Dir ergeben - Band 2 Roman
anfühlt. »Soll ich dich herumführen?«
»Vorher brauche ich was zu trinken«, sagt Jamie. »Die Führung machen wir später.«
»Dann komm mit!« Ich führe sie die Marmortreppe hinauf. Der zweite Stock ist eine Art Zwischengeschoss ohne voneinander abgetrennte Zimmer. Ein Bereich, den man entweder von der Treppe neben der Küche oder über den kleinen Lastenaufzug erreicht. Das Besondere an dieser Etage ist die Bibliothek. Als wir dort ankommen, höre ich, wie Jamie scharf einatmet. »Wow!«, sagt sie nur.
»Unglaublich, was? Die Handwerker haben die Regale erst vor wenigen Tagen eingebaut. Keine Ahnung, wo Damien die vielen Bücher vorher aufbewahrt hat.« Von unserer Warte aus wirkt es, als wären wir komplett von Kirschholzregalen umgeben. Sie sind vom Boden bis zur Decke mit allen möglichen Büchern vollgestellt – angefangen von seltenen Erstausgaben bis hin zu zerfledderten Science-Fiction-Taschenbüchern, die Damien mehrmals gelesen hat.
Wie überall im Haus besteht eine Wand nur aus Glas und bietet einen herrlichen Ausblick aufs Meer. Diese Fensterscheibe ist jedoch so beschaffen, dass es die schädliche UV-Strahlung von den Büchern abhält. Vier Ledersessel stehen im Zentrum des Lesebereichs. Sie sind mit einem butterweichen schokoladenbraunen Leder bezogen, von dem ich rein zufällig weiß, wie gut es sich auf nackter Haut anfühlt.
Die Bibliothek an sich ist schon atemberaubend, doch heute ist sie einfach nur magisch. Damien muss eine ganze Handwerkerkolonne beschäftigt haben, denn das kunstvolle schmiedeeiserne Geländer ist mit lauter kleinen Lämpchen geschmückt. Sie funkeln einladend, und als wir an ihnen vorbeikommen, sieht es aus, als würden wir die Sterne unter uns lassen und das Paradies betreten.
Ich habe meine Leica dabei, obwohl die Kameratasche nicht zu dem tollen blauen Kleid passt, das Damien mir gekauft hat. Ich bleibe auf der Treppe stehen, um Fotos von Jamie und den hinter ihr funkelnden Lichtern zu machen.
Danach verstaue ich die Kamera wieder in meiner Tasche, und wir setzen unseren Weg in den dritten Stock fort. Als wir den Treppenabsatz betreten, fällt Jamie, die neben mir steht, die Kinnlade herunter. Mir geht es genauso.
Denn zuallererst sehe ich mich , meinen nackten, selbstbewussten Körper, der gefesselt zur Schau gestellt wird.
»Hallo, Texas. Keine schlechte Begrüßung, was?«, sagt Evelyn und grinst breit, als sie auf mich zueilt und mich völlig undamenhaft umarmt. Evelyn hält nichts von Luftküsschen. »Du siehst auf dem Bild genauso fantastisch aus wie in Fleisch und Blut«, sagt sie und drückt mich noch einmal fest an sich.
Dann lässt sie mich los und dreht sich zu Jamie um. »Und Sie müssen Jamie sein.«
»Ich denke schon.«
»Nun, dann drehen Sie sich einmal um die eigene Achse, damit ich Sie anschauen kann.«
Jamie lässt sich nicht so schnell einschüchtern, aber Evelyn scheint sie ein wenig überrumpelt zu haben, denn sie gehorcht anstandslos und präsentiert das rote Etuikleid, das sie sich für die Party gekauft hat.
»Ein schöner Arsch, gute Titten. Auf jeden Fall ein tolles Gesicht und tolle Haare.«
»Wie bitte?«, fragt Jamie, ohne mit der Wimper zu zucken. »Stimmt irgendwas mit meinen Beinen nicht?«
Evelyn lacht laut auf und schaut mich an. »Die gefällt mir!« Dann dreht sie sich wieder zu Jamie um. »Texas hat mir erzählt, dass Sie Schauspielerin sind.«
»Ich versuche es zumindest«, sagt Jamie.
»Nun, wenn Sie tatsächlich schauspielern können, haben Sie das Aussehen, um in diesem Business Erfolg zu haben. Und mal ganz unter uns: Rein äußerlich sind Sie so perfekt, dass Sie es vermutlich auch ohne Talent schaffen werden.«
»Ich kann schauspielern!«, versichert ihr Jamie.
»Kommen Sie später noch mal auf mich zu, dann reden wir. Ich mag zwar nicht mehr im Geschäft sein, aber das heißt nicht, dass ich nichts mehr zu sagen hätte.«
»Gern.« Wenn Jamie noch ein bisschen breiter grinst, wird sie sich noch den Lachmuskel zerren. »Danke. Das wäre toll.«
Evelyn dreht sich zu einer der Kellnerinnen um, und Jamie sieht mich an. Wow !, formen ihre Lippen. Ich weiß , erwidern meine.
Als die Kellnerin mit einem Tablett voller Wein- und Champagnergläser vorbeikommt, reicht Evelyn uns ein Glas. »Mir nach, Mädels, wir wollen schließlich nicht den ganzen Abend im Treppenhaus rumstehen.« Sie zeigt auf den Raum, der mittlerweile genauso dezent eingerichtet ist wie das Erdgeschoss. Angesichts der Sorgfalt, mit der
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