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Diverses - Geschichten

Diverses - Geschichten

Titel: Diverses - Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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er sich abwandte.
    „Nein“, krächzte der. „Wie könnte ich … ich könnte nie. Ich wollte doch eigentlich … im Gegenteil, davon berichten, worauf es tatsächlich ankommt. Vor dem Irrtum warnen, dem ich verfallen war.“
    „Ein netter Gedanke“, meinte Luzifer. „Aber seien wir doch ehrlich. Im Endeffekt ist es dir einerlei, was mit den anderen Menschen geschieht. Du hast nur Angst. Du bist mit deinem Handel gut gefahren, und vertraue mir, andere werden es auch.“
    Er schnippte mit den Fingern und ein Funke stob auf.
    „Andernfalls treten wir gleich den Weg ins Höllenfeuer an. Du hast die Wahl.“ Er lächelte zufrieden. „Behaupte nie, dass ich niemandem eine zweite Chance gäbe.“
    „Was … was soll ich tun?“
    Luzifer schürzte seine schmalen Lippen.
    „Kaufen und verkaufen, schlage ich vor. „Geradeso, wie du es dein ganzes Leben lang getan hast.“
    "Das wäre kein Problem." Josefs Krächzen klang hoffnungsvoll. „Dass ich Talent habe, wird niemand leugnen können. Im Laufe der letzten Jahre verwandelte ich Gold in Diamanten.“
    Luzifer lächelte und seine Mundhöhle klaffte dunkel und unangenehm auf. Josef atmete den Gestank der Hölle, der daraus hervorquoll.
    Luzifer lächelte und er lächelte ein wahres Lächeln. Seine Zähne blitzten, seine Augen funkelten.
    "Wie du sagst, gerade so wie du es sagst."
    Josef neigte sich vorwärts, doch die Bewegung presste seine Lungenflügel zusammen und er begann erneut zu husten. Schwer atmend sank er zurück und schloss erschöpft die Augen.
    "Was soll ich tun, ich bin zu allem bereit."
    Luzifer nickte.
    "Du weißt, dass es dir letztendlich nicht zum Vorteil gereicht. Du bist verdammt, so oder so. Es geht hier nur um einen Aufschub."
    Josef presste seine Lippen zusammen. Als er wieder sprach, klang seine Stimme klein und schmal.
    "Gibt es wirklich keine andere Möglichkeit?"
    "Was glaubst du, mit dem du redest", lachte Luzifer.
    “Was glaubst du, wie so ein Handel abgewickelt wird? Oder, genauer gesagt, wie wir so einen Handel abwickeln."
    Er schüttelte leicht den Kopf Sein Schwanz peitschte auf dem Boden und kleine Schweißperlen entstanden auf seiner Stirn.
    Er wischte sie sich ab und betrachtete interessiert seine riesigen, grobschlächtigen Hände.
    „Ich hätte nicht geglaubt, dass es hier so warm werden könnte", sinnierte er. Aber gleich darauf wandte er den Kopf und sah Josef an, runzelte die Stirn. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen und eine spitze Zunge leckte über die dünnen Lippen.
    "Die andere Seite", sagte er spöttisch, „die von sich ein Bild der Güte und der Liebe entwirft, was glaubst du, womit sie sich beschäftigt?"
    Josef blinzelte und wunderte sich über den grünen Stich der sich in Luzifers Gesicht ausbreitete, der dessen Haut erst lila dann tief violett aufleuchten ließ.
    "Handel ist nicht deren Ding", murmelte er zu sich selbst. „Ob sie kein Interesse daran haben, oder einfach zu dumm dafür sind, darüber zerbricht sich unsereiner schon seit Jahrtausenden den Kopf."
    Er schnalzte mit der Zunge.
    "Fakt ist, dass wir die Geschäfte führen, und unsere Geschäfte gelten immer. Wir neigen nicht zu Hintertürchen und Ausflüchten, wir sind auf unseren Vorteil bedacht, genauso, wie Menschen auch. Das ist Kapitalismus in Reinkultur und wer, glaubt ihr, hat diesen ersonnen?"
    Josef schluckte.
    "Was also soll ich tun?", wiederholte er sich. Luzifer gab vor zu überlegen. Josef sah es, erkannte es an den
    Falten, die in dessen Augenwinkeln zuckten.
    „Es muss doch einen Plan geben."
    "Oh, den gibt es", versicherte Luzifer, „dessen kannst du gewiss sein."
    Er sah aus dem Fenster, betrachtete die einzelnen Schneeflocken, die langsam, unerträglich langsam, fast als weigerten sie sich, zu Boden sanken.
    „Und da wir sind, wer wir sind, wirst du für deinen Aufschub bezahlen."
    Josef sah fragend zu dem Monster auf. Er fühlte, wie das Blut aus seinem Gesicht wich, wie seine ohnehin schon blasse Haut eine graue Tönung annahm.
    Ihm schwante Fürchterliches. Und es sollte ihn nicht enttäuschen.
    Der Teufel nahm einen der letzten Äpfel, die noch aus der späten Ernte übrig waren und drehte ihn in seinen riesigen Händen. Die Frucht war bereits verrottet, die Schale braun und weich, eine traurige Erscheinung
    Josef war schon lange nicht mehr in der Lage, für Frische und Sauberkeit in seinem Haushalt zu sorgen. Er ließ die Äpfel in seinen Räumen achtlos herumliegen, da sie ihn an bessere Zeiten erinnerten, wärmere

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