Diplomat der Sterne
Tag über sind die Sterne sichtbar. Im Winter beschäftigen wir uns hauptsächlich mit Malen und Bildhauerei. Dann kommt der Frühling – da ist es immer noch recht kalt. Viel Ski laufen, Bobschlitten fahren und eislaufen. Außerdem ist das die Saison für Holzarbeiten. Unsere Möbel …«
»Ich glaube, ich habe einige Ihrer Möbel gesehen«, warf Retief ein. »Sehr schöne Arbeit.«
Arapoulous nickte. »Alles einheimisches Holz. Wir haben viel Erz in unserem Boden; diese Sulfate geben den Hölzern ganz besondere Färbungen, das kann ich Ihnen sagen. Ja, und dann kommt der Monsun. Regen in Strömen – aber die Sonne kommt näher, sie scheint den ganzen Tag. Haben Sie schon mal strömenden Regen im Sonnenschein gesehen? Dann haben wir den Sommer. Der Sommer ist glühendheiß. Wir bleiben den ganzen Tag über drinnen, und in der Nacht haben wir Strandparties. Es gibt viele Strände auf Lovenbroy, wir haben ja hauptsächlich Inseln. Das ist die Drama- und Symphonien-Zeit. Die Theater werden am Strand oder auf vor dem Strand verankerten Barken errichtet. Wir haben die Musik und die Brandung, die Freudenfeuer und die Sterne – wir sind in der Nähe eines Sternenhaufenzentrums, wissen Sie …«
»Sie sagten, daß jetzt bald die Weinernte kommt?«
»Das ist richtig. Der Herbst ist unsere Erntezeit. In den meisten Jahren haben wir nur die übliche Ernte: Obst, Korn und dergleichen. Das einzuholen nimmt nicht viel Zeit in Anspruch. Die meiste Zeit beschäftigen wir uns mit Architektur. Wir errichten neue Gebäude für den Winter oder bauen die älteren um. Wir verbringen viel Zeit in unseren Häusern, daher haben wir es gern gemütlich. Aber dieses Jahr ist es anders. Diesmal haben wir das Weinjahr.«
Arapoulous paffte an seiner Zigarre und blickte Retief sorgenvoll an. »Die Weinernte ist das, was uns das große Geld einbringt«, erklärte er. »Wir verdienen genug daran, um bis zur nächsten Ernte leben zu können. Aber dieses Jahr …«
»Schlechte Ernte?«
»Oh, die Ernte ist gut, eine der besten, soweit ich mich erinnern kann. Natürlich, ich bin erst achtundzwanzig und kann mich nur an zwei andere Ernten erinnern. Nein, das Problem ist nicht die Ernte …«
»Haben Sie Ihre Absatzmärkte verloren? Das scheint mir dann eher eine Angelegenheit für die Wirtschaftsabteilung …«
»Unsere Märkte verloren? Mister, niemand, der jemals unsere Weine gekostet hat, wird sich jemals mit etwas anderem begnügen!«
»Das klingt, als hätte ich etwas versäumt«, meinte Retief. »Ich werde Ihren Wein auch einmal probieren müssen.«
Arapoulous legte sein Bündel auf den Tisch und entfernte die Umhüllung. »Jetzt ist der richtige Augenblick dafür.«
Retief blickte auf die beiden gedrungenen Flaschen, eine grün, die andere bernsteinfarben, beide staubig, mit verblichenen Etiketten und geschwärzten Korken, die mit Draht gesichert waren.
»Im Dienst trinken ist im Corps nicht gern gesehen, Mr. Arapoulous«, sagte er.
»Das ist ja nicht Trinken, das ist nur Wein.« Arapoulous lockerte den Draht und drückte den Daumen auf den Korken. Langsam stieg der Korken auf und ploppte dann in die Luft. Arapoulous fing ihn auf. Aromatischer Duft stieg aus der Flasche. »Außerdem würden Sie mich kränken, wenn Sie sich weigerten, mit mir zu trinken.« Er zwinkerte verschmitzt.
Retief nahm zwei dünnwandige Gläser von einem Tischchen neben seinem Schreibtisch. »Mir fällt gerade ein, daß wir sogar verpflichtet sind, uns in acht zu nehmen, keine einheimischen Bräuche zu verletzen.« Arapoulous füllte die Gläser. Retief hob eines an die Nase, schnupperte an der dunkelrostfarbenen Flüssigkeit, probierte und nahm dann einen kräftigen Schluck. Er sah Arapoulous nachdenklich an.
»Hmm, es schmeckt wie gesalzene Pecans mit einer Unterströmung von abgelagertem Portwein.«
»Versuchen Sie nicht, es zu beschreiben, Mr. Retief«, sagte Arapoulous. Er nahm einen Mundvoll Wein, umspülte damit seine Zähne und schluckte dann. »Es ist Bacchus-Wein, das ist alles.« Er schob Retief die zweite Flasche hin. »Der Brauch bei uns daheim ist, abwechselnd roten und schwarzen Wein zu trinken.«
Retief legte seine Zigarre beiseite, löste den Draht, stieß den Korken leicht an und fing ihn auf, als er heraussprang.
»Bedeutet Unglück, wenn man den Korken verfehlt«, bemerkte Arapoulous mit einem Kopfnicken. »Sie haben wohl nicht zufällig von dem Ärger gehört, den wir vor ein paar Jahren auf Lovenbroy hatten?«
»Ich glaube nicht,
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