Dinner mit Rose
und sie genoss offensichtlich jede Sekunde, aber wie unangenehm für uns restliche glücklose Supermarktbesucher, ihr Vorspiel mit ansehen zu müssen, wenn wir ein paar Snacks einkaufen wollten.
Halb Waimanu schien an diesem Abend Einkäufe zu erledigen. Ich traf meine alte Englischlehrerin Mrs Palmer beim Tiefkühlgemüse und Brett in der Schlange an der Kasse.
»Was macht deine Wunde?«, fragte ich ihn.
»Ich habe ein paar interessante Hämatome«, erwiderte er. »Wenn du willst, zeige ich sie dir – wir treffen uns auf dem Parkplatz.«
»Verlockendes Angebot«, sagte ich. »Aber deine Frau würde mich ausweiden.«
Er grinste breit. »Niemals. Sie würde dein berufliches Interesse verstehen.«
»Möglich, aber es wäre schwierig, Passanten zu erklären, warum du einer anderen Frau deine Kronjuwelen zeigst. Vielleicht solltest du mir ein Bild mailen.«
»Entschuldigung, Sir, könnten Sie zu mir herüberkommen?«, rief eine Frau von der Nachbarkasse, und er gehorchte. Ich betrachtete das Titelbild einer Fernsehzeitung für die folgende Woche und hoffte insgeheim, dass ich nicht wirklich ein Foto von Bretts Vasektomienarben bekommen würde, als Farmer-Barbie mit einer Zeitschrift und einer Flasche Wasser hinter mir auftauchte.
Ich hatte Cilla seit dem Abend, an dem sie mir unterstellt hatte, ihr Matt abspenstig machen zu wollen, nicht mehr gesehen und legte auch jetzt keinen Wert auf eine Begegnung. Ihr ging es vermutlich genauso, aber es waren nur drei Kassen geöffnet, und in den anderen beiden Schlangen hatten sich gerade Familien mit genug Lebensmitteln für einen Monat eingereiht.
»Hi«, murmelte ich, als das Schweigen immer unbehaglicher wurde.
»Hi«, erwiderte Cilla, wandte sich halb ab und ließ ihr Haar wie einen Vorhang zwischen uns fallen.
Nicht Freundlichkeit, sondern allein der Wunsch, fünf Minuten gestelzter Konversation zu entfliehen, bewog mich, sie aufzufordern: »Geh du vor, du hast ja nur ein paar Sachen.«
»Danke«, murmelte sie, schob sich vor mich und legte ihre Einkäufe aufs Band. Eine Flasche Wasser mit Mandarinengeschmack und eine Ausgabe des Hochzeitsmagazins Bride and Groom .
Wahrscheinlich spielt sie für irgendjemanden die Brautjungfer, dachte ich, als ich begann, meinen Einkaufswagen aufs Band zu legen . Dennoch verschwamm einen Moment lang alles vor meinen Augen, und ich fürchtete voller Entsetzen, an der Supermarktkasse in Tränen auszubrechen.
Es war kein guter Abend: Tante Rose hatte starke Schmerzen, und Hazel kam vorbei, um ihr einen Heilkristall zu bringen und uns von dem unhöflichen Benehmen einer Frau aus ihrem Pilateskurs zu erzählen. »Ich konnte es einfach nicht fassen, dass sie so mit mir spricht. Warum war sie nur so – so feindselig?«
»Hm.« Rose verlagerte mit schmerzlich verzogenem Gesicht ihr Gewicht auf der Chaiselongue. Das Buch, das neben ihr lag, fiel zu Boden, und ihre Schwester bückte sich, um es aufzuheben.
»Sieh an«, sagte sie, als sie es zwischen den Händen drehte. »Ich hatte keine Ahnung, wo das abgeblieben ist. Ich vermisse es schon seit Jahren.« Und sie verstaute es in ihrer Handtasche.
»Ich lese das gerade«, bemerkte Rose milde.
Hazel lachte hell auf. »Entschuldige, Rosie, Liebling. Natürlich kannst du es lesen. Es ist nur so …« Hier brach sie ab und blickte einen Moment lang so gefühlvoll drein wie Percy, wenn er um unsere Toastkrusten bettelte. »Es gehörte Pat, Gott hab ihn selig. Sein Lieblingsbuch, weiß Gott, warum. Ich konnte ihn nie für andere Lyrik begeistern.«
»Das ist meine Ausgabe«, sagte Rose. »Ich hab sie vor einigen Jahren bei einem Ausverkauf des Rotarierclubs erstanden. Danke.« Sie streckte die Hand nach dem Buch aus und schob es mit Nachdruck zwischen ihre Hüfte und die Rückenlehne der Chaiselongue.
Als ich kurz vor dem Zubettgehen die Türen abschloss und Holz für die Nacht nachlegte, fand ich das Buch und hob es auf. Es war eine Ausgabe von The Songs of a Sentimental Bloke von C. J. Dennis – ich hatte es vor Jahren einmal gelesen. Mir gefällt es gut; es ist eine hübsche Liebesgeschichte in Versform, verfasst im Cockneyslang, der vor hundert Jahren in den Slums von Sydney gesprochen wurde.
Das Buch war alt und abgegriffen, hatte einen verblassten orangefarbenen Einband und die Seiten waren voller Eselsohren. Ich blätterte es schläfrig durch, las hier und da eine Zeile und studierte dann die Innenseite des Einbands, um festzustellen, wann es zuerst veröffentlicht worden war.
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