Diplomatische Beziehungen (German Edition)
mich. Mein Ruf hängt von deinem Ruf ab, du dummer Mann. Und jetzt …“ Sie schaute auf ihre Armbanduhr. „… gehe ich ins Bett. Und zwar allein. Wir sehen uns beim Frühstück.“
„Sei dir da nicht so sicher“, entfuhr es Jack.
Kapitel 17
E S WAR bereits nach Mitternacht, als Lucas von der Türklingel geweckt wurde. Ihm fiel nicht eine einzige Person ein, die die Dreistigkeit besitzen könnte, an einem Werktag um diese Zeit bei ihm zu klingeln, solange nicht das Gebäude in Flammen stand oder etwas ähnlich Schreckliches passiert war. Er tastete im Dunkeln nach einer Hose und schlüpfte auf dem Weg vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer hinein.
Als er die Tür öffnete, hielt er sich eine Hand über die Augen, um sie vor dem grellen Licht des Hausflurs zu schützen.
„Jack, was zum …“
„Luke, ich habe es ihr gesagt.“
„Steh da nicht so rum, komm rein! Hat sie dich rausgeworfen?“ Lucas rieb sich den Schlaf aus den Augen, um deutlich sehen zu können. „Willst du Tee?“
Jack ließ sich auf das Sofa fallen und wartete, bis Lucas mit zwei dampfenden Tassen zurückkam.
„Sie war schon zu Hause, als ich zurückgekommen bin. Sie hat gesagt, sie wüsste … das mit uns.“
Lucas, jetzt hellwach, versuchte, seinen Liebsten verständnisvoll anzusehen, als er sich neben ihm auf dem Sofa niederließ. „Weiß sie es von Lucy?“ Seine Stimme war kaum zu hören.
Jack lehnte sich an Lucas und schüttelte den Kopf, während er diesen auf die Schulter des jungen Mannes fallen ließ. „Ich habe sie um die Scheidung gebeten, aber sie hat Nein gesagt.“
Jacks Geständnis ließ Lucas‘ Herz schneller schlagen. Auch wenn er seinen Geliebten nur ungern traurig sah, hätte er Freudensprünge darüber machen können, dass Jack sich so deutlich für ihn entschieden hatte.
Mit bemüht neutraler Stimme sagte er: „Sie muss sicher erst in Ruhe darüber nachdenken, Jack. Morgen früh, wenn ihr klargeworden ist, dass sie dich wirklich verloren hat, wird sie einsehen, dass man so etwas lieber unauffällig und in so etwas wie … gegenseitigem Einverständnis hinter sich bringt. Sie wird keine Auseinandersetzung mit einem riesigen öffentlichen Spektakel daraus machen wollen.“ Er legte sanft eine Hand auf Jacks Oberschenkel, und als dieser sich an ihn schmiegte, folgte er dem Drang seines Herzens und schloss ihn in die Arme. So saßen sie eine Weile da, ohne zu sprechen oder einander auch nur anzusehen, genossen einfach die Nähe des anderen. Lucas spürte, wie Jack sich in seinen Armen entspannte und ihm kam der Gedanke, dass er sich daran gewöhnen könnte. „Du kannst hierbleiben, Jack.“
Jack schaute zu ihm hoch. „Ich muss das klären, Lucas. Ich kann nicht zulassen, dass sie ein Medienspektakel daraus macht. Also müssen wir uns wohl eine Weile bedeckt halten. Geht das?“
Angesichts der tiefen Traurigkeit in Jacks Augen zog sich Lucas‘ Herz zusammen. „Wir sind doch schon die ganze Zeit vorsichtig.“
Jack küsste Lucas mit geschlossenen Augen und Lucas konnte beinahe sehen, wie sich hinter den Augenlidern seines Liebsten die Tränen sammelten. „Bitte gib mir die Gelegenheit und etwas Zeit, um das in Ordnung zu bringen, Baby.“
Lucas konnte nur nicken, als Jack ihn auf dem Sofa zurückließ. Als er die Haustür ins Schloss fallen hörte, zog er die Knie an und schlang die Arme darum, denn plötzlich spürte er, wie kalt es war.
„D ANKE , dass du Zeit für mich hattest.“
Ein paar Tage nach dem Streit mit Maria hatte Jack Sean angerufen und ihn zu einem Drink nach der Arbeit eingeladen. Sie suchten sich ein Café in der Brüsseler Innenstadt, das sich weit genug vom europäischen Viertel entfernt befand, dass sie keinem Mitarbeiter der anderen Botschaften über den Weg laufen würden.
Nun saßen sie dort bei ihrem dritten Glas Bier und einem Gespräch über die guten alten Zeiten, als sie noch namenlose Mitarbeiter untersten Ranges waren und zu jeder Botschaft geschickt wurden, die gerade ihre Fachkenntnis benötigte.
Doch Sean wusste, dass, auch wenn er und Jack alte Freunde waren, ihre Freizeit in diesen Tagen viel zu kostbar war, um sie damit zu vergeuden, sich in einer Bar volllaufen zu lassen.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass du mich hergebeten hast, nur um über alte Zeiten zu reden. Also spuck‘s aus: Worum geht es wirklich?“
„Na ja, ich brauche deinen fachmännischen Rat, Sean“, seufzte Jack. „In einer persönlichen Angelegenheit.“
Sean lachte und nahm einen
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