Diplomatische Beziehungen (German Edition)
Luke, zeig mir, was in dir steckt. Kannst du etwa nicht sagen, was du mir wirklich sagen willst?“
„Ich würde, wenn ich könnte … Sir“, antwortete Lucas mit fester Stimme, „aber es verstößt gegen britische Prinzipien.“
„Verstößt es gegen britische Prinzipien, über Sex zu reden oder verstößt es gegen britische Prinzipien, deinem Chef, der offensichtlich mit dir im Büro sitzt, zu sagen, dass du mit deiner Aufgabe als Verbindungsbeamter für die Amerikaner etwas zu weit gegangen bist?“
Nach einer weiteren kurzen Stille: „Ich fürchte, Sir, dass ich mich erst mit meinem Vorgesetzten besprechen muss, bevor ich Ihnen eine verbindliche Antwort darauf geben kann.“
Jack konnte beinahe hören, wie Lucas lächelte, und war froh, dass dieser seine letzte Bemerkung nicht zu ernst genommen hatte.
„Ich finde nicht, dass wir letzten Freitag zu weit gegangen sind, Lucas. Ich hoffe …“
„Nein, Sir, ich bin auch der Meinung, dass wir es nicht übertrieben haben. Ich denke, die andere Seite hat eine angebrachte Reaktion auf meine Annäherung gezeigt.“
„Und wie soll deiner Meinung nach dann das Wochenende ablaufen?“, erkundigte sich Jack, amüsiert über Lucas‘ Professionalität.
„Ich denke, wir sollten das Risiko erhöhen, Sir. Natürlich erst, nachdem wir die Lage sondiert haben und einschätzen können, wie die andere Seite reagieren wird. Ganz vorsichtig, bis sie angebissen hat, und dann ziehe ich sie an Land. Wie klingt das … Sir?“
Meine Güte, Lucas hatte wirklich ein Talent für so etwas. Jack hätte nie gedacht, dass ein junger Mann ihn erregen könnte, indem er ihn „Sir“ nannte und über Verhandlungen sprach, selbst wenn es nicht wirklich das war, worauf der Brite sich bezog.
„Warum kommst du nicht heute Nachmittag bei mir im Büro vorbei? Mit etwas Glück bin ich für den Rest des Tages da“, schlug Jack zögerlich vor.
„Ja, Sir, ich stimme zu, dass wir so bald wie möglich unsere Strategie besprechen sollten. Ich werde Sie heute Nachmittag aufsuchen.“
L UCAS klappte sein Handy zu und sah den ernsthaften hellhaarigen Mann an, der ihm an seinem Schreibtisch gegenübersaß.
„Christensen?“, fragte Gallagher, während er Lucas über die randlosen Gläser seiner Brille hinweg betrachtete.
„Ja, Sir“, antwortete Lucas, ohne sein Lächeln unterdrücken zu können.
„Ein kompetenter Kerl“, gab der Generalkonsul zu, „aber vergessen Sie ihre Position nicht, Carlton. Wir Briten sind da, um die Amerikaner zu unterstützen und, wenn nötig, zu beraten, ohne sie zu dominieren. Sie sind in jeder Hinsicht sein Untergebener und sollten sich dementsprechend verhalten. Er hat wesentlich mehr Erfahrung in diesen Dingen und Sie können noch eine Menge von ihm lernen.“
Das beruht wohl auf Gegenseitigkeit , dachte Lucas.
Auf dem Gesicht des erfahrenen Diplomaten breitete sich ein Lächeln aus. „Wir kennen uns schon ewig, Christensen und ich. Das Hotel, in dem wir in Beirut Verhandlungen geführt haben, wurde bombardiert. Es war wirklich haarscharf.“ Sean Gallagher schien gute Erinnerungen mit dieser Zeit zu verknüpfen. „Und jetzt zurück zum Wesentlichen, Carlton. Selbst wenn die Verhandlungen mit Belgien in Bezug auf den Krieg scheitern sollten, vergessen Sie nicht, dass uns, auch wenn es sich um ein kleines Land handelt, wichtige Handelsbeziehungenverbinden, die wir nicht verlieren dürfen. Also sorgen Sie dafür, dass Sie den Verhandlungstisch im Guten verlassen, in Ordnung?“
Lucas nickte, während er mit den Gedanken einen zehnminütigen Fußweg weit entfernt war.
U NGEFÄHR eine Stunde später ging Lucas an den amerikanischen Sicherheitsleuten vorbei und hinauf zum Büro des Botschafters.
„Er hat Sie schon erwartet“, informierte ihn Gertje mit einem Zwinkern, als sie hinter ihrem Schreibtisch hervorkam, um ihm die Tür zu öffnen. „Sagen Sie ihm, ich werde keine Anrufe durchstellen.“
Lucas küsste ihre Hand, was sie furchtbar erröten ließ, und betrat das Büro.
Jack saß an seinem Schreibtisch, der buchstäblich mit Papieren bedeckt war. Auf seiner Stirn, die er beharrlich runzelte, zeichneten sich tiefe Falten ab. „Dieses Land ist dämlich. Es ist einer der größten Handfeuerwaffenlieferanten der Welt, aber spricht sich gegen Kriege aus.“
Lucas schob einen Papierstapel zu Seite und lehnte sich auf Jacks Tisch. „Ja, das macht es interessant, nicht wahr?“
Jack musste lächeln. Es beeindruckte ihn immer wieder, wie ruhig
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