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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
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schien. Neben ihnen wirkten Murat und ich geradezu heroisch und athletisch.
    Der Sheikh, der unten im Dorf in einem schönen Haus wohnte, kam ab und zu in die Berge, um sich ein Bild von den Vorgängen im Camp zu machen.
    »Ihr verfluchten Fettsäcke! Wärt ihr doch zu Hause geblieben! Was soll ich mit solchen Nieten wie euch, he?« Wütend warf er sein Teeglas an einen Felsen, wo es in Tausende in der Sonne glitzernde Scherben zerbarst.
    Erschrocken hielten die Saudis inne und die Europäer starrten den Sheikh kuhäugig an. Das war zu viel für ihn. Er stürzte sich auf einen und verpasste ihm ein halbes Dutzend Ohrfeigen. Der brach in Tränen aus und der Sheikh riss sich zusammen. Müde sagte er: »Geht nach Hause, Jungs. Wir haben ohnehin schon mehr Kämpfer als Waffen. Wir brauchen euch nicht. Und wenn ihr nach Hause kommt, dann sagt den anderen, die kommen wollen, sie sollen bleiben, wo sie sind und lieber spenden. Wenn man genug spendet, dann kommt man auch irgendwann ins Paradies.«
    Murat und mir dagegen war der Sheikh äußerst wohlwollend gesonnen. Eines Tages wollte er mir den Gipfel seines Wohlwollens zuteilwerden lassen, indem er sagte: »Abdel, ein großer Mudjahed wie du sollte nicht allein sein.«
    Ich verstand nicht recht, was er damit meinte. Schließlich war ich überhaupt nicht allein. Ich hatte Murat und meine Brüder und davon mal abgesehen kaum Zeit, darüber nachzudenken, ob mir etwas fehlte. Offenbar hatte er das Unverständnis in meinem Blick registriert, denn er fuhr fort:
    »Sieh mal, ein Kämpfer braucht auch eine Familie.«
    Wollte er mich adoptieren? Ich war ratlos.
    »Warum nimmst du dir denn keine Frau hier? Fast alle Kämpfer sind mit ihren Familien hier.«
    Ja, es stimmte und ich hatte mich schon immer darüber gewundert, dass viele in unserem Lager ihre Frauen und Kinder mit hierhergenommen hatten. Im Lager wurde nicht nur gestorben, sondern auch geboren.
    Ich fing Murats irritierten Blick auf, aber der Sheikh wandte sich nun auch an ihn. »Und du? Wieso hast auch du keine Frau? Allah, der Allmächtige, möchte nicht, dass seine Kämpfer ohne Familie leben müssen.«
    In Murats Augen blitzte so etwas wie Panik auf. Und ich fühlte auf einmal so ein Ziehen in meinen Eingeweiden. Plötzlich war ich nicht mehr in dieser beigen Bergwüste, sondern trieb mit einem albernen Fischschwanz durch lichtdurchflutetes goldgrünes Wasser und Romea lächelte mich an. Verfluchte Shaitane! Ich versuchte, dieses Bild zu verdrängen, aber das Ziehen tief in mir blieb. Ich wollte nicht noch einmal heiraten. Auf gar keinen Fall wollte ich das. Am liebsten wollte ich nie wieder etwas mit Frauen zu tun haben. Ich hatte einmal wirklich geliebt und was hatte mir das gebracht? Nichts. Nichts, außer dass ich seitdem einen Stachel im Fleisch stecken hatte, der sich tiefer und tiefer in mich bohrte und sich vermutlich nie wieder entfernen ließ.
    Ich blickte noch einmal zu Murat hinüber. Ihm schien es ähnlich zu gehen, allerdings fragte ich mich, warum. Wer hatte eigentlich ihm das Herz gebrochen, dass er bei dem Gedanken an eine Frau so verängstigt vor sich hin starrte?
    »Das ist eine große Ehre, Sheikh, aber darüber muss ich erst einmal gründlich nachdenken«, sagte ich, um Zeit zu gewinnen. Der Sheikh nickte bedächtig. »Es zwingt euch natürlich keiner, eine Familie zu gründen. Es ist nur ein Angebot, aber denkt einmal darüber nach.«
    Murat und ich murmelten ein unverständliches Ja und zum Glück ließ der Sheikh dann von uns ab. Stattdessen fragte er, ob wir nicht mit in die Stadt fahren wollten. Und wir wollten. Und wie wir wollten. Auf Dauer schlug einem dieses Nichts aus Lehm und zerklüftetem Gestein und Beige und Schlangen und Skorpionen und Kälte in der Nacht und unerträglicher Hitze am Tag und den immerwährenden paschtunischen Ölkartoffeln wirklich aufs Gemüt.
    Murat und ich machten Kassensturz. Viel war nicht mehr übrig. Das würde bestenfalls für ein Glas Nutella und einen Beutel Obst reichen. Aber besser als nichts. Doch in Sachen Kohle musste dringend etwas geschehen. Alle anderen Kämpfer verfügten mysteriöserweise immer über Geld. Nur wir nicht. Das konnte auf Dauer lebensgefährlich werden. Hier brauchte man dringend immer mal wieder Geld für Medikamente und ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass man auf Dauer von dieser Kartoffelkost nicht doch irgendwann ernst zu nehmend krank wurde.
    Als wir in der Stadt waren, hatte ich plötzlich eine Idee. Wir gingen in

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