Disco Dracula
schlagen. Ich habe immer gewusst, dass sie mal wiederkommen würden, jetzt ist es soweit. Aber das war nicht Drago.«
»Eines seiner Opfer.«
Die Frau erschrak und ließ die Zigarette fallen. »Dann ist er schon da.«
Ich nickte und trat die Glut aus. »Leider, Frau Flur. Er ist hier irgendwo.«
»Sie sind wegen ihm gekommen?«
»Auch«, erwiderte ich. »Ich möchte unter anderem das Verschwinden der beiden Mädchen klären.«
»Das ist eine schlimme Geschichte. Sie aufzuklären, ist bisher niemandem gelungen.«
»Haben Sie eine Lösung?«
»Möglich.«
Ein Wagen kam. Wir wurden vom Licht der Scheinwerfer für einen Moment erfasst. Das Auto fuhr wieder weg. Der Fahrer hatte keine Stelle gefunden.
»Vielleicht haben die beiden Hexenschwestern sie geholt«, sagte Frau Flur. »Ihr Geist ist stark, und sie sind noch dagewesen, denn Zeugen wissen zu berichten, dass in der besagten Wand Gesichter geschimmert haben. Um Leben zu können, brauchen die Hexen Kraft, junges Blut, das werden sie sich geholt haben.«
Die Frau konnte recht haben. Wenn ja, dann musste ich damit rechnen, auch noch den Hexen zu begegnen.
»Sie glauben mir nicht, wie?« fragte sie.
»Doch, ich glaube Ihnen.«
»Und was wollen Sie tun?«
»Die Vampirbrut auslöschen«, erwiderte ich.
»Mein Gott, das ist schwer.«
Ich schaute von oben her auf das graue Haar der Frau. »Haben Sie eine bessere Idee?«
»Nein.«
»Sehen Sie. Wissen Sie denn, wo sich die Vampire aufhalten könnten?«
Frau Flur hob die Schultern. »Das ist schwer zu sagen, Herr Sinclair. Es gibt zahlreiche Verstecke in der näheren Umgebung. Da ist das obere Stockwerk, wo einige Räume unter Denkmalsschutz stehen, andere wiederum werden für große Feste benutzt, wie z. B. Silvester.«
»Und der Keller?« fragte ich.
»Ha, da sagen Sie was, Mister. Das ist natürlich ein Ding. Der Keller ist uralt, ein riesiges Gewölbe, das sich unter der Disco hinzieht.«
»Waren Sie schon dort unten?«
Frau Flur nickte. »Natürlich. Da lagern ja unsere Vorräte.«
»Ihnen ist nichts aufgefallen?«
»Nein, Herr Sinclair, nichts. Ich habe keinen Vampir gesehen, was aber nicht heißen soll, dass es ihn dort nicht gibt. Ganz bestimmt sogar, denn das Gewölbe ist groß und zieht sich von dem normalen Keller noch einmal in die Tiefe.«
»Also ein Keller unter dem Keller«, stellte ich richtig.
»Genau.«
»Wie kommt man dort hinein?« fragte ich.
»Durch die Disco müssen Sie gehen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das möchte ich nun gar nicht. Gibt es nicht einen zweiten Eingang?«
»Sie meinen, einen Hintereingang?«
»Genau.«
»Denn gab es mal, aber man hat die Türen zugemauert. Sie können sie sehen, wenn Sie um das Gebäude herumgehen…«
Ich winkte ab.
»Diese beiden zugemauerten Türen kenne ich bereits, Frau Flur.«
»Dann kann ich Ihnen auch nicht mehr helfen.«
Ich deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Wollen Sie wieder zurück?«
»Wollen«? Sie lächelte. »Ich muss, Herr Sinclair. In der Küche werde ich gebraucht. Die Gäste bekommen zumeist gegen Mitternacht noch den großen Hunger, und da habe ich einige spezielle Suppen für sie.«
»Okay, ich gehe mit Ihnen.« Wir schritten langsam vor. »Hier soll ja eine Horror-Schau laufen«, sagte ich. »Wann fängt sie überhaupt an?«
»Sie sollte gegen Mitternacht beginnen. Allerdings hat man sie vorverlegt, wie mir Heinz Grattner und Ro Bittl sagten.«
»Wer ist Grattner, wer ist Bittl?«
»Der erste ist der Besitzer, der andere der Discjockey.«
»Danke.«
Wir waren nicht die einzigen, die noch in die Disco wollten. Meist jüngere Leute überholten uns. Sie waren discolike angezogen, bunt, poppig, behängt mit Glitzerkram.
Jetzt brannten auch die beiden Laternen. Ihr Schein war rötlich gelb. Er verlor sich dicht hinter dem Glas der Kuppeln, den Boden erreichte er nicht mehr.
Die Tür war angestrahlt, ebenfalls die Schrift mit dem Namen des Schuppens.
Bei Dunkelheit bot die Disco sogar einen unheimlichen Anblick. Gerade richtig.
Frau Flur verabschiedete sich von mir und reichte mir auch die Hand.
»Machen Sie es gut, Herr Sinclair. Und der Herrgott sei mit Ihnen.«
Ich schaute sie an und sah die Angst in ihrem Gesicht. »Es wird schon alles glattgehen«, erklärte ich zuversichtlich. »Und nochmals vielen Dank, ich hätte es ohne Ihre Hilfe bestimmt nicht geschafft.«
»Ach, das sagen Sie nur so.« Frau Flur verschwand.
Ich aber betrat die Disco Dracula…
***
Ro Bittl hatte eine heiße
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