Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Disco Dracula

Disco Dracula

Titel: Disco Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gewesen!
    Die Frau kniete neben mir. Ihr Gesicht leuchtete seltsam hell, die Lippen bewegten sich, wobei meine Retterin kein einziges Wort sprach.
    Ich ließ ihr etwas Zeit. Dann sprach ich sie an. »Gute Frau, ich bin gefesselt.«
    »Wie?« Sie zuckte zusammen.
    »Man hat mir die Hände gefesselt. Könnten Sie vielleicht die Stricke lösen?«
    Sie schaute mich an und hindurch.
    Ich hatte das Gefühl, dass die Frau unter einem Schock stand. »Bitte, die Hände.«
    »Ach so, ja.« Sie schien aus einem Traum zu erwachen. Ich drehte mich so, dass sie meine gefesselten Hände sehen musste. Mit den Fingern löste sie die Knoten. Ich wollte es ihr nicht zumuten, den Dolch aus der Brust des Vampirs zu ziehen.
    Es dauerte eine Weile, und dann spürte ich zwei Schnitte, zweimal den Ruck, und meine Hände waren frei. Als ich mich umdrehte, hielt die Frau ein scharfes kleines Küchenmesser in der Hand, mit dem man Kartoffeln schälte.
    »Ich hatte es in der Schürze«, sagte sie.
    »Danke«, sagte ich schlicht. »Ich bin Ihnen sehr dankbar. Sie haben mich gerettet.«
    Sie deutete an mir vorbei. »Vor ihm?«
    »Ja.«
    Die Frau nickte.
    Ich stand auf. Durch die schnelle Bewegung wurde mir schwindlig, ich musste mich an der Wand abstützen, dann half ich der älteren Frau hoch und nannte meinen Namen.
    »Ich heiße Flur«, antwortete sie, »und arbeite in der Küche. Ich wollte Abfälle wegbringen und hörte Geräusche. Dann bin ich gekommen, Herr Sinclair.«
    »Gerade noch zur rechten Zeit«, erwiderte ich und ging auf den am Boden liegenden Vampir zu. Leider hatte ich keine Lampe mehr, sie lag irgendwo oben. Ich würde mir in London eine neue besorgen und diese liegen lassen.
    Obwohl ich den Vampir nicht anleuchtete, konnte ich erkennen, dass kein Blut aus der Wunde getreten war. Dieser Drago hatte ihn leergesaugt. Von mir unbemerkt, war Frau Flur hinter mich getreten. Erst als sie etwas fragte, drehte ich mich.
    »Er hat nicht geblutet, wie?«
    »Nein.«
    »Dann war er ein Vampir?«
    Ich zuckte zusammen. »Was wissen Sie darüber?«
    »Kennen Sie die Geschichte von Drago, dem Vampir, nicht?«
    »Nein.«
    »Dann werde ich sie Ihnen rasch erzählen. Sie sollten sie kennen, denn heute ist etwas eingetreten, was ich schon immer befürchtet habe. Das Grauen kommt zu uns…«
    ***
    Die kühle Nachtluft tat sehr gut. Auf dem Parkplatz hätte ich jetzt keinen Platz mehr für meinen Wagen gefunden. Er war bis auf den letzten Streifen besetzt.
    Frau Flur ging neben mir. Sie reichte mir kaum bis zur Schulter, aber sie war eine sehr mutige Frau. Ich wollte die Leiche des Kommissars später abholen lassen, aber erst einmal musste ich mich um Drago kümmern.
    Im Lichtschein einer Laterne blieben wir stehen. Ich holte eine ziemlich zerknautschte Zigarettenpackung hervor und bot Frau Flur ein Stäbchen an.
    Sie nahm es dankend. Im Lichtschein der Feuerzeugflamme sah ich scharfe Falten um ihre Mundwinkel.
    »Die Geschichte will mir keiner so recht glauben, aber ich kenne Sie, Herr Sinclair. In einer alten Chronik habe ich es mal gelesen, dass vor etwas über vierhundert Jahren hier ein Vampir gehaust hat. Man konnte ihn nicht töten, niemand hatte den Mut dazu, und er war auch nicht allein, sondern hatte sich zwei Bräute angelacht. Hexen, die er kurz vor der Verbrennung von einem Scheiterhaufen holte. Er zog sie mit in sein Schattenreich, sie lebten als Untote weiter und waren ihm zu Diensten. Das Schloss war ihr Reich, doch eines Tages brannte es fast ab. Wie das Feuer entstanden war, weiß auch der Chronist nicht zu sagen, auf jeden Fall gerieten der Vampir und seine Helferinnen in arge Bedrängnis. Vor dem Feuer flohen sie in eine Nische und versteckten sich dort. Menschen die den Brand löschten, entdeckten das Versteck, spannten vor die Nische Knoblauchringe und stellten außerdem eine Schale mit Weihwasser auf. Der Vampir und die Hexen konnten nicht mehr raus. Danach mauerten die Leute die Nische zu. Und die Wand, in der das geschehen war, besteht heute noch. Sie steht unter Denkmalsschutz und ist die Rückwand einer unserer Räume, der Hexenkammer genannt wird. Wegen dieser Geschichte hat der Besitzer auch seiner Disco den Namen Dracula gegeben. Einen besseren hätte er nicht finden können.«
    »Die Vampire waren natürlich nicht erledigt«, setzte ich das Gespräch fort und sah zu, wie Asche von meiner Zigarette zu Boden fiel.
    »Nein, natürlich nicht. Man kann ihn nicht durch einmauern töten, man muss ihm einen Eichenpfahl ins Herz

Weitere Kostenlose Bücher