Dirty Talk
wollte. Sie küsste mich auf den Mund. Es war ein unbeholfener, trunkener Kuss.
„Ruhig, Cowgirl“, sagte ich und schob sie weg.
Sie sank in Patricks Schoß. „Und jetzt musst du sie küssen.“
„Vielleicht will er mich ja gar nicht küssen.“ Ich hoffte wirklich, dass Kimberly sich morgen früh nicht mehr an das hier erinnerte.
Patrick umfasste mein Kinn mit einer Hand und gab mir einen brüderlichen Kuss auf die Wange. Er grinste. „Zeit, eure Sachen auszuziehen, Mädels.“
„Ich hab meine Tage“, sagte ich ebenso scherzhaft.
Er verdrehte die Augen. „Wir können doch ein Handtuch drunterlegen.“
„Iih, bist du eklig!“, rief Kimberly. Eine Sekunde später schnarchte sie schon.
Patrick und ich sahen uns an. Sie war einfach eingeschlafen. Ihr Rock war nach oben gerutscht und man konnte den Halter an einem ihrer Strümpfe sehen.
Er schob den Rock nach unten und zog ihr den anderen Stiefel aus.
Ich nahm den Bettüberwurf, der am Fußende lag, und breitete ihn über sie. Morgen würde sie bestimmt toben, wenn sie aufwachte und feststellen musste, dass sie ihr allabendliches, striktes Ritual aus Abschminken und Eincremen nicht hatte durchführen können.
Ich löste ihre Ohrringe und legte sie auf das kleine Nachttischchen. „Lass sie nicht nach Hause fahren, falls sie aufwacht.“
„Heute Nacht wird sie nicht mehr wach.“ Er stand auf und schaute auf Kimberly hinab. Ein merkwürdiger Ausdruck lag auf seinem Gesicht, fast wie eine Mischung aus Zärtlichkeit und Bedauern.
„Alles okay mit dir?“
„Was? Oh, natürlich, ja. Bin nur enttäuscht, weil wir jetzt gar nichts mehr über ihre wilde Zeit an der Junior High hören werden.“
„Ich auch.“ Ich zögerte. „Du hast auch noch Dreck im Gesicht.“
„Echt?“ Er rieb sich im Gesicht herum.
Ich machte einen Schritt auf ihn zu und rieb mit dem Daumen den Dreck von der Wange.
„Nicht heute Nacht, Josephine“, sagte er. „Das habe ich schon immer mal sagen wollen. Heißt du wirklich Josephine?“
„Ja. Ich habe den Namen jahrelang gehasst.“
„Jo passt auch besser zu dir.“
Wir schwiegen beide. Meine Hand ruhte noch auf seinem Gesicht, und ich machte hastig einen Schritt nach hinten. Ich fühlte mich wie eine Idiotin. „Gute Nacht.“
Ich nahm die Flasche und die Weingläser und floh zurück in meinen Teil des Hauses. Diese kurze Berührung hatte mich völlig überrumpelt, und dann noch sein Blick … Mein Daumen schien immer noch die Wärme seines Wangenknochen zu spüren.
Was zum Teufel trieb ich da für ein Spiel?
„Hey, wach auf.“
Ich konnte frischen Kaffee riechen und öffnete ein Auge. Kimberly saß auf meiner Bettkante. Sie hatte in jeder Hand einen Becher Kaffee und hatte sich ein Bündel Kleider unter den Arm geklemmt. Die Mascara war unter ihren Augen verschmiert, und sie trug einen schlichten Bademantel, der vermutlich Patrick gehörte.
„Danke.“ Ich nahm ihr einen Becher ab und setzte mich auf. Müde strich ich mir übers Gesicht und durch die Haare. „Alles in Ordnung mit dir?“
„Ja, bestens. Wir haben uns getrennt.“
„Was? Wieso?“
„Ach, ich weiß schon, klingt jetzt furchtbar dramatisch. Ist es aber gar nicht. Ich war seine Lückenbüßerin, und außer dem Sex hatten wir nicht besonders viele Gemeinsamkeiten. Er ist aber echt ein netter Kerl.“ Sie schaute weg, als sie das sagte.
„Und dir geht’s gut damit?“
„Ich glaube schon. Er hat sich ja von mir getrennt.“ Sie lachte. „Ich leide unter verletztem Stolz. Sonst bin ich doch immer diejenige, die Beziehungen beendet. Und dann hat er’s auch noch beendet, nachdem wir heute Morgen Sex hatten.“
„Arsch“, sagte ich.
„Nee. Ich war es ja, die ihn unbedingt haben wollte, und ich hab nicht lockergelassen. Ich glaube, er war einfach nur höflich. Also, richtig höflich. Sehr aufmerksam, sehr … Ich meine, der Junge weiß, was er tut, zumindest was das Vögeln betrifft.“ Sie warf ihre Sachen auf mein Bett. Die Cowboystiefel fielen dumpf auf den Boden, und sie trat ans Fenster und zog die Jalousie hoch. „Sie haben den Schnee geräumt. Müssen ungefähr fünfzehn Zentimeter gefallen sein heute Nacht. Hast du Augen-Make-up-Entferner?“
„Klar. Bedien dich, du weißt ja, wo alles ist.“
Sie ging Richtung Badezimmer, drehte sich aber noch mal um, die Hand schon an der Türklinke. „Was genau ist eigentlich gestern Nacht passiert? Ich war ja voll wie ’ne Strandhaubitze.“
„Nicht viel. Du bist eingeschlafen und
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