Diplomatische Beziehungen (German Edition)
selbst für einen kompetenten Mann wie Sean Gallagher ein wenig zu viel waren, hoffte Jack, dass er hierbei um Lucas‘ Hilfe bitten konnte.
Im Auto auf dem Weg vom Obersten Hauptquartier der Alliierten Streitkräfte in Europa zurück zur Botschaft war Jack nicht in der Lage, sich auf die Unterlagen zu konzentrieren, die er durchgehen wollte. Die durch den Krieg verursachte Krisensituation in der Europäischen Union hatte ihn das ganze Wochenende über in Atem gehalten, doch aus irgendeinem Grund, begannen seine Gedanken nun zu den Ereignissen bei der Ausstellungseröffnung am Freitag zurückzuwandern. Lucas zu küssen und zu berühren hatte sich zweifellos gut angefühlt. Aber tat er das Richtige? Der junge Brite war darüber offensichtlich nicht so besorgt wie er selbst. Wahrscheinlich hatte Lucas mehr Erfahrung oder hatte weniger Schuldgefühle dabei, seine Partnerin zu betrügen.
Jack hätte sich dafür ohrfeigen können, dass er so viel darüber nachdachte – aber war es richtig, so einfach einen Mann zu begehren? Wenn er diese Gefühle erfolgreich unterdrückt hatte, seit er erwachsen war, warum war es dann plötzlich so schwer?
Maria liebte ihn auf ihre eigene direkte, nüchterne Art. Daran bestand keinerlei Zweifel. Sie war eine fantastische Ehefrau, die Art starke Frau, die er brauchte, jemand, der die Entscheidungen in der Beziehung traf, da Jack sie schon in jeder Minute seines Berufslebens treffen musste, bis er ihrer müde war. Es war ein gutes Gefühl, in ein warmes Zuhause zurückzukehren, zu einer Partnerin, die ihr eigenes Leben hatte und ihm niemals vorwarf, dass er zu spät nach Hause kam oder sich nicht genug Zeit für sie nahm, aber irgendwie trotzdem immer für ihn da war.
Nur die Leidenschaft fehlte. Sie brachte niemals sein Blut in Wallung, niemals sein Herz dazu,schneller zu schlagen. Wahrscheinlich hätte er sogar darauf verzichten können, mit ihr zu schlafen, und wenn sie ihn nicht hin und wieder verführt würde, wäre ihr Sexualleben praktisch nicht vorhanden.
Dann war Lucas in sein Leben spaziert und es war um ihn geschehen. In dem Moment, in dem er den schönen jungen Briten zum ersten Mal gesehen hatte, war etwas mit ihm passiert, das er nicht verstehen konnte. Er erinnerte sich noch genau an Lucas‘ festen Händedruck, seine leuchtenden Augen und die offenkundige Selbstsicherheit, die man so leicht mit Arroganz verwechseln könnte, wäre da nicht das entwaffnende Lächeln und die jungenhafte Unbekümmertheit gewesen.
Aus irgendeinem Grund konnte er die Hände nicht von ihm lassen und obwohl sie sich nur geküsst hatten ( und was für ein Kuss! ), sehnte er sich ernsthaft nach Lucas. Selbst vor diesem aufregenden ersten Kontakt, hatte Jack sich ausgemalt, wie es sich anfühlen würde ihn in den Armen zu halten, seine nackte Haut mit seiner eigenen zu berühren, mit ihm zu schlafen …
Jack wies seinen Fahrer an, die Trennwand zwischen ihnen hochzufahren. Er wollte Lucas anrufen und dazu musste er allein sein.
Es klingelte ein paar Mal, bevor sich Lucas meldete.
„Hey du. Kannst du gerade sprechen?“, fragte Jack mit gedämpfter Stimme.
Lucas‘ Stimme klang freundlich, aber ein wenig seltsam. „Herr Botschafter, wie schön, von Ihnen zu hören!“
„Lucas?“, fragte Jack leicht überrascht. „Hör zu, ich kann später anrufen, wenn es …“
„Oh nein, Sir. Wir haben gerade davon gesprochen, wie eng unsere Botschaften in dieser Situation zusammenarbeiten müssen und …“
Jack lächelte. Es war ganz offensichtlich jemand mit Lucas im Raum, dem er demonstrieren wollte, was für gute Arbeit er als Verbindungsbeamter für die Amerikaner leistete. Vermutlich handelte es sich um Gallagher. Sein Lächeln wurde noch breiter, denn nach einem traumatischen Jahr, in dem sie beide für ihre jeweilige Botschaft in Beirut gearbeitet hatten, kannte er den Stellvertreter des britischen Botschafters ziemlich gut. Jetzt war Jack neugierig, wie gut Lucas improvisieren konnte.
„Na ja, ich habe gerade über unsere Pläne für das Wochenende nachgedacht …“, tastete sich Jack mit leiser Stimme vor.
„Ja, natürlich Sir. Daran habe ich auch gedacht.“ Er sah beinahe vor sich, wie Lucas seinem Chef zunickte und auf seinem Stuhl herumrutschte.
„Hast du daran gedacht, was du mit mir machen willst, wenn unsere Frauen zwei Nächte lang weg sind?“
Stille. Sprich mit mir, Lucas. Ich möchte deine Stimme hören . Jacks eigene Stimme war sanft und verführerisch. „Komm schon,
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