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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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einem Laib Brot und einem Margarinewürfel auf dem verschrammten gelben Tisch abgestellt hatte, drehte er sich Ben zu: »Scotland Yard. Nicht die örtliche Wache, verstehst du, sondern Scotland Yard. Damit hättest du nicht gerechnet, he? Es ist eine Nummer zu groß für die hiesige Polizei. Das hättest du nicht gedacht, was? Die Frage ist: Hätte sie's gedacht?«
    Ben wusste, wer mit sie gemeint war. Sie war, wer sie immer gewesen war.
    Eddie fuhr fort: »Und die zweite Frage ist: Wer hat die gerufen? Wer will, dass Scotland Yard in diesem Fall ermittelt, und warum kommen die angerannt, als hätte ihnen einer Feuer unterm Hintern gemacht?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Ben.
    »Darauf wette ich. Aber wenn es zu groß für die hiesigen Cops ist, dann heißt das, es ist schlimm. Und wenn es schlimm ist, dann steckt sie dahinter. Die Vergangenheit hat dich eingeholt, Benesek. Ich habe immer gewusst, dass das eines Tages passieren würde.«
    »Dellen hat nichts damit zu tun, Dad.«
    »Sprich ihren Namen in meinem Haus nicht aus! Er ist ein Fluch!«
    Seine Frau mahnte sanft: »Eddie …«, und sie legte eine Hand auf Bens Arm, als fürchtete sie, ihr Sohn könnte aufspringen und davonlaufen.
    Doch der Anblick seines Vaters hatte die Dinge für Ben schlagartig in ein anderes Licht gerückt. So alt, dachte er. So schrecklich alt. Und gebrochen. Er fragte sich, wie er bis heute die Augen davor hatte verschließen können, dass das Leben seinen Vater längst besiegt hatte. Eddie Kerne war mit den Fäusten gegen dieses Leben angegangen und hatte sich geweigert, sich seinen Anforderungen zu unterwerfen. Den Kompromissen und Veränderungen. Das Leben zu seinen Bedingungen anzunehmen, setzte die Fähigkeit voraus, bei Bedarf den eigenen Kurs zu wechseln, Verhaltensweisen zu modifizieren und Träume der Realität anzupassen, gegen die sie bestehen mussten. Doch Eddie war dazu nie in der Lage gewesen, und darum war er zermürbt worden. Das Leben war über seinen zerbrochenen Körper hinweggespült.
    Das Wasser begann zu kochen, und der Kessel schaltete sich ab. Als Eddie sich danach umwandte, trat Ben zu ihm. »Sch-sch«, hörte er seine Mutter murmeln, und noch einmal: »Sch-sch.« Aber er stellte fest, dass er ihren Trost nicht mehr benötigte. Er stand von Angesicht zu Angesicht vor seinem Vater und sagte: »Ich wollte, die Dinge hätten für uns alle anders sein können. Ich liebe dich, Dad.«
    Eddies Schultern waren mit einem Mal noch tiefer gebeugt. »Warum konntest du sie nicht abschütteln?« Seine Stimme klang so gebrochen wie sein Kampfgeist.
    »Ich weiß es nicht«, gestand Ben. »Ich konnte es einfach nicht. Aber das lag immer nur an mir, nicht an Dellen. Sie trägt nicht die Schuld für meine Schwäche.«
    »Du wolltest es einfach nicht wahrhaben …«
    »Du hast recht.«
    »Und jetzt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Immer noch nicht?«
    »Nein. Das ist nun mal meine ganz eigene Hölle. Verstehst du das? Und in all diesen Jahren hättest du sie niemals dir zu eigen machen dürfen.«
    Eddies Schultern bebten. Er versuchte, den Kessel anzuheben, aber es wollte ihm nicht gelingen. Ben tat es an seiner statt, trug den Kessel zum Tisch und gab Wasser in die Becher. Er wollte gar keinen Kaffee; der Kaffee würde ihn nachts bloß wach halten, wo er doch eigentlich nur mehr endlos schlafen wollte. Aber er würde ihn trinken, wenn es das war, was von ihm erwartet wurde, wenn das die Kommunion war, die sein Vater ihm offerierte.
    Sie setzten sich. Eddie als Letzter. Sein Kopf schien zu schwer für seinen Hals und kippte nach vorn, bis das Kinn beinah auf der Brust lag.
    »Was ist, Eddie?«, fragte Ann ihren Mann.
    »Ich habe es dem Polizisten erzählt«, antwortete er schleppend. »Ich hätte ihn von meinem Grundstück jagen sollen, aber ich habe … ich wollte … Ich weiß nicht, was ich wollte. Benesek, ich habe ihm alles gesagt, was ich wusste.«
    Die schlaflose Nacht, die folgte, hatte daher zwei Ursachen: den Kaffee, den er getrunken, und das Wissen, das er erlangt hatte. Denn hatte das Gespräch mit seinem Vater wenigstens ein wenig dazu beigetragen, einen Teil ihrer quälenden Vergangenheit zu begraben, so hatte es gleichzeitig einen anderen Teil wiederauferstehen lassen. Und diesem Teil hatte er den ganzen Abend und die Nacht lang geradewegs ins Gesicht sehen müssen. Er hatte darüber nachgrübeln müssen. Dabei hatte er weder das eine noch das andere gewollt.
    Gemessen am Rest seines Lebens, hätte eine

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