Dinner mit Rose
Wasser kocht.«
»Lass mich kein böses Wort gegen sie hören«, warnte Stu. »Sie ist großartig, nicht wahr?«
Ich nickte. »Du hättest sie vor sechs Monaten sehen sollen. Sie hatte lange, wehende graue Haare und eine Büste wie ein Schiffsbug.« Ich presste die Handballen gegen die Augen, um die Tränen zurückzuhalten.
»Sollte ich je eine tödliche Krankheit bekommen, dann hoffe ich, sie mit einem Zehntel ihres Stils ertragen zu können.«
»Das solltest du ihr sagen. Es wird ihr gefallen.«
Eine Weile herrschte kameradschaftliches Schweigen, während er Teller unter heißem Wasser abspülte und ich sie abtrocknete. Vom Ofen her war nur Spuds leises Schnarchen zu hören. Schließlich fragte ich: »Und du? Triffst du dich mit jemandem?«
»Nein«, erwiderte Stu düster. »Ich lebe im unfreiwilligen Zölibat.«
»Ich denke, das gilt als Tugend.«
»Das erzählen sich die Leute, die niemanden abbekommen haben, um sich besser zu fühlen.«
»Da könntest du recht haben«, sagte ich. »Aber wenn es dich tröstet – dein Liebesleben kann kaum öder sein als meines.«
»Warum treibst du es nicht mit dem göttlichen Matthew?«, wollte Stu wissen. »Den würde ich auch nicht von der Bettkante stoßen.«
»Matt?«, fragte ich obenhin. »Das wäre schon fast Inzest.«
»Du hast es schon einmal getan«, erwiderte er. Es ist gefährlich, guten Freunden in nächtlichen Gesprächen bei einer Flasche Wein seine Geheimnisse anzuvertrauen – sie erinnern sich später daran.
»Damals waren wir jung und dumm. Außerdem hat er eine Freundin.«
»Tatsächlich?«, bemerkte Stu skeptisch. »Wenn ich sie wäre, würde ich mir ziemliche Sorgen machen.«
»Wie meinst du das?« Ich griff nach einem Teller, inspizierte ihn und ließ ihn wieder in die Spüle sinken, weil noch so gut wie ein halbes Huhn daran klebte.
» JD , stell dich nicht dümmer, als du bist. Der Mann ist ganz offensichtlich vernarrt in dich. Hast du nicht gesehen, wie er die Ohren gespitzt hat, als ich den Slip erwähnt habe?«
Das hatte ich nicht bemerkt, und ich bezweifelte auch, dass Stu es beobachtet hatte. »Ah, aber du solltest seine Freundin sehen«, sagte ich. »Sie wirkt wie eine Porzellanpuppe, kann aber über Futtermittel und kalbende Kühe reden wie ein Profi.«
»Ich hasse sie«, erwiderte Stu prompt.
Ich seufzte. »Ich auch«, gab ich zu. »Wann heiraten Graeme und Chrissie?«
»Wer weiß? Chrissie kann sich immer noch nicht zwischen einer intimen Zeremonie auf einer tropischen Insel und einem pompösen Dinner mit anschließendem Kostümball entscheiden.«
Ich lachte, aber es klang nicht sehr überzeugend. Stu legte die Spülbürste beiseite und nahm mich tröstend in den Arm. »Du wolltest ihn nicht wirklich heiraten, oder?«, fragte er.
»Nein«, erwiderte ich langsam. »Aber es ist trotzdem deprimierend, dass er nach fünf Jahren hingeht und sich Hals über Kopf mit einer anderen verlobt.«
»Ich bezweifle sehr, dass das seine Idee war«, bemerkte Stu trocken. »Aber ich weiß, was du meinst – es ist nicht gut für das Selbstwertgefühl.«
»Das kannst du laut sagen«, bestätigte ich nachdrücklich.
»Der letzte Typ, an dem ich interessiert war, ist zu dem Schluss gekommen, dass er Mädchen bevorzugt«, tröstete mich Stu. »Vielleicht stärken solche Rückschläge den Charakter.«
Ich griff wieder nach dem Geschirrtuch. »Wie stark muss unser Charakter denn noch werden?«
Kapitel 24
W IE HAST DU geschlafen?«, fragte ich Stu, als er am nächsten Morgen in die Küche kam. Es regnete immer noch, aber nicht mehr so heftig, und der Wind hatte nachgelassen. Draußen sah alles grau und nass und trostlos aus.
»Es geht.« Er reckte die Arme über den Kopf und gähnte. »Gegen zwei Uhr hat irgendjemand direkt unter meinem Fenster äußerst geräuschvoll die Nase hochgezogen …«
»Percy«, erklärte ich, als ich ihm einen Becher Kaffee reichte.
»Ein älterer Einheimischer?«
»Tante Roses Hausschwein.«
»Da fällt mir ein Stein vom Herzen. Und als ich mitten in der Nacht pinkeln musste, bin ich gegen einen riesigen Topf geprallt.«
»Der steht wegen dem Loch in der Decke da.«
»Aha. Der Kaffee ist gut.«
»Danke.«
»Und du hattest recht – ich hätte die Handschuhe und die Mütze gut gebrauchen können.«
»Tut mir leid«, entschuldigte ich mich. »Ich will schon lange einen Ölheizofen kaufen.«
»Nein, nein«, wehrte Stu ab. »Ich bin froh, dass ich die Nacht tapfer durchgehalten habe. Ich komme mir vor wie
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