Diplomatische Beziehungen (German Edition)
kennenlernen. Und nicht zuletzt würde es sich gut in ihrem Lebenslauf machen und ihr dabei helfen, sich in Gegenwart fremder Leute wohler zu fühlen. Sie bewunderte Marias Talent, in jeder erdenklichen Situation schön und selbstbewusst zu wirken. Diese Frau konnte nichts aus der Ruhe bringen.
Als sie die Wäsche sortierte, bemerkte sie, dass an einem von Lucas‘ teuren Hemden drei Knöpfe fehlten. Sie hatten zwar normalerweise einen Ersatzknopf, aber drei fehlende Knöpfe waren dann doch zu viel. Sie nahm sich vor, auch die anderen Hemden auf lose Fäden zu überprüfen. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Fabrikationsfehler.
Nachdem sie die Waschmaschine angestellt hatte, packte sie ihre Toilettenartikel aus, stellte ihre Zahnbürsten gemeinsam zurück in den kleinen grünen Becher auf der Ablage über dem Waschbecken und Lucas‘ Rasierapparat und Rasierschaum in den Spiegelschrank. Keiner von ihnen hatte für seine jeweilige Wochenendunternehmung besonders viel gepackt, doch sie überprüfte trotzdem alle Seitentaschen.
M ARIA betrat das Haus, dicht gefolgt von ihrem Fahrer, der ihren Koffer hereinrollte.
„Sonst noch etwas, Ma’am?“
„Nein, vielen Dank, Paul.“ Sie drückte ihm Trinkgeld in die Hand und ging zu Jack hinüber, der am Tresen saß und die Sunday Times las.
„Hallo Fremder.“ Sie legte Jack einen Arm um die Schulter und als er aufsah, begrüßte sie ihn mit einem kleinen Kuss. „Hast du mich vermisst?“
„Na ja“, antwortete Jack und wandte sich demonstrativ wieder seiner Zeitung zu, während ihre Hand immer noch auf seiner Wange lag.
„Oh, okay, dann willst du dein Geschenk bestimmt auch nicht haben.“ Sie ging in Richtung ihres Koffers davon und warf ihm einen neckenden Blick zu, als sie ihr Gepäck an sich nahm und damit im Flur verschwand.
Jack wurde erneut von Schuldgefühlen geplagt. Kaum war sie für zwei Nächte nicht da, schlief er bereits hinter ihrem Rücken herum, und sie brachte ihm auch noch ein Geschenk mit. Einen Moment lang wünschte er sich, er könnte die Zeit zurückdrehen, doch dann dachte er an Lucas und an die Gefühle, die der junge Brite in ihm hervorrief. Er legte das Gesicht in die Hände und erinnerte sich daran, wie Lucas und er sich in der vergangenen Nacht geliebt hatten. Es war bereits mehr als nur Sex gewesen. Es war etwas viel Schöneres als nur das Befriedigen der eigenen Lust. Sie hatten sich viel Zeit dafür genommen, den Körper des anderen zu erkunden. Er konnte immer noch die wundervoll muskulöse Brust und die kräftigen Schultern unter seinen Händen spüren, die dunklen Brustwarzen, die hart wurden, wenn er sie berührte. Er konnte immer noch Lucas‘ Haut schmecken. Wie könnte er auch nur darüber nachdenken, auf all das zu verzichten? Wie könnte er sich von der einzigen Person abwenden, mit der er sich lebendig gefühlt hatte, seit … seit er denken konnte?
„Du arbeitest zu viel, Jack.“
Jack zuckte zusammen, als ihn Marias Stimme aus seinen Tagträumen riss. Er hatte nicht bemerkt, dass sie zurück ins Zimmer gekommen war.
A LS sie hereingekommen war, hatte sie bemerkt, wie müde er aussah. Er wirkte, als hätte er seit Freitag kaum geschlafen, und sie nahm sich vor, ihn an diesem Abend zu verwöhnen, da am nächsten Morgen eine neue, zweifellos sehr anstrengende Woche beginnen würde. Sie wusste, dass ihr Mann ein Workaholic war und dass es noch schlimmer wurde, wenn sie nicht da war. Es war irgendwie liebenswert, wie Jack sich immer in seiner Arbeit vergrub. Er brauchte dringend ein Hobby.
Nachdem sie, mit ihrem Geschenk für ihn unter dem Arm, zurück nach unten gegangen war, beschloss sie etwas zu essen zu bestellen. Dann würde sie ihn zu einem Scrabble-Spiel herausfordern, um ihn von der Arbeit abzulenken.
Sie war oben in Jeans und T-Shirt geschlüpft und barfuß geblieben, so dass Jack sie nicht kommen hörte. Er hatte sein Gesicht in den Händen vergraben. Ihn heute in ihrem liebsten Wortspiel zu schlagen, würde eine Kleinigkeit sein!
„Du arbeitest zu viel, Jack.“
Jack sah zu Maria hoch. „Hi.“
Nachdem er sich kurz gesammelt hatte, schaute er um sie herum auf die Pappröhre hinter ihrem Rücken. „Darf ich es aufmachen?“
„Nö.“ Sie schüttelte den Kopf und hielt die Röhre von ihm weg.
„Du bist gemein, Maria Francesca!“ Er benutzte ihren vollen Namen, wenn er sie ärgern wollte, denn er zeigte jedes Mal Wirkung.
Sie schürzte die Lippen. „Das bin ich wohl.“ Sie streckte die
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