Diplomat und Rebell von Terra
enger zusammen, als die Kolosse sie anstarrten. Dann warfen sie ihre Waffen weg. Hinter Retief tauchten jetzt die Ween und Zilk aus dem Dschungel auf, mit schnappenden Scheren und geschärften Sicheln.
»Zehn Minuten Pause, Herrschaften«, sagte Retief zu seinen Kämpfern. »Der Haupttrupp wird in ein paar Minuten wieder hier sein. Aber er kann nicht viel unternehmen, wenn wir dreihundert Polypen gefangenhalten.«
*
»Tief-tief, das muß ich sagen – unser Plan ist gut«, stellte Jik-jik fest. »Du bist ein tüchtiger Ween-Ehrenbürger. Aber eines gefällt mir nicht: Warum dürfen wir diese Voion nicht zu kleinen Happen zerbeißen? So wie sie daliegen, dauert es ein halbes Jahr, bis sie merken, welches Rad zu wem gehört.«
»Die Kerle sind nur ein kleiner Teil der Voion-Armee«, erklärte Retief. »Sie haben einen großen Wert für uns, wenn wir sie als Verhandlungsmaterial benutzen. Aber dazu dürfen sie nicht in ihre Einzelteile zerlegt sein.«
»He, Tief-tief!« Ein Ween, der als Wächter postiert worden war, kam angelaufen. »Eine Art fliegender Wagen kommt.«
Retief und die anderen beobachteten, wie der fremdartige Helikopter in der Nähe landete. Ein kleiner, spindeldürrer Voion mit einem viel zu großen Kopf kletterte aus dem Cockpit, rollte eine weiße Fahne auf und kam auf wackeligen Rädern näher.
»Schön, soll er kommen«, sagte Retief. »Und schneidet ihm ja nicht den Kopf ab – er ist ein Parlamentär.«
»Du bist Tief-tief, der Rebellenkommandant?« fragte der Neuankömmling mit merkwürdig dünner Stimme.
Retief sah den Abgesandten durchdringend an und nickte.
»Wir – äh – bewundern deinen Mut«, fuhr der Voion fort. »Aus diesem Grund denken wir an eine allgemeine Amnestie ...«
Retief wartete.
»Könnten wir – äh – die Einzelheiten privat besprechen?« schlug der Abgesandte mit einem heiseren Flüstern vor.
Retief nickte Jik-jik und Tupper zu. »Könntet ihr einen Moment zur Seite gehen?«
»Okay, Tief-tief – aber halte beide Sehorgane auf den Kerl gerichtet. Der kommt mir ganz gerissen vor«, mahnten sie. Sie gingen ein paar Meter weiter.
»Also schön«, sagte Retief. »Wie lautet der Vorschlag?«
Der Voion starrte ihn an. Ein trockenes Rasseln kam aus seiner Kehle. »Verzeihen Sie mir meine Fröhlichkeit«, zischelte er im veränderten Tonfall. »Diese Stimme – und diese Beine ...« Er neigte sich dicht zu Retief. »Ich habe mein Angebot noch einmal überdacht. Sie werden sofort das Kommando dieses Haufens abgeben und mich als Gefangener zum Hauptquartier begleiten.«
»Und weshalb sollte ich das?« fragte Retief interessiert.
»Aus einem ganz ausgezeichneten Grund. Eigentlich aus zehn ausgezeichneten Gründen, mein lieber Retief!« Der Voion lüftete seinen Kopfputz und enthüllte ein graues Gesicht und fünf neugierige Stielaugen.
»Oh, General Hish von der Groaci-Gesandtschaft!« sagte Retief. »Sind Sie immer noch mit Vorliebe auf fremdem Territorium?«
Hish richtete zwei seiner Augen auf Retief. »Wir haben zehn weibliche Terries in unserer Obhut«, sagte er kühl. »Sie sollen bei Morgengrauen erschossen werden. Wenn Sie sich ergeben, lasse ich die zehn Frauen frei.«
6
»Wann kommst du, Tief-tief?« erkundigte sich Jik-jik beunruhigt. »Weshalb gehst du mit dem Polizisten in seiner Maschine fort?«
»Ich komme zurück, sobald ich kann«, sagte Retief. »Versucht es weiterhin mit der gleichen Taktik – und freundet euch mit anderen Stämmen an.«
»An Bord gehen!« zischte der verkleidete Groaci in seiner Sprache. »Schnell machen, um vor der Hinrichtung anzukommen!«
Retief betrat den Zweimann-Helikopter, mit dem der Gesandte gekommen war. Hish schnallte sich fest und startete von dem räderzerfurchten Feld, dann wandte er drei seiner freien Augen Retief zu. »Ich gratuliere Ihnen, daß Sie klug genug waren und mitkamen«, wisperte er in ausgezeichnetem Terranisch. »Ich bin natürlich gegen jedes Blutvergießen, aber wenn ich Sie nicht zum Hauptquartier mitgebracht hätte, wären meine Proteste wohl nie gehört worden.«
»Sie haben mir immer noch nicht gesagt, was ein Groaci hier draußen im Busch sucht, General.«
»Bitte – nennen Sie mich nur Hish. Für meine Voion-Freunde bin ich nur ein ziviler Berater. Wenn meine Stimme bei der Bitte um Milde Gehör finden soll, dann wäre es nicht ratsam, komplizierte neue Elemente in die schwierige Gleichung einzuführen.«
»Für eine Truppe, die einen so erfahrenen militärischen
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