Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
gestreckte, offene Hand begann dezent zu winken, während synchron dazu ein maskenhaftes Lächeln sich in das ansonsten recht verhärmte Gesicht hineindrückte.
    Normalerweise reagierte Tannenberg auf diese von ihm als impertinente Aufdringlichkeit, wenn nicht gar als vorsätzliche Nötigung empfundene Marotte der Schleicherin lediglich mit einem kurzen, ausdruckslosen Kopfnicken.
    Wobei er in der Vergangenheit stets darauf geachtet hatte, dass ihm bei diesen ihm abgetrotzten Pflichtreaktionen nur ja kein Anflug eines Lächelns – oder einer als solches interpretierbaren Regung – über die Lippen gekommen war. Denn ihm war sonnenklar, dass er damit so ziemlich genau das Gegenteil dessen erreichen würde, was er sich sehnlichst herbeiwünschte, nämlich sich von ihr unbelästigt im Musikerviertel bewegen zu können.
    Obwohl er sich in der Vergangenheit stets eisern an diese Vorgaben gehalten hatte, machte ihm die nach seinem Friedhofsbesuch immer stärker von ihm Besitz ergreifende Euphorie einen gewaltigen Strich durch die Rechnung.
    Denn entgegen sonstiger Gewohnheit zeigte er ein völlig anderes Verhalten: Er winkte nicht nur freundlich zurück, sondern bedachte die Schleicherin auch noch mit einem derart wohlwollenden, ausdrucksstarken Mienenspiel, dass sich das über ihrem weit geöffneten Mund thronende Augenpaar nicht mehr von ihm lösen konnte.
    Während sie ihm verwundert hinterherstarrte, wie er in die Hofeinfahrt abbog, setzte sie sich in Bewegung – und wäre dabei fast über ihren vierbeinigen Liebling gestolpert.
    Heiner hatte seinen Bruder anscheinend erwartet, denn noch bevor Tannenberg den Motor abstellte, stand er bereits neben dem Sharan.
    „Da bist du ja endlich. Wo warst du denn so lange?“, sagte er mit vorwurfsvollem Unterton, während er die Fahrertür öffnete.
    „Mensch, Heiner, du wirst ja wirklich immer mehr wie Mutter. Du hast ja schon einen richtigen Fürsorgekomplex.“
    „Wolf, ich hab jetzt wirklich keine Zeit für blöde Scherze. Wir brauchen dringend unser Auto. Bettys Mutter hat doch heute Geburtstag.“
    „Mach mal nicht so ’nen Zirkus. Ich bin jetzt ja da. Und so wild bist du auf diesen Besuch doch wohl auch nicht, oder? Du Armer!“, bemerkte Tannenberg grinsend. Dann zog er den Zündschlüssel ab und drückte sich von seinem Sitz nach draußen.
    Heiner warf einen kurzen, prüfenden Blick ins Wagen-innere, der ihn sofort mit schmerzverzerrtem Gesicht aufstöhnen ließ. „Oh, nein! Schau dir mal den Sitz an!“
    „Was ist denn mit dem Sitz?“, gab Wolfram Tannenberg sogleich stirnrunzelnd zurück.
    „Der ist patschnass!“
    „Ja Gott, entschuldige, es regnet eben. Ich bin übrigens auch nicht gerade trocken“, bemerkte Tannenberg und quetschte zur Untermauerung seiner Behauptung ein paar Regentropfen aus seinem alten Parka. „Man könnte sogar durchaus behaupten, dass ich völlig durchnässt bin. Außerdem ist mir kalt und ich will jetzt nur eins: nämlich so schnell wie möglich unter die Dusche.“
    „Aber das gibt doch riesengroße Wasserflecken!“, klagte Heiner kopfschüttelnd. „Außerdem krieg ich einen nassen Hintern, wenn ich mich jetzt da draufsetze.“
    „Dann lass eben Betty fahren. Oder bleib ganz zu Hause, du alter Jammerlappen.“
    Tannenberg wurde von einer seiner berühmt-berüchtigten, vermeintlich humoristischen Inspirationen heimgesucht. „Ich hab übrigens noch einen Abstecher zum Wochenmarkt gemacht und dir etwas mitgebracht, das dir sicherlich dabei helfen wird, deinen Frust über diese bescheuerte Rezension ein wenig anzumildern.“
    „Was denn?“
    „Eine Steige Kiwis, alter Junge!“
    An der Reaktion seines Bruders merkte er jedoch sehr schnell, dass er sich gerade eben wieder einmal wie ein tölpelhaftes Trampeltier aufgeführt hatte.
    Heiner war von Tannenbergs unbedachter Bemerkung wie von einem Keulenhieb getroffen worden. Er schluckte, schniefte und erwiderte mit gebrochener Stimme: „Mach du nur deine Witze darüber. Ist ja auch egal. Mir geht’s sowieso schon so miserabel, dass es auf das bisschen Häme nun wirklich nicht mehr ankommt.“
    „Entschuldige, Heiner, tut mit leid. Warum rede ich denn auch immer solch einen ausgemachten Blödsinn? Ich bin so ein verdammter Idiot! Ich weiß doch, wie sehr dir die Schrott-Kritik von diesem bescheuerten ›kiwi‹ an die Nieren geht.“
    Er ging die wenigen Schritte zu ihm hin, versuchte ihn zu trösten, indem er ihm den Arm auf die Schulter legen wollte.
    Aber Heiner ließ die

Weitere Kostenlose Bücher