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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Badezimmer, Verbandszeug im Mülleimer.
    »Wo ist sie?«
    »Schlagen Sie mich nicht«, krächzte der Arzt.
    Khandi schlug zu. »Wo ist sie?«
    »Keine Ahnung. Ich habe sie angerufen, Sie haben’s doch gehört.«
    »Sie haben sie mit dem zweiten Anruf gewarnt.«
    »Nein!«
    Khandi traktierte Lowe mit der Pistole. Als er am Boden lag, Blut und Zähne spuckte, stieß sie ihn mit dem Zeh an. »Sie sind jämmerlich. Und? Was sind Sie?«
    Lowe spuckte immer noch.
    »Jämmerlich«, wiederholte Khandi. »Sagen Sie’s: ›Ich bin jämmerlich.‹«
    »Sie sind jämmerlich.«
    Khandi war außer sich. Sie verabreichte Lowe eine ganze Serie von Tritten und Schlägen, dazu gab es eine Kanonade wüster Beleidigungen, bis der Arzt um Gnade winselte und das Telefon klingelte.

    ***

    Wyatt war ratlos, als Lydia nicht an ihr Mobiltelefon ging. Er drückte die Wahlwiederholung, das gleiche Ergebnis.
    Er suchte nach Erklärungen. Sie konnte das Telefon nicht erreichen. Jemand hielt ihr eine Waffe an den Kopf. Sie war bewusstlos. Sie war tot.
    Ungewohnte Gefühle verhedderten sich zu einem Knäuel. Er stand vor dem Apartmenthaus, im Schatten, und versuchte, diese Gefühle zu benennen. Es war mehr als ein Schrecken — ein Schrecken mit einem Anflug von Schmerz. Wenn sie nicht ans Telefon ging, musste jemand sie in seiner Gewalt haben. Er hätte bei ihr bleiben und sich Rigby später vornehmen sollen.
    Er schüttelte das schlechte Gewissen ab. Ein schlechtes Gewissen führte zu nichts. Was auch immer sich in dem Apartment abgespielt haben mochte, es hatte nicht die Bedeutung dessen, was jetzt geschehen würde. Bevor er nach oben ging, wählte er die Festnetznummer. Wenn jetzt abgenommen würde, wäre er klüger. Das Telefon im Apartment klingelte und klingelte.

    ***

    Khandi starrte auf das Telefon, schwarz und schnurlos stand es auf einem kleinen Schreibpult, das an der Wand des Wohnzimmers lehnte. Sie stieß Lowe an. »Nehmen Sie ab.«
    Er fügte sich. »Hallo.«
    Khandi bemühte sich, irgendetwas mitzubekommen, während der Arzt ein paarmal »Aha, aha« knurrte und schließlich sagte: »Danke, kein Interesse.«
    Er legte auf. »Ich glaube, der hat aus Indien angerufen, ging wohl um Telefontarife.«
    Khandi war Patriotin. Sie sah nicht ein, warum Banken, irgendwelche Handelsketten und Telefonanbieter Callcenter in Übersee einspannen mussten, und Kaltanrufe mochte sie schon gar nicht. Sie zerschoss das Telefon. Inmitten des Lärms und der umherfliegenden Teile kauerte Lowe am Boden und wimmerte.
    Und dann hatte Khandi eine Eingebung. »Das war Wyatt, stimmt’s?«
    Lowe hustete, spuckte und ein blutiger Zahn flog aus seinem Mund.

    ***

    Wyatt rannte die Auffahrt zur Tiefgarage hinunter und weiter durch das Halbdunkel, dabei berührte er aus reiner Gewohnheit eine Reihe von Motorhauben. Ein älterer Holden war noch warm, der Motor tickte, während er sich abkühlte. Hinten, in einer Ecke, befand sich ein schmaler, abgeschlossener Treppenaufgang, Betonstufen, die einen Bogen beschrieben und vor einer Metalltür endeten, die oben, im Eingangsbereich, neben einem Abstellraum lag. Es war ein separater Aufgang, also rechnete Wyatt nicht damit, dass er Gesellschaft bekommen könnte, als mit einem Mal Khandi und Lowe über ihm auf dem Treppenabsatz erschienen.
    Schweigen. Wyatt blieb stehen, die Frau und der Arzt blieben ebenfalls stehen.
    Er zielte mit der .32er auf die Frau. Es war eine schwierige Ausgangsposition, aus zweierlei Gründen: Die Schusslinie wies nach oben und die Frau hatte sich hinter Lowe verschanzt. Der Arzt war für Wyatt nicht relevant, doch das wusste die Frau nicht. Allerdings gab Lowe ein brauchbares Schutzschild für sie ab. Hinter seinem linken Ohr tauchte nur ein Teil ihres Kopfes auf. Wyatt ließ seinen Blick an Lowe hinunterwandern und schenkte dabei weder der derangierten Kleidung Beachtung noch der Tatsache, dass der Arzt blutete. Sein Blick blieb am Fuß der Frau und an ihrem linken Knöchel hängen.
    Wyatt ging seine Möglichkeiten durch. Es ist kniffliger, einen präzisen Schuss die Treppe hinauf abzugeben als die Treppe hinunter. Andererseits befand er sich bereits in Schussposition, während die Frau mit ihrer Waffe noch immer auf Lowes Rücken zielte. Wyatt war im Vorteil, jedoch nur für eine Sekunde oder so.
    Er musterte das Gesicht der Frau. Jede Menge aufgestauter Wut, ihr Mund und ihre Augen sprachen Bände. Hier geht’s um was Persönliches, dachte Wyatt und wusste, worin sein Vorteil

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