Division der Verlorenen
töten, soviel und auf welche Weise Sie können. Dazu gehört auch, Sie bei ihrer Geburt zu erwürgen, falls jemand rechtzeitig eine Zeitmaschine erfindet! Was glauben Sie denn, wer diese Schiffe bedient, die Sie schon die ganze Zeit über beschießen? Roboter?«
»Das ist etwas anderes!«
»Ich sagte: Halten Sie die Klappe, Lieutenant! Das ist überhaupt nichts anderes! Was dachten Sie denn, was ich Ihnen auf Ihre Frage antworte? Warten Sie, bis sich diese Truppen in ihre Blechbüchsen gezwängt haben und schießen Sie sie dann in Stücke? Wäre die Sache in diesem Fall für Sie legitimer? Oder würden Sie vielleicht lieber warten, bis sie hier auf Cavite gelandet sind?
Vielleicht ist Ihre Familie schon einige Generationen zu lang eine Legende, Lieutenant Sekka. Vielleicht ist es Ihnen noch nicht aufgefallen, aber wenn nicht gerade Krieg herrscht, müsste man eigentlich jeden Soldaten in die Todeszelle werfen – wegen vorsätzlichen Mordes!
Das ist alles. Sie kennen Ihre Befehle. Ich möchte, dass Sie den Planeten in vierzig E-Stunden verlassen haben. Abtreten!«
»Darf ich noch etwas sagen, Sir?«
»Nein, dürfen Sie nicht. Abtreten!«
Sekka salutierte vollendet, machte kehrt und ging hinaus. Sten sank in seinen Sessel zurück. Vom anderen Eingang zur Offiziersmesse der Gamble hörte er ein leises Kichern.
Alex kam herein und setzte sich zu ihm.
»Ich leite hier keine Kampfeinheit«, stöhnte Sten. »Das ist der reinste Konfirmandenunterricht!«
»Armer Kerl«, tröstete ihn Alex. »Als nächstes denkt er noch über die Regeln des Krieges nach. Vielleicht kann ich dich ja ein wenig aufmuntern, mein Freund, und noch einmal die Geschichte von den gefleckten Schlangen erzählen.«
Sten grinste. »Ich lass dich kielholen, Alex. Wenn ich einen Kiel hätte. Komm schon, bringen wir unsere Pfadfinder ins Bett.«
Sekka hatte die Befehle befolgt und war abgeflogen. Sein Einsatzplan hatte perfekt funktioniert – und diese Perfektion schmeckte wie Asche. Er hatte die Kelly bei Nacht und im Schutz eines Gewitters in die Atmosphäre gebracht, weit hinter dem Horizont und über dem Ozean. Unter Wasser war er mit seinem Einsatzschiff bis in die Flussmündung und dann vorsichtig flussaufwärts vorgestoßen und hatte es schließlich direkt neben dem Stützpunkt der Tahn auf Grund gesetzt. Die Tahn dachten nicht im Traum daran, das Meer oder den Fluss zu überwachen, da sich der Planet noch in einem sehr frühen Stadium der Evolution befand.
Sekkas Besatzung war ebenso verstimmt und still wie er selbst.
Sekka war zu dem Schluss gekommen, dass das, was ihm befohlen worden war, falsch war, doch er würde es so perfekt wie nur irgend möglich ausführen. Er erinnerte sich an seine Ausbildungszeit und daran, dass eine Armee ungefähr eine Stunde nach dem Morgengrauen am verwundbarsten ist. Selbst wenn die Einheit Abend- und Morgenappelle praktizierte, eine Stunde später sind alle mit ihrem persönlichen Kram beschäftigt, mit Waschen, Frühstück und damit, den Unteroffizieren, die auf Dreckpatrouille gingen, nicht in die Arme zu laufen.
Genau zum anvisierten Zeitpunkt ließ er die Kelly auftauchen und raste mit auf Vollschub arbeitenden Yukawa-Triebwerken in einer Zickzack-Route über das Areal des Hauptquartiers. Er hatte den Bordcomputer auf Konturkurs in vier Metern Höhe eingestellt.
Als er die Vorposten hinter sich gelassen hatte, befahl er den Mannschaften an den zusätzlichen Schnellfeuerkanonen, das Feuer zu eröffnen. Den Y-Werfer löste er höchstpersönlich aus und sah die kleinen Atombomben Hunderte von Metern durch die Luft wirbeln, bevor sie sich in weitem Bogen auf den Erdboden senkten. Wenn sie aufschlugen und detonierten, würde er schon viele Kilometer weg sein.
Sekka hatte sämtliche Heckbildschirme ausschalten lassen. Er war ein Mörder. Womöglich hatte Commander Sten recht, und alle Krieger waren Mörder. Er musste jedoch nicht auch noch ein Zeuge seines Tuns sein.
Der Angriff dieses einzelnen, kleinen Schiffs dauerte zwanzig Minuten. Am Ende, als die Kelly sich wieder ins All erhob und auf AM 2 -Antrieb umschaltete, war ein Divisionshauptquartier total vernichtet und das zweite hatte vierzig Prozent Verluste erlitten. Von den 25.000 Tahn-Soldaten waren fast 11.000 tot oder schwer verwundet. Beide Divisionen existierten als Kampfverbände nicht mehr.
Lieutenant Sekka lehnte die vorgeschlagene Medaille ab, bat um einen Kurzurlaub von drei Tagen und blieb die ganze Zeit über unansprechbar auf
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