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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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immer so ein Aufhebens um mich gemacht, und dann hat er meine Eltern gefragt, ob er mich mit ins Kino nehmen dürfe. Und in die Robbenaufzuchtstation. Zum Weihnachtsspiel. Er hat mir Kleider gekauft, in denen er mich sehen wollte, weil ich seine Lieblingsnichte war. Wir zwei, wir haben da etwas ganz Besonderes, hat er immer gesagt. Ich würde dir nicht all diese Sachen kaufen und so schöne Ausflüge mit dir machen, wenn du nicht meine allerliebste Lieblingsnichte wärst.«
    Draußen auf See hatte einer der Surfer die Chance ergriffen, sah Ben. Er sprang auf sein Brett und ritt die Welle, suchte, was jeder Surfer sucht, den rasenden grünen Tunnel, dessen schimmernde Wände aufsteigen und sich wölben und in ständiger Bewegung sind, ihn umschließen und wieder freigeben. Es war ein großartiger Ritt, und als er vorbei war, legte der Surfer sich bäuchlings auf sein Board und paddelte zu den anderen zurück, die ihm schon aus der Ferne einen jubelnden Empfang bereiteten. Als er endlich bei ihnen ankam, stieß einer übermütig mit der Faust an seine. Ben fühlte einen Stich, als er das sah. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf Dellen und das, was sie sagte.
    »Es fühlte sich falsch an, aber Onkel Hugo behauptete, es wäre Liebe. Er hätte mich ausgewählt, weil ich etwas ganz Besonderes wäre. Nicht meinen Bruder, nicht meine Cousins und Cousinen, sondern mich. Wenn er mich berührte und mich bat, ihn zu berühren, war denn das so schlimm? Oder war es nur etwas, was ich nicht verstehen konnte?«
    Ben spürte ihren Blick auf sich und wusste, sie erwartete, dass er den Blick erwiderte. Er sollte ihr ins Gesicht sehen und erkennen, wie sehr sie gelitten hatte, und er sollte ihre Gefühle mit den seinen widerspiegeln. Aber er war dazu nicht in der Lage. Denn auch tausend Onkel Hugos änderten nicht eine einzige der Tatsachen. Wenn es Onkel Hugo denn überhaupt je gegeben hatte.
    Er fühlte, dass sie sich regte, und sah, dass sie die Fotos durchblätterte. Er rechnete damit, dass sie Onkel Hugo aus dem Stapel ziehen würde, aber das tat sie nicht. Vielmehr zog sie eine Aufnahme hervor, die er kannte. Mum und Dad und zwei Kids im Sommerurlaub – eine Woche auf der Isle of Wight. Santo war acht gewesen, Kerra zwölf.
    Sie saßen in einem Restaurant am Tisch, kein Essen weit und breit, also hatten sie wohl beim Eintreffen dem Kellner die Kamera gegeben und ihn gebeten, die glückliche Familie zu knipsen. Sie alle hatten pflichtschuldig gelächelt: Schaut nur, wie sehr wir uns amüsieren.
    Auf Fotos konnte man glückliche Erinnerungen bannen. Und man konnte sie rückblickend nutzen, um die Wahrheit zu leugnen. Denn jetzt erkannte Ben darauf die Angst in Kerras schmalem Gesichtchen, den Wunsch, stark genug zu sein, um zu verhindern, dass das Rad sich ein weiteres Mal drehte. In Santos Zügen las er Verwirrung – das kindliche Gespür für die Heuchelei, die ihm niemand erklärte. Bens eigener Gesichtsausdruck verriet die grimmige Entschlossenheit, alles wiedergutzumachen. Und in Dellens Gesicht … Das, was immer schon dort gewesen war: Wissen … und Erwartung. Sie trug einen roten Schal im Haar.
    Die Familie auf dem Bild schien um sie zu kreisen wie Planeten um die Sonne. Alle saßen ihr leicht zugeneigt. Bens Hand lag auf ihrer, als wolle er sie festhalten, statt sie dorthin entfliehen zu lassen, wo sie zweifellos lieber sein wollte.
    Sie kann nichts dafür, hatte er sich wieder und wieder gesagt. Sie kann sich nicht ändern. Was er nicht erkannt hatte, war jedoch, dass er selbst es sehr wohl konnte.
    Er nahm ihr das Bild aus der Hand. »Es wird Zeit, dass du gehst.«
    »Wohin?«
    »Ich weiß es nicht«, bekannte er. »St. Ives. Plymouth. Zurück nach Truro. Vielleicht sogar nach Pengelly Cove. Deine Familie ist doch immer noch dort. Sie wird dir helfen, wenn du Hilfe brauchst. Wenn es das ist, was du willst.«
    Sie schwieg. Er blickte von dem Foto zu ihr. Ihre Augen hatten sich verdunkelt. Sie fragte: »Ben, wie kannst du …? Nach allem, was passiert ist.«
    »Hör auf«, entgegnete er. »Es ist Zeit, dass du gehst.«
    »Bitte«, beschwor sie ihn. »Wie soll ich das überleben?«
    »Du wirst schon überleben«, versicherte er ihr. »Das wissen wir doch beide.«
    »Und was wird aus dir? Aus Kerra? Aus dem Betrieb?«
    »Alan ist ja hier. Er ist wirklich ein guter Mann. Und davon abgesehen, werden Kerra und ich schon zurechtkommen. Darin haben wir ja sehr viel Übung.«
    Nachdem die Polizei im Salthouse Inn

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