Diverses - Geschichten
Geschöpfe der Nacht. ‚Erkenne sie, genieße sie‘, empfahlen ihm die Stimmen. Doch Josef hörte nicht, wollte nicht hören.
Er ging weiter, auf der Suche nach etwas, von dem er keine Vorstellung hatte.
Nur dass dieses Etwas eine deutliche Vorstellung von ihm besaß. Einen Plan, ein Ziel, und den Willen, seine Beute festzuhalten.
Josef sah nicht, wie Tannenbäume sich zu ihm neigten, als wollten sie in beschützen. Er sah nicht, dass der Schnee in dichteren Flocken fiel, sich wie weiße Watte auf die Erde setzte. Gerade so, als versuche der, die Geräusche zu dämpfen, die sich, je weiter Josef ging, desto mehr einem zarten Silbergeläut unterwarfen, das vom Horizont zu ihm drang.
Er war gefangen in seinem eigenen Verstand, in seiner eigenen Überzeugung, in seinem eigenen Glauben an das, was richtig war. Was er als richtig ansah. Und so beachtete er die wundersamen Geschehnisse, die sich um ihn herum ereigneten.
Bis auf einmal, unvermittelt eine Gestalt vor ihm stand. Sie ragte in die Höhe, hager und knochig, doch zugleich und gleichermaßen stolz und krumm.
Ein langer Schwanz peitscht durch den Schnee. Zwei riesenhafte Hörner schmückten den Kopf, der unter dem Gewicht zu schwanken schien. Und der war, Josef blinzelte, doch er irrte sich nicht, von leuchtend roter Farbe. Die Haut der Erscheinung glühte. Wenige Haare umwehten das hässliche Gesicht. Gelbe Augen leuchteten. Josef wäre zurückgewichen, wenn er sich nicht zu sehr erschrocken hätte. Die Erscheinung flößte ihm Furcht ein, sie hätte jedem lebendigen Menschen Furcht eingeflüstert.
In all ihrer Hässlichkeit neigte die Gestalt den Kopf, so dass ihre Hörner lange Schatten warfen. Es war, als schiene der Mond heller, um die Dunkelheit, welche die Erscheinung wie einen Mantel umhüllte, zu vertiefen.
‚Du weißt, warum ich hier bin‘, flüsterte sie. ‚Und du weißt, wer ich bin.‘
Josef schluckte trocken und nickte zögernd.
„Ich weiß, wer du bist, aber nicht, was du von mir willst.“
Die Gestalt schnalzte ungeduldig mit der Zunge. Sie kniff die Augen zusammen, doch der gelbe Strahl, intensivierte sich dadurch.
„Du magst glauben oder dir verzweifelt einzureden suchen, dass ich ein Mythos bin. Und doch existiere ich. Ich trage unzähligen Namen, mehr als du dir vorstellen kannst. Man nennt mich den König der Lügen, dabei spreche ich immer die Wahrheit. Auf mich ist Verlass, ein Handel mit mir führt zum Erfolg.
‚Der Teufel‘, flüsterte Josef.
„Luzifer“, sagte die Erscheinung, „der Lichtbringer behagt mir mehr. Gerade in dieser Nacht, in der es um das Licht geht und um die Erhaltung von Wärme und Feuer. Es ist meine Nacht und meine Chance, denen, die sich an mich wenden, behilflich zu sein.“
Josef schluckte wieder. Seine Kehle war trocken. „Ich brauche deine Hilfe nicht“, ächzte er.
Luzifer warf den Kopf in den Nacken und lachte laut. Es klang wie das Gebrüll eines wütenden Löwen.
„Du von allen anderen brauchst sie am meisten“, stellte er fest.
„Du hast mich gerufen, schon seit Jahren. Sag selbst, ist es nun auch, wie du es dir vorgestellt hast?“
Josef wich Luzifers Blick aus, konnte ihn nicht mehr ertragen. Er schloss die Augen, presste die Lippen zusammen, und schüttelte den Kopf. Luzifer lachte wieder. „Das dachte ich mir doch.
Du bist bereit für ein Handel, und du weißt auch, um was für einen es mir geht.“
Josef öffnete die Augen wieder und starrte die Gestalt vor sich an. Deren Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln.
„Du weißt, dass ich die Macht besitze, dir alle Wünsche zu erfüllen. Die Macht und den Willen. Nur eine kleine Gegenleistung erwarte ich von dir. Eine klassische, eine bekannte, eine bedeutende Gegenleistung.“
Josef schüttelte wieder den Kopf
Luzifer legte einen langen, knorrigen Finger an die Lippen, als dächte er nach. Seine Fingernägel waren lang und gebogen, sie bohrten sich in seine rote Haut, bis ein Blutstropfen hervorquoll. Es zischte, und der Blutstropfen verschwand mit einem Funken.
„Du glaubst doch nicht daran“, sagte Luzifer. „Nicht an die unsterbliche Seele, nicht an die Heiligkeit des Lebens. Wenn es vorbei ist, ist es vorbei. Du lebst im Hier und Jetzt, und jetzt ist die Zeit, in der du erreichen wirst, was du erreichen willst. Mit meiner Hilfe.“
„Ich werde reich sein“, flüsterte Josef. „Reich und mächtig, wichtiger als jeder andere.“
Luzifer lachte. „Es wird mir ein Vergnügen sein. Und das Vergnügen
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