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Dir ergeben - Band 2 Roman

Dir ergeben - Band 2 Roman

Titel: Dir ergeben - Band 2 Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kenner
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Ist das nicht ein weiterer Grund, warum ich mich heute Abend so verloren gefühlt habe? Bei unserem Spiel ­habe ich ganz neue Seiten an mir entdeckt, und obwohl ich »ihm gehört habe«, habe ich mich freier gefühlt und meine Gefühle besser im Griff gehabt als je zuvor. Ich habe mehr in mir geruht, denke ich, während ich über den Finger streiche, den ich mir kurz zuvor abgebunden habe.
    Ich halte mich immer noch an der Vitrine fest. Als ich den Blick senke und die beiden Bücher von Bradbury sehe, bekomme ich Gänsehaut vor lauter Rührung über die Geschichte, die Damien mir erzählt hat. Ich stelle mir vor, wie jung und mutig er gewesen ist. Wie er losgeradelt ist, um seinem Vater zu entkommen. Um seinem Helden zu begegnen, einem Mann, der mithilfe von Tinte und Fantasie ganze Welten erschaffen hat. Unerreichbare Welten, aber real genug für einen Jungen, der nach einer Fluchtmöglichkeit gesucht hat.
    Macht er das jetzt auch? Beschwört er aus dem Nichts eine falsche Realität herauf und versucht, mich in eine Fantasiewelt zu entführen? Aber ich will nicht mit Damien in einer Fantasiewelt leben, sondern in der Realität! Ich will Momente wie jenen mit ihm erleben, als er mir die Bradbury-Geschichte erzählt und es mir erlaubt hat, einen Blick in seine Vergangenheit und sein Herz zu werfen.
    Eine schwere Last ruht auf mir, als ich von der Glasvitrine zu Damiens ebenso funkelnden Augen hinüberschaue. Er erwartet eine Antwort, und am liebsten würde ich mich an ihn schmiegen und »Ja, ja natürlich!« flüstern. Aber ich bleibe stehen, bin wie gelähmt vor lauter Angst, dass ich mich da in etwas hineinziehen lasse, das einfach nicht real ist und es auch niemals sein kann.
    »Warum?«, frage ich. »Vorhin hast du gesagt, dass du mich willst. Aber du hast mich ja – mit oder ohne Spiel.« Ich hebe das Bein und zeige auf das smaragdene Fußkettchen. »Ich trage es nach wie vor, Damien. Und ich werde es immer tragen, das weißt du. Was macht das schon für einen Unterschied?«
    Er zeigt mit dem Kinn auf die Vitrine. »Du willst, dass ich mich dir mehr öffne«, erklärt er. Woher weiß er immer, was ich gerade denke? »Und das möchte ich auch. Ich will nicht, dass wir Geheimnisse voreinander haben, Nikki.«
    »Du hast mir das mit dem Tenniscenter erzählt«, sage ich.
    »Aber noch nicht alles«, erwidert er.
    Ich bleibe mucksmäuschenstill, weil ich weiß, dass es die Wahrheit ist.
    »Ich brauche etwas, woran ich mich festhalten kann, Nikki, vor allem jetzt. Ich muss wissen …« Er verstummt und wendet sich ab, seine Kiefermuskeln mahlen, während er mit den Worten ringt. »Ich muss wissen, dass du für mich da bist – egal was passiert.«
    Er sieht so verletzlich aus, dass ich ganz demütig werde, weil ich solche Macht über einen Mann wie Damien habe.
    »Weißt du das denn nicht längst?«
    »Wie denn, wo es noch so viel gibt, das du nicht weißt?«
    Er sagt nichts, was ich nicht bereits geahnt hätte, aber einen kurzen Moment lang habe ich Angst. Welch dunkle Geheimnisse verbirgt Damien noch vor mir?
    Andererseits verstehe ich besser als jeder andere, warum die Fassade des Spiels aufrechterhalten bleiben muss, wenn er sich mir öffnen soll. Ich habe mich geritzt, um mit meiner schlimmen Kindheit fertigzuwerden, aber was hat Damien getan? Nichts, außer die Welt zu erobern und zu lernen, seine Geheimnisse sorgfältig zu verbergen.
    Ich werfe einen flüchtigen Blick auf die Bücher in der Vi­tri­ne und kann ein Lächeln nicht unterdrücken. Selbst Kleinigkeiten haben eine große Bedeutung für Damien. Aber den ganzen Mist aus seiner Vergangenheit – wie die Sache mit Sara Padgett – kann Damien mir nur anvertrauen, wenn es ein Sicherheitsnetz gibt.
    Auf einmal wird mir alles klar. Das Spiel ist das Sicherheitsnetz.
    Und sobald dieses Sicherheitsnetz aufgespannt ist, kann aus körperlicher Nähe auch seelische Nähe werden.
    Vielleicht suche ich nur nach einer Rechtfertigung. Trotzdem lässt sich nicht leugnen, dass ich auf seinen Vorschlag eingehen möchte. Aber der Wunsch allein schafft es nicht, meine unterschwellige Angst zum Schweigen zu bringen.
    Damien ist mein Zögern nicht entgangen, er greift nach meiner Hand. Erst da merke ich, dass ich unbewusst meinen malträtierten linken Finger zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand genommen habe.
    »Und, wie lautet deine Antwort?«, fragt er sanft.
    Ich schlucke und zwinge mich, etwas zu sagen. »Ich habe Angst«, gestehe ich.
    »Wovor?«
    »Vor

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