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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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besten beantworten sollte, wog ab, ob Ironie, Sarkasmus oder Schlagfertigkeit ihren Interessen am besten dienen würde, als er wieder das Wort ergriff. »Kerra? Möchtest du irgendetwas? Eine Tasse Tee? Kaffee? Etwas zu essen? Ich muss kurz weg, und auf dem Rückweg kann …«
    »Nein. Danke.« Sie wollte ihm nicht zu Dank verpflichtet sein, nicht einmal in solch einer nichtigen Sache.
    Stattdessen taxierte sie ihn, und er taxierte sie. Es war einer dieser Momente, da zwei Menschen, die einmal ein Liebespaar gewesen waren, einander in Augenschein nahmen wie Anthropologen, die in unerschlossenem Gelände nach Spuren einer untergegangenen Zivilisation suchten. Irgendwo musste es doch Hinweise und Anzeichen geben, einen Zugang – oder zumindest Spuren davon …
    »Wie läuft's denn so?«, fragte er.
    Ihr war klar, dass er genau wusste, wie es lief, aber sie spielte das Spiel mit. »Ich habe ein paar gefunden, die durchaus infrage kommen könnten. Morgen führe ich weitere Gespräche. Aber die Frage ist, ob wir überhaupt eröffnen. Irgendwie scheinen wir unser Ziel nicht mehr vor Augen zu haben, vor allem heute nicht. – Hast du meinen Vater gesehen?«
    »Seit Stunden nicht mehr.«
    »Was ist mit Cadan? Ist er zur Arbeit erschienen?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht hat er sich direkt an die Heizkörper gemacht, aber gesehen habe ich ihn nicht. Es ist ziemlich still im ganzen Haus.«
    Dellen erwähnte er mit keinem Wort. Sie war heute mehr denn je diejenige, die sie immer schon gewesen war, wenn die Dinge schwierig wurden: die Unaussprechliche. Schon der Gedanke an sie ließ alle in stumme Beklemmung verfallen. Dellen war wie ein übelriechendes totes Tier im Wohnzimmer: unmöglich zu ignorieren und doch zu peinlich, um Erwähnung zu finden.
    »Was hast du …?« Kerra nickte zu seinem Büro hinüber. Er schien das als Einladung aufzufassen, denn er betrat ihr Kämmerchen, wozu sie ihn keineswegs hatte auffordern wollen. Sie wollte vielmehr, dass er auf Distanz blieb. Es war aus zwischen ihnen, hatte sie entschieden.
    »Ich habe versucht, für das Video alle unter einen Hut zu bringen. Trotz alldem, was passiert ist, glaube ich immer noch …« Er zog sich den Stuhl heran, der an der Wand neben der Bürotür stand. Als er sich setzte, stießen ihre Knie fast zusammen. Das missfiel Kerra. Sie wollte keine wie auch immer geartete Nähe zu ihm zulassen. »Das hier ist wichtig«, fuhr Alan fort. »Ich will deinen Vater davon überzeugen. Ich weiß, das Timing könnte kaum schlechter sein, aber …«
    »Aber doch nicht etwa auch meine Mutter?«, unterbrach Kerra ihn.
    Alan blinzelte. Er schien einen Moment lang verwirrt. Vielleicht lag es an ihrem Tonfall. »Deine Mutter auch, aber eigentlich ist sie schon an Bord, wohingegen dein Vater …«
    »Oh. Ist sie das?«, fragte Kerra. »Na ja, wenn ich darüber nachdenke, sieht es ihr ähnlich.« Es überraschte sie, dass er sich darauf einließ, über ihre Mutter zu sprechen. Dellens Meinung, ganz gleich in welcher Frage, hatte nie eine Rolle gespielt, schlicht und einfach weil sie unfähig war, an einer Meinung festzuhalten. Darum war es ein Schock, jetzt zu hören, dass jemand dieser Meinung offenbar irgendeine Bedeutung beimaß. Doch auf der anderen Seite ergab es durchaus einen Sinn. Alan arbeitete mit Dellen zusammen im Marketing – wenn es denn gelegentlich vorkam, dass Dellen überhaupt arbeitete –, also hatten sie das Videoprojekt natürlich besprochen, ehe sie es Kerras Vater präsentiert hatten. Sicher hatte Alan ihre Mutter auf seiner Seite haben wollen. Denn das würde bedeuten, dass er zumindest eine Stimme mit Sicherheit im Sack hatte, und zwar die Stimme einer Person, die beträchtlichen Einfluss auf Ben Kerne hatte.
    Kerra fragte sich, ob Alan auch mit Santo gesprochen hatte und was Santo wohl von Alans Ideen für Adventures Unlimited gehalten hatte – oder hätte.
    »Ich würde gerne noch einmal mit ihm reden, aber ich habe ihn nicht mehr gesehen …« Alan zauderte. Dann endlich schien er seiner Neugier nachzugeben: »Was ist eigentlich los?«
    »In welcher Hinsicht genau?«, fragte Kerra höflich.
    »Ich habe sie gehört … Heute Morgen … Ich war nach oben gegangen auf der Suche nach …« Er errötete.
    Ach, dachte sie. Waren sie endlich an dem Punkt angelangt?
    »Auf der Suche nach …?« Jetzt klang sie schelmisch. Das Spiel gefiel ihr. Sie hätte nie für möglich gehalten, dass sie es fertigbringen könnte, denn sie fühlte

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