Diplomat und Rebell von Terra
Botschaftsturmes an. Ein paar Meter rechts von der Tür klaffte ein breiter Riß.
»Offenbar war es doch kein Plooch-Ei«, stellte er wie zu seiner Rechtfertigung fest.
Die Speere waren bei der Explosion noch um einiges näher gerückt. »Bewacht ihn!« brüllte der Leutnant.
»Langsam, Freunde«, warnte Retief. »Verderbt euren schönen Festnahme-Erfolg nicht durch ein voreiliges Handeln.«
»Mach deine Futterklappe zu!« keifte einer der Polizisten. Er winkte den anderen, und sie machten eine Gasse für Retief frei. Retief setzte sich in Bewegung. Die Speerspitzen waren unangenehm nahe.
3
Premierminister Ikk war größer als die Durchschnitts-Voion. Sein Panzer bestand aus einem sechzehnschichtigen Lacküberzug, und auf seinem eleganten Kopfschutz prangten metallisch grüne Schnörkel und weiße Rhoon-Federn. Seine Kieferknochen waren juwelengeschmückt. Er saß bequem in seinem Büro, einem großen, protzig ausgestatteten Raum. Retief bemerkte, daß auf dem Boden Formulare des CDT herumlagen. Die Haupträder des Voion steckten in gepolsterten, mit Seide ausgeschlagenen Überzügen. Ein besonders übelriechendes Groaci-Rauchstäbchen hing lässig in einem der Greifwerkzeuge. Mit diesem Greifwerkzeug winkte er nun den Wachtposten zu, ohne auf die Asche zu achten, die er verstreute.
»Laßt uns allein«, fauchte er im Stammesdialekt. »Und wehe, ihr horcht!« Die Polizisten verschwanden schweigend nach draußen. Ikk wartete, bis die Tür geschlossen war, dann schwenkte er seine Sehorgane zu Retief herum.
»So, Sie sind also der Mann.« Er tastete mit beiden Fühlerpaaren aufmerksam nach vorn. »Wir hatten wohl einen ereignisreichen Vormittag, was?« Seine Stimme klang ein wenig nach Metallsäge.
»Eigentlich eher langweilig«, sagte Retief leichthin. »Ich habe mir die Stadt angesehen.«
»Und was haben Sie dabei beobachtet ...?«
»Eine interessante Ausstellung mit Perlenstickereien der Navajos und einige handbemalte Rückenkratzer der Groaci ...«
»Sparen Sie sich den Spott, Terraner!« fauchte Ikk. »Man kennt den Weg, den Sie genommen haben. Uns fehlen lediglich einige – äh – Details.«
»Vielleicht könnten Sie sich etwas genauer ausdrücken«, schlug Retief vor. »Schließlich hört hier keiner zu.«
»Sie wurden am Hafen gesehen«, kreischte Ikk. »Sie haben für Ablenkung gesorgt, und danach waren gewisse Dinge verschwunden.«
»Oh? Was denn?«
»Sechs große Kisten, eben erst mit einem Charterschiff angekommen«, fauchte Ikk. »Sie enthielten Ausbildungsmaterial, das eine bedeutende Rolle in meinem Programm zur Hebung der Massen von Quopp spielen soll.«
»Ich verstehe. Und Sie glauben, ich könnte sie an mich genommen haben und damit verschwunden sein?«
»Schluß jetzt mit Ihrer Frechheit!« brüllte Ikk. »Was haben Sie mit der gestohlenen Sendung gemacht?«
Retief schüttelte den Kopf. »Ich habe Ihre Schulbücher nicht gesehen, Mister Ikk.«
»Pah! Genug jetzt mit den schönen Worten! Sie wissen ebensogut wie ich, was die Kisten enthalten.«
»Sie sagten etwas von Ausbildungsmaterial ...«
»Was könnte einen größeren erzieherischen Wert haben als Pistolen?« kreischte Ikk. »Heraus mit der Wahrheit!«
»Also, um die Wahrheit zu sagen, Sie machen einen großen Fehler, Ikk. Die anderen Quoppina scheinen für die Zwangserziehung nicht so bereit zu sein, wie Sie glauben.«
»Wenn sie Lunte gerochen haben – dann durch Ihre Schuld«, entgegnete Ikk. »Aber dafür bekommen Sie eine Unterrichtsstunde, an die Sie noch lange denken werden. Meine Tutoren werden dafür sorgen.«
»Ich bin sicher, daß Ihre Ausbildungshelfer im Moment nicht hier sind«, meinte Retief besänftigend. »Deshalb schlage ich vor, daß Sie das ganze Erziehungsprogramm noch einmal überdenken und es mit einem weniger ehrgeizigen Weg versuchen.«
»Ah, jetzt verstehe ich«, schrillte Ikk. »Longspoon glaubt, er kann mich absetzen und durch eine willige Marionette vertauschen – durch einen Herpp vielleicht oder einen dieser labberigen Yerkle. Nun, er soll sich täuschen!« Er senkte seine Stimme plötzlich. »Hören Sie, mein Freund, ich bin sicher, wir könnten zu einer Einigung kommen. Sie sagen mir, wo Sie die Waffen versteckt haben, und ich sorge dafür, daß Sie nach der Aufklärungskampagne gebührend belohnt werden.«
»Das ist ein großartiger Vorschlag, Herr Premierminister. Aber ich muß gestehen, daß ich nächtelang wach liegen würde, um über das ›gebührend‹ nachzudenken.
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