nicht an ihm interessiert!«, entrüstete sich Kim.
    »Mich dünkt, sie streitet zu viel ab«, teilte Tante Rose mit Blick zur Decke mit.
    »Ach, hört doch auf«, giftete Kim. »Ich will mich nur bei ihm bedanken. Und mir war in seinem Auto ziemlich schlecht. Ich dachte, zur Entschuldigung sollte ich ihm Schokolade oder so etwas besorgen.«
    »Er mag Müsliriegel«, sagte ich zu ihr. »Soll ich ihr die Nummer geben, Tante Rose?«
    »Ist er ein netter Junge?«
    »Ziemlich nett.«
    »Und er würde sie nicht ermutigen, sich wie ein Mitglied von Kiss anzuziehen?«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Oder sie schwängern?«
    »Wir müssten ihn fragen.«
    »Mach dir eine Notiz, Josephine, und ich rufe ihn morgen an.«
    »Ihr seid beide nicht halb so witzig, wie ihr glaubt«, sagte Kim eingeschnappt.

    Als ich nachts in meiner Schlafmontur aus Pyjama, Wollpullover und zwei Paar Socken von der Toilette kam, hörte ich in der Küche ein Geräusch, das nach leisem Donnergrollen klang. Ich knipste das

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