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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Musik.
    Ferdinand
stellte sich amüsiert die Reaktionen seiner Freunde vor, wenn sie ihn jetzt
sehen könnten. Sie hätten ihn gewiss fest verschnürt als phantasierenden Irren
nach Bedlam verfrachten lassen und Tresham hätte ihn mit einem seiner berühmten
finsteren Blicke festgenagelt. Nun - vielleicht auch nicht. Tresham hatte
während der letzten Jahre wieder mit dem Pianofortespielen begonnen, genau
gesagt seit seiner Heirat, statt sein Talent zu unterdrücken, wie er es die
meiste Zeit seines Lebens getan hatte. Ihr Vater hatte sie in dem Glauben
erzogen, dass all das tödliche Sünden für einen männlichen Dudley waren, die
auf Verweichlichung hindeuteten. Musik, Kunst, übermäßiger Genuss
intellektueller Beschäftigungen - das alles war unbarmherzig
niedergemacht worden, wenn nötig mit Hilfe des berüchtigten Birkenstocks.
    Ferdinand
hatte sowohl den Gesang als auch die Gesellschaft genossen. Und offensichtlich
hatte er auch die Feindseligkeit der letzten wenigen Nachbarn abbauen können,
mit denen er während der nächsten Jahre verkehren würde. Mehrere männliche
Chormitglieder nahmen nach Chorproben anscheinend gewohnheitsgemäß im Boar's
Head ein Glas Ale. Worthington schlug Ferdinand vor, sie zu begleiten.
    »Singen
trocknet die Kehle aus«, fügte er als Erklärung und Entschuldigung hinzu.
    »Das
tut es in der Tat und ich nehme Ihre Einladung mit dem größten Vergnügen an«,
erwiderte Ferdinand. »Aber Miss Thornhill - sind Sie zu Fuß hierher
gekommen? Darf ich Sie zunächst in meiner Karriole nach Hause begleiten?«
    »Ich
bin mit dem Gig gekommen, danke, Mylord«, sagte sie. Er konnte am harten Klang
ihrer Stimme erkennen, dass sie zornig war. Sie fühlte sich bestimmt von ihren
Freunden im Stich gelassen, da sie ihn nicht wie geplant abwiesen.
    Und so
ging er zum Umtrunk mit den sechs Chorsängern und der Erkenntnis davon, dass
sich das Landleben stark vom Leben in der Stadt unterschied. Es gab mehr
Gleichberechtigung und alles war herzlicher. Mehr nach seinem Geschmack -
ein seltsamer Gedanke, wenn man bedachte, dass er die Jahre seit Oxford damit
verbracht hatte, in London jeden nur möglichen Spaß mitzumachen und allgemein
ein schnelles, wildes Leben zu führen.
    Wenn
nur Viola Thornhill nicht wäre. Er war um ihretwillen irgendwie seltsam empört
darüber, dass die Menschen, die ihre Freunde waren, zugelassen hatten, dass er
sich schon nach einem Tag in ihr Leben einzuschleichen begann. Denn immerhin
konnten er und Miss Thornhill nicht beide hier leben. Einer von ihnen würde
gehen müssen und derjenige wäre natürlich sie. Aber ihre Freunde sollten wütend
auf ihn sein. Sie sollten ihm das Leben zur Hölle machen.
    »Die Chorprobe kann
ihm nicht wirklich gefallen haben«, sagte Viola. »Oder, Hannah?«
    »Ich
weiß es nicht, Miss Vi«, sagte Hannah, während sie fest Violas taillenlanges
Haar bürstete. »Ich weiß es einfach nicht.«
    »Nun,
ich schon«, sagte Viola bestimmt. »Gentlemen wie er sind einfach nicht gern in
Gesellschaft solcher Leute. Und sie singen erst recht nicht gern Kirchenmusik
mit einem Chor wie unserem. Er muss sich schrecklich gelangweilt haben.
Tatsächlich glaube ich wirklich, dass es das Beste wäre, wenn er sich
entschließen würde zu gehen. Er muss nach dem heutigen Tag doch erkennen, dass
diese Ecke von Somersetshire einem kultivierten Londoner Lebemann, der die
Ausschweifung liebt, nichts zu bieten hat. Meinst du nicht?«
    »Ich
meine«, sagte Hannah, »dass dieser Mann ebenso charmant ist, wie er gut
aussieht, und dass er weiß, wie er beides zu seinem Vorteil nutzen kann. Und
ich halte ihn für gefährlich, weil er sich niemals geschlagen geben wird. Wären
Sie nicht hier gewesen, als er kam, wäre er wahrscheinlich innerhalb einer
Woche wieder dahin gegangen, wo er herkam. Aber Sie sind hier, verstehen Sie,
und Sie haben ihn herausgefordert. Das meine ich.«
    Dies
entsprach so vollkommen Violas eigenen Gedanken, dass es nichts hinzuzufügen
gab. Sie seufzte nur, während Hannah ihr das Haar aus dem Gesicht bürstete und
für die Nacht zu flechten begann.
    »Die
Sache ist die, Miss Vi«, sagte Hannah, als sie ihre Aufgabe beinahe beendet
hatte. »Ich dachte beim Maifest, er hätte ein Auge auf Sie geworfen.
Tatsächlich bin ich mir dessen sicher, da er um Ihre Gänseblümchen gespielt und
Sie zum Tanz um den Maibaum aufgefordert hat und das alles. Und dann tauchte er
am nächsten Morgen hier auf, gerade so, als hätte das Schicksal ihn

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