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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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beinahe grinsen, fing sich aber wieder. »Keine Angst, diese hier sind nicht betroffen.«
    Koenig geleitete sie schnellen Schrittes zu seinem Büro. Die drei traten durch ein schlicht möbliertes Vorzimmer, in dem sich zwei unscheinbare graue Mäuse hinter ihren Schreibtischen verschanzten. Ihre Blicke verrieten Furcht. Sina war klar, dass es in diesem Raum vor gar nicht langer Zeit ein mächtiges Donnerwetter gegeben haben musste. Wahrscheinlich, dachte sich Sina, hatte Koenig nach der Horrormeldung über seine Gemälde in einer ersten aufgebrachten Reaktion diejenigen zur Verantwortung gezogen, die in seiner allernächsten Umgebung waren. Die armen Sekretärinnen taten Sina leid.
    Die Dreiergruppe passierte eine gepolsterte und mit feinem Leder ausgeschlagene Doppeltür. Dahinter befand sich Koenigs Reich: Ein Eichenschreibtisch, mächtig, aber schnörkellos, dominierte das große Zimmer. In einer Nische, dem Schreibtisch gegenüber, war eine Sitzecke platziert worden. Ledersessel, in vornehm dunklen Farbtönen. Der Raum war mit einer großzügigen, zimmerhohen Fensterfront ausgestattet, die einen weiten Blick auf den Freihafen gewährte.
    Koenig bedeutete den Frauen, sich zu setzen. Er selbst wählte den breitesten Sessel der Sitzgruppe. »Bitte, meine Damen.« Er atmete kurz durch und entspannte sich dann etwas. »Pilze.« Koenig schüttelte verächtlich den Kopf: »Bitte erklären Sie mir: Wie konnte es dazu kommen?«
    Gabriele rutschte unruhig auf ihrem Sessel hin und her. Etwas verlegen brachte sie hervor: »Nun, der Ausstellungsraum ist recht zugig. Und feucht. Und …«
    Sina war verdutzt. Was sollte das? Wozu diese Scharade? Sie waren in Koenigs Allerheiligstes vorgedrungen, hatten ihr Ziel also erreicht. Warum setzte Gabriele das Theaterstück fort? Sina beugte sich vor, fuhr in brüskem Ton dazwischen: »Gabi! Schluss damit! Du vergisst, warum wir hier sind!«
    Koenig sah überrascht zu Sina. Gabriele schnaufte, glitt sich mit der Hand durchs Haar und schnaufte erneut.
    »Gabi!«, rief Sina.
    »Also gut«, sagte Gabriele leise. »Ihren Bildern fehlt gar nichts.«
    Koenig sah sie fragend an. Dann blickte er zu Sina und wieder zurück zu Gabriele.
    »Die Gemälde sind in einem einwandfreien Zustand.« Gabrieles Ton war fester.
    Koenigs Verblüffung war perfekt: »Aber die Flecken! Der Pilzbefall!«
    Gabriele zückte ihre Mascara. »Harmlose Tusche. Müsste sich leicht wieder entfernen lassen. Wahrscheinlich ohne Spuren zu hinterlassen.«
    In Koenigs Gesichtsausdruck war deutlich   zu lesen, dass er die dreiste Lüge begriffen hatte. Tiefe Furchen bildeten sich auf seiner Stirn. »Das ist der Gipfel der Unverfrorenheit!« Er stand auf und ging zu seinem Schreibtisch. »Wie kommen Sie dazu, sich auf solch eine hinterlistige Weise hier einzuschleichen?« Er zog die Sprechanlage zu sich herüber. »Umweltschützer, was? Haben wohl was an meiner Raffinerie auszusetzen, wie? Hat Sie Greenpeace geschickt?« Abgrundtiefer Hass lag in seiner Stimme.
    Sina stand ebenfalls auf. Bevor Koenig die Ruftaste der Gegensprechanlage drücken konnte, hatte sie sich vor ihm aufgebaut. Sie sah ihm fest in die Augen. »Die Rakete ist nicht im Weltraum verschollen.«
    Koenig hielt inne. »Was? Was reden Sie da? – Rakete?«
    Sina führte seine Hand von dem Sprechgerät weg: »Es tut mir leid, aber wir mussten Sie so überfallen: Sie gehörten damals zum Peenemünder Wissenschaftlerteam.«
    Gabriele kam ebenfalls auf Koenig zu. Sie näherte sich von der anderen Seite, so dass die Frauen den Alten in die Zange nahmen. »Sie haben an der Entwicklung der New-York-Rakete mitgearbeitet.«
    »Die erste Interkontinentalrakete, Nachfolger der V2«, setzte Sina fort. »Stichwort – ›Kolumbus‹.«
    Koenig, sichtlich verstört, drängte sich mit Händen und Beinen rückwärts an den Schreibtisch. »Sind Sie Journalisten? Sie wollen eine Skandalstory schreiben, ist es das?« Er schien wieder die Oberhand zu gewinnen.
    Doch soweit ließ es Gabriele nicht kommen. »Keine Skandalstory!«, sagte sie knapp.
    Sina stand nun ganz dicht vor ihm. Ihre Stimme hatte etwas Beschwörendes: »Wir brauchen Ihre Hilfe! Die Rakete ist nicht zerstört. Sie kreist noch im Orbit. Sie wurde reaktiviert. Sie rast auf New York zu.«
    Das war wohl zu viel. Für Sekunden wich Koenig alle Farbe aus dem Gesicht. Dann raffte er sich auf, befreite sich aus seiner eingekeilten Lage zwischen den Frauen. Er ging zur Fensterfront und starrte hinaus. »Sie haben eine

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