Diplomat der Sterne
weiter.
»Mister, woher haben Sie das?«
»Die Schlapper-Jaq stellen es her. Und jetzt habe ich noch eine Frage an euch: Würdet ihr den Schlapper-Jaq einen Teil dieses Planeten zugestehen – als Gegenleistung für eine Friedensgarantie?«
Am Ende einer halbstündigen hitzigen Debatte wandte sich Lemuel an Retief. »Wir werden jeder vernünftigen Regelung zustimmen«, erklärte er. »Ich nehme an, sie haben ebensoviel Recht darauf, hier zu sein, wie wir. Ich glaube, wir würden mit einer Teilung fünfzig zu fünfzig einverstanden sein. Das wären dann etwa hundertundfünfzig Oasen für jede Seite.«
»Was würden Sie dazu sagen, alle Oasen zu behalten und den Schlapper-Jaq die Wüste zu überlassen?«
Lemuel griff nach dem Weinkrug, während er Retief nicht aus den Augen ließ. »Reden Sie weiter, Mister«, sagte er. »Ich glaube, wir kommen ins Geschäft.«
Konsul Passwyn blickte auf, als Retief sein Büro betrat.
»Setzen Sie sich, Retief«, sagte er geistesabwesend. »Ich dachte, Sie wären drüben auf Pueblo oder wie immer sie diese Wüste nennen.«
»Ich bin zurück.«
Passwyn musterte ihn scharf. »Nun, was ist, was brauchen Sie, Mann? Reden Sie. Aber erwarten Sie nicht von mir, daß ich militärische Hilfe anfordere.«
Retief reichte ein Bündel Dokumente über den Schreibtisch. »Hier ist der Friedensvertrag. Und ein gegenseitiger Beistands-Pakt sowie ein Handelsabkommen.«
»Eh?« Passwyn nahm die Dokumente und blätterte sie durch. Dann lehnte er sich in seinen Sessel zurück und strahlte.
»Nun, Retief, das nenne ich schnelle Arbeit.« Er hielt inne und starrte den Vizekonsul an. »Sie scheinen da einen ganz hübschen blauen Fleck am Kinn zu haben. Ich hoffe Sie haben sich so verhalten, wie es einem Mitglied des Konsulat-Stabes geziemt.«
»Ich habe an einem Sportereignis teilgenommen. Einer der Spieler war etwas ungestüm.«
»Nun … das ist eine der Schattenseiten unseres Berufs. Man muß ein Interesse an solchen Dingen heucheln.« Passwyn erhob sich und reichte Retief seine Hand. »Sie haben gut gearbeitet, mein Junge. Jetzt werden Sie hoffentlich zu schätzen wissen, was es heißt, Instruktionen von oben buchstabengetreu zu befolgen.«
Draußen in der Halle blieb Retief gerade lange genug neben dem Müllschlucker stehen, um aus seiner Aktentasche einen großen gefütterten Umschlag – immer noch versiegelt – zu nehmen und ihn in den Schlitz zu werfen.
In hohem Maße wirksame, schon früh in der Geschichte des Corps entwickelte Hilfsprogramme spielten eine bedeutende Rolle beim Propagieren von Harmonie unter den friedliebenden Völkern der Galaktischen Gemeinschaft. Der bemerkenswerte Erfolg von Unter-Attaché (später Botschafter) Magnan bei der Kosmopolitisierung von reaktionären Elementen im Nikodemischen Sternhaufen wurde mittels dieser hervorragenden Programme erzielt …
Band III, Spule 71.482, A. E. (AD 2943)
Kulturaustausch
Der Erste Sekretär Magnan nahm sein grüngefüttertes Cape und seine mit einer orangefarbenen Feder gezierte Mütze vom Garderobenständer.
»Ich gehe jetzt, Retief«, sagte er. »Ich hoffe, Sie kommen während meiner Abwesenheit mit der administrativen Routine zurecht, ohne daß unliebsame Zwischenfälle auftreten.«
»Diese Hoffnung erscheint mir bescheiden genug«, entgegnete Zweiter Sekretär Retief. »Ich werde versuchen, ihr gerecht zu werden.«
»Ich schätze keine Ironie in bezug auf diese Abteilung«, sagte Magnan gereizt. »Als ich hierherkam, war das Direktorat finden Einsatz von Arbeitskräften, Abteilung Bibliotheken und Erziehung ein Schlachtfeld. Ich schmeichle mir, daß ich die Abteilung zu dem gemacht habe, was sie heute ist. Offen gestanden bezweifle ich, daß es klug ist, Ihnen die Leitung einer so heiklen Sache anzuvertrauen, auch wenn es nur für zwei Wochen ist, aber denken Sie daran, daß Sie eine reine Gummistempel-Funktion innehaben.«
»In diesem Fall überlassen wir es doch gleich Miß Furkle, und ich nehme mir auch zwei Wochen frei. Bei ihrem Eigengewicht sollte sie einigem Druck standhalten können.«
»Ich nehme an, Sie scherzen, Retief«, sagte Magnan bekümmert. »Man sollte sogar von Ihnen erwarten, daß Sie die Boganische Teilnahme an dem Austauschprogramm als möglicherweise ersten Schritt zur Umleitung ihrer Aggressionen in kultiviertere Kanäle anerkennen.«
»Ich sehe, daß sie zweitausend Studenten nach d’Land schicken«, bemerkte Retief mit einem Blick auf die Aktennotiz. »Das ist ja
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