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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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bereits abgelegt hatte. Er war
wirklich in schlechter Verfassung.
    Er
würde zu Bett gehen, entschied Ferdinand und erhob sich entschlossen. Nicht
dass er schlafen könnte, auch wenn er Bentley befohlen hatte, ihm ein anderes
Kissen zu besorgen oder, wenn ihm das nicht gelang, einen Marmorblock ans
Kopfende zu legen, da Marmor kaum unbequemer sein konnte als das Kissen, auf
dem er letzte Nacht schlafen musste. Aber er konnte nichts anderes tun, als zu
Bett zu gehen.
    Er
löschte die Kerzen, denn es strahlte genug Mondlicht durch die Fenster, um ihm
den Weg nach oben zu weisen. Er schwang sich Jacke und Weste über die Schulter
und verließ den Raum.
    Und
hoffte inbrünstig, dass er am Morgen vernünftiger erwachen würde.

Kapitel 8
    Der obere Flur war
dunkler als die Eingangshalle und die Treppe, da sich nur ein Fenster am
entgegengesetzten Ende befand. Aber da Ferdinand so in Gedanken war, kam es ihm
nicht in den Sinn zu bedauern, dass er keine Kerze mitgenommen hatte -
bis er gegen einen Tisch stieß, dessen Ecke ihn schmerzhaft am Oberschenkel
traf.
    »Autsch!«,
rief er laut, ließ dann einige andere, profanere Beiworte folgen und Jacke und
Weste fallen, um sich mit beiden Händen das Bein zu reiben. Aber dann erkannte
er trotz der Dunkelheit, dass weiteres Unheil lauerte: Eine große Urne auf dem
Tisch war ins Schwanken geraten und drohte ihrem Verhängnis entgegenzustürzen.
Er stieß einen Schrei aus und hechtete hin - und stieß vor Erleichterung
einen selbstzufriedenen Laut aus, während er sie wieder aufrichtete. Dann
presste er erneut eine Hand auf sein verletztes Bein, aber der Schmerz nahm ihn
nur kurzzeitig in Anspruch. Irgendwie hatte sich ein großes Gemälde in einem
schweren, verzierten Rahmen von der Wand gelöst und krachte auf den Boden,
wobei der Sturz durch die Tatsache noch spektakulärer wurde, dass es die Urne
mitriss, die in Splitter zerbarst, und im weiteren Verlauf auch den Tisch
umstürzte.
    Ferdinand
fluchte heftig und beredt, obwohl er in der Dunkelheit kaum das volle Ausmaß
des Durcheinanders erkennen konnte. Er trat von dem Chaos zurück und rieb sich
das Bein. Und dann war plötzlich Licht da, erhellte die Szene und machte ihn
einen Moment benommen.
    »Sie
sind betrunken!«, sagte die Person mit der Kerze kalt.
    Ferdinand
hob eine Hand vor die Augen. Wie typisch für eine Frau, zu diesem Schluss zu
gelangen.
    »Schrecklich
betrunken«, stimmte er ihr kurz angebunden zu. »Drei Grad in den Wind. Und was
sagt Ihnen das?« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Durcheinander zu,
das er nun deutlich erkennen konnte, und rieb sich gleichzeitig weiter den
Oberschenkel. Das Gemälde erweckte den Eindruck, als wöge es eine Tonne, aber
er stakste dennoch hin und hängte es irgendwie wieder an seinen Platz an der
Wand. Er stellte auch den Tisch wieder auf, der offensichtlich keinen Schaden
genommen hatte. Aber die verstreuten Überreste der Urne, die in tausend
Einzelteilen dalag, konnte er nur mit verzerrtem Gesicht betrachten.
    Violas
Kerze blendete ihn die ganze Zeit. Sie war näher gekommen. Als er sie ansah,
noch immer verärgert, aber auch entschieden verlegen, konnte er sie erstmalig
deutlich sehen.
    Grundgütiger!
Sie hatte nicht einmal innegehalten, um sich anzuziehen oder sich einen
Morgenmantel überzuwerfen. Nicht dass an ihrer Erscheinung etwas ausnehmend
unschicklich gewesen wäre. Ihr weißes Leinennachthemd bedeckte sie vom Hals bis
zu den Handgelenken und Knöcheln. Sie trug keine Nachthaube, aber ihr Haar war
aus dem Gesicht genommen und lag als dichter Zopf auf ihrem Rücken.
    Sie
wirkte überhaupt nicht unschicklich, auch wenn ihre Füße nackt waren.
Tatsächlich wirkte sie wie die Verkörperung der Keuschheit. Aber trotz allem
war es nur ein Nachthemd, und er konnte nicht umhin, sich vorzustellen, was
sich - oder genauer was sich nicht darunter befand. Vermutlich gar
nichts. Ferdinands Körpertemperatur stieg und er rieb seinen schmerzenden
Oberschenkel heftiger.
    »Was
mir das sagt?«, wiederholte sie, die Stimme vor selbstgerechter Empörung
angespannt. »Es ist mitten in der Nacht. Ich versuche zu schlafen.«
    »Dies
ist ein vollkommen dummer Platz für einen Tisch - mitten auf dem Flur«,
sagte er, sorgfältig darauf achtend, sie nicht direkt anzusehen, und dann
bemerkte er seine Jacke und Weste auf dem Boden. Er trug selbst nur Hemd,
Kniehose und Strümpfe. 0 Gott, das hätte er nicht gebraucht! Sie waren nach
Mitternacht im dunklen Flur vor ihren

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