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Division der Verlorenen

Titel: Division der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Cole & Chris Bunch
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Wasser zu fragen. Nicht der offensichtlichen und unverblümt zur Schau getragenen Feindseligkeit wegen, sondern vor allem deshalb, weil man das Gefühl gehabt hätte, den Leuten die allerletzten Tropfen wegzutrinken.
    Jetzt sah er plötzlich einen grünen Flecken in der Ferne auftauchen. Er änderte den Kurs und kam kurz darauf auf einer großen Farm an. Der Boden sah hier vergleichsweise fruchtbar aus; es war nicht gerade Lehm und Löß, aber auch nicht sehr steinig, und überall von Bewässerungsgräben durchzogen. Inmitten dieser bewirtschafteten Fläche erhoben sich mehrere große Gebäude in lockerer Anordnung rings um den Stumpf eines kleinen artesischen Brunnens.
    Neben einem Gatter brachte der Mann den A-Grav-Gleiter zum Stehen. Er summte noch immer vor sich hin und tat so, als bemerke er nicht, wie die Leute auf dem Feld wie vom Blitz getroffen in ihren Bewegungen erstarrten. Er schlenderte aus ihrem Blickfeld heraus, trat hinter einen Busch und erleichterte seine Blase. Dann zündete er sich etwas zu rauchen an, blickte sich um und ging träge auf den Grenzzaun zu. Die Männer und Frauen auf dem Feld bedachte er mit einem mäßig interessierten Blick – ein Profi, der die Arbeit anderer abschätzend begutachtete. Er schnaubte vernehmlich. Hätte er einen Schnurrbart gehabt, es hätte ihn wohl bis zu seinen buschigen Augenbrauen hinaufgetrieben. Das Schnauben war sowohl eine nervöse Angewohnheit als auch ein Kommentar zum Stand der Dinge.
    »Nett hier«, sagte er schließlich. Seine Stimme traf dabei genau den Ton, in dem sich normalerweise ein Farmer mit einem Kollegen unterhielt, der mehrere Ackerfurchen entfernt von ihm arbeitete.
    Die Gruppe wich etwas zurück, als ein Tahn mittleren Alters und fast ebenso groß wie der Händler auf diesen zukam. Der Händler empfing ihm mit einem breiten, freundlichen Grinsen und ignorierte ganz bewusst die anderen, die jetzt Waffen in den Händen hielten und langsam seitlich ausschwärmten.
    »Hätte nicht gedacht, dass man in dieser Gegend Kohl anbauen kann«, sagte der Händler, als der Tahn näher gekommen war. Er warf einen zweiten prüfenden Blick auf die Felder. »Ein bisschen gelbfleckig und kränklich sieht er ja aus.«
    Der Mann blieb auf der anderen Seite des Zauns direkt vor ihm stehen. Inzwischen hatten seine Söhne und Töchter den Händler halb eingekreist. Er hörte das Klicken, mit dem sie ihre Waffen entsicherten.
    »Die nächste Stadt ist ungefähr vierzig Kilometer von hier entfernt«, sagte der Farmer. Es war eine Aufforderung, schleunigst wieder in den Wagen zu steigen und sich aus dem Staub zu machen.
    Der ältliche Händler schnaubte erneut. »Ja, richtig, ich hab’s auf der Computerkarte gesehen. Kam mir nicht sehr verheißungsvoll vor.«
    »Ist es auch nicht«, erwiderte der Tahn. »Die nächste Imperiale Siedlung muss zwei, vielleicht zweieinhalb Tage entfernt sein.«
    »Sie haben’s gleich gemerkt, was?« lachte der Händler. »Na wenn schon, ich schäme mich nicht deswegen. Außerdem bekenne ich mich nur dazu, ein Farmer zu sein, alles andere ist mir egal.«
    Der Mann starrte ihn an. »Wenn Sie Farmer sind, warum sind Sie dann nicht auf Ihrem Land?«
    »Ich hab’s vor acht Jahren aufgegeben«, antwortete der Händler. »Man könnte sagen, ich habe mich aufs Altenteil zurückgezogen, was aber nicht ganz stimmt. Tatsächlich bastele ich an meiner zweiten Karriere.«
    Der Farmer hob den Blick und vergewisserte sich, dass seine Sippe wie abgesprochen Stellung bezogen hatte. Dann suchte er rasch den Horizont nach möglicher Imperialer Verstärkung ab. »Tatsächlich?«
    Der Händler hörte genau, wie ihm der Tod ins Ohr flüsterte.
    »Ja«, antwortete er jedoch unbeeindruckt. »Tatsächlich. Ich verkaufe jetzt besondere Mittelchen zum Düngen. Meine eigene Erfindung. Vielleicht sind Sie ja an dem einen oder anderen interessiert.«
    Er zog ein schon oft benutztes Taschentuch hervor und schnäuzte sich ausgiebig. Dann betrachtete er wieder die Kohlfelder. In der Ferne fielen ihm einige geschwärzte Hügel ins Auge; es musste sich um eine der vielen Tahn-Farmen handeln, die von marodierenden Imperialen Siedlern heimgesucht worden war.
    »An der Dürre kann ich nicht viel ändern, aber eins von meinen Kerlchen würde garantiert den Gelbstich herauskriegen.«
    »Mister«, sagte der Farmer, »Sie sind entweder ein verdammter Narr, oder …«
    Der Händler lachte. »In meinem Alter habe ich mich schon daran gewöhnt, mit noch ganz anderen

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