Djihad: Islamistischer Terrorangriff mit gekapertem U-Boot (German Edition)
Uhr morgens. Naqui hatte sein Auto, wie Siddiqui vermutete, einen Mietwagen, dicht unter das Fenster von Siddiquis Wohnung gefahren. Siddiqui hatte Ahmeds in ein Betttuch gehüllten Körper aus dem Fenster geworfen, wo er zwei Stockwerke tiefer auf den Boden geknallt war. Naqui hatte den Leichnam in den Kofferraum gezerrt und den Deckel zugeschlagen.
Danach waren sie zur Autobahn zum Flughafen gefahren, die um diese Nachtzeit völlig leer gewesen war. Anzuhalten, die Leiche aus dem Auto zu heben und hinter den Palmen am Straßenrand abzulegen, hatte nicht mal dreißig Sekunden gedauert.
Naqui hatte Siddiqui dann zurück zu dessen Wohnung gefahren.
Bevor Siddiqui hatte aussteigen können, hatte Naqui gefragt:
„Wusstest du von Ahmeds Verrat?“
Siddiqui hatte geschworen, bei Allah, bei seinen Eltern, bei allem was ihm heilig war, nicht die blasseste Ahnung gehabt zu haben.
Gemeinsam waren sie zu Siddiquis Wohnung heraufgestiegen, wo sie alle Spuren von Ahmed verwischten. Alles, was Ahmed angefasst hatte, die Tüten mit dem Essen, die Becher, packten sie zusammen. Siddiqui wollte sie in den Müllcontainer vor dem Gebäude werfen. Naqui hatte gesagt:
„Gib es mir. Ich sorge dafür, dass das verschwindet. Wahrscheinlich wirst du verhört. Ihr seid zu oft zusammen gewesen.“
Auf die Idee, dass er selbst in einen Zusammenhang mit Ahmeds Tod gebracht werden könnte, war Siddiqui gar nicht gekommen! Auf alle Fälle, das Aufnahmegerät war nicht mehr in des Admirals Auto! Plötzlich packte Siddiqui eisiger Schreck. Was wäre, wenn jemand auf die Idee kam, seine Wohnung zu durchsuchen? Was auf gar keinen Fall bei ihm gefunden werden durfte, war das Aufnahmegerät und der letzte USB-Stick! Vor allem der Stick musste weg! Was ebenfalls nicht gefunden werden durfte, war das Geld, das er von Ahmed bekommen und gespart hatte. Auch wenn er keiner Steuerpflicht unterlag, konnten die saudischen Behörden nachvollziehen, dass er einen Nebenverdienst gehabt haben musste: Sie wussten, welche Beträge er nach Hause an seine Familie schickte und was ihm zum Leben in Riad blieb.
Den USB-Stick drückte er so tief in das weiche Fleisch eines Apfels, dass er kaum noch zu sehen war. Den vergrub er tief unten in der Tüte mit seinem Hausmüll. Die Tüte warf er am Abend in den vor dem Haus stehenden Müllcontainer und schob, als er sich gerade unbeobachtet fühlte, einige andere in dem Container befindliche Mülltüten darüber.
Den Umschlag mit dem Geld ließ er nach einigem Überlegen dort, wo er war: Mit Klebeband befestigt auf der Unterseite der Tischplatte, oberhalb der Schublade in seinem Tisch, die sein weniges Essbesteck und seine Küchenutensilien enthielt.
Das Problem war das Aufnahmegerät.
Im Dunkeln schlich er noch mal nach draußen und suchte sich einen genügend großen Steinbrocken, und davon gab es hier genug, mit dem er das kleine Gerät so zertrümmerte, dass es in etliche Teile zerfiel. Die klaubte er sorgfältig auf, drehte eine Runde zwischen den anderen Wohnhäusern, und ließ dort immer eine Anzahl der Trümmer in die Müllcontainer fallen.
Erleichtert ging Siddiqui zurück zu seinem Wohnhaus und stieg die Treppe hinauf zu seiner Kammer.
Geschafft!
Lieutenant Commander Carl Almaddi traf sich nach der Nacht im Sheraton Hotel nun schon zum dritten Mal mit Barbara Humphries. Auch beim zweiten Treffen hatte er sie in ein Hotel in der Nähe des Weißen Hauses eingeladen, ins Capitol Hilton. Das allerdings war angesichts des hohen Übernachtungspreises ein sehr teurer Spaß gewesen.
Almaddi traute sich nicht, Barbara in seine bescheidene Behausung in der Nähe von Langley mitzunehmen: Eine kleine Einliegerwohnung in einem der großen Privathäuser dort. Da er Unterhalt für seine Tochter Jenny Ehe zahlen musste, ließ sein Sold hier in der teuren Hauptstadt nur eine bescheidene Lebensführung zu.
Das Treffen mit Barbara fand diesmal in einem kleinen Restaurant am südwestlichen Rand von Georgetown statt, der Trattoria da Michele. Um die Ecke war ein Embassy Suites Hotel, das kleine Wohnungen für die Nacht anbot, ohne Hoteldienstleistungen wie Restaurant oder Bar. Deshalb hatte Carl Almaddi in einer Papiertüte eine Flasche Weißwein bei sich.
Barbara erschien pünktlich zur vereinbarten Zeit.
Da sie einmal täglich miteinander telefonierten – meist war es Barbara, die anrief, und zweimal waren Kollegen in Carls Abwesenheit an den klingelnden Apparat gegangen, um hinterher zu sagen: „Ein Anruf aus dem
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