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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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in dem sich ihre Ersparnisse, eine Bürste und ein paar aufgerollte Bänder befanden, bei sich. Unter dem grünen Kleid, das sie in Paris bekommen hatte, trug sie ihr blaues und darunter zwei Garnituren Hemden, Höschen und Unterröcke. Ihr war schrecklich heiß in all den Sachen, aber sie hatte es nicht fertiggebracht, all ihre Habe zurückzulassen, wie Faldo ihr empfohlen hatte.
    Alles, was von Martha stammte, hatte sie in ihrem Zimmer gelassen, und sie hoffte, die anderen Mädchen würden sich das bisschen Schmuck und andere persönliche Dinge, die hierbleiben mussten, teilen.
    Martha kam gerade aus dem Gang, der zur Küche führte, als Belle am Fuß der Treppe anlangte. »Draußen ist es sehr heiß«, sagte sie und musterte Belle mit einem eigenartigen Blick, als wäre ihraufgefallen, dass sie rundlicher als sonst wirkte. »Die anderen Mädchen sind alle hinten im Garten und trinken Limonade.«
    Belle drehte sich der Magen um. Sie war überzeugt, dass Martha ahnte, was sie im Schilde führte. »Mir war nach einem Spaziergang«, sagte sie. »Man wird bei der Hitze so leicht träge.«
    »Übertreib’s nicht«, ermahnte Martha sie. »Ich habe nie verstehen können, warum die Engländer immer so viel Wert auf Bewegung legen.«
    Martha machte schon seit einer Weile bissige Bemerkungen über Engländer, und Belle hatte das Gefühl, dass die Frau sie zu einer scharfen Erwiderung provozieren wollte. Doch da sie nicht vorhatte, ausgerechnet jetzt den Köder zu schlucken, lächelte sie nur freundlich.
    »Ich bereue es wahrscheinlich, sobald ich die Bahnschienen überquert habe«, sagte sie. »Und dann komme ich gleich zurück, um es mir mit einem Glas Limonade im Schatten gemütlich zu machen.«
    Martha ging weiter in den Salon, und Belle eilte zur Haustür. Es tat ihr leid, dass sie sich nicht von den anderen verabschieden konnte, denn bis auf Anna-Maria hatte sie die Mädchen liebgewonnen und war ihnen für ihre Gesellschaft, ihre Ratschläge und ihre Freundschaft dankbar. Sie würde sie alle vermissen, das gemeinsame Lachen und die Gespräche und ihre Nähe, die ihr geholfen hatte, als sie sich allein und verängstigt gefühlt hatte und unter Heimweh litt.
    Belle lief rasch über die Bahngleise ins French Quarter, wo sie ihren Weg im Zickzackkurs fortsetzte und immer wieder über die Schulter zurückschaute, ob Martha nicht Cissie oder sonst jemand hinter ihr hergeschickt hatte.
    Als sie schließlich überzeugt war, dass niemand ihr folgte, nahm sie eine Droschke in Richtung Canal Street.
    Da Belle kaum jemals außerhalb des French Quarter und des Bezirks gewesen war, hatte sie keine Ahnung, wie es in der Stadtmitte aussah. Die Droschke schien sehr lange die Canal Street hinunterzufahren, bevor sie abbog. Als Belle auf einem Straßenschild North Carrollton Avenue las, atmete sie erleichtert auf. Das war die richtige Straße. Aber als die Droschke vor einem der vielen sogenannten »Shotgun Houses« stehen blieb, war sie entsetzt und enttäuscht.
    Belle wusste, dass diese langgestreckten, einstöckigen Holzgerüsthäuser überall in den Südstaaten allgemein verbreitet waren, weil sie billig zu bauen waren. Sie waren knapp vier Meter breit und hatten keinen Flur, weil ein Raum hinter dem anderen lag, damit kein Platz verschwendet wurde und im Sommer kühle Zugluft durch das Haus wehen konnte. Angeblich hießen sie »Shotgun Houses«, Schrotflintenhäuser, weil ein Schuss, der an der Vordertür abgefeuert wurde, bei offenen Türen ungehindert durch sämtliche Zimmer und zur Hintertür hinausging.
    Im Grunde war an einem derartigen Haus nichts auszusetzen; sie wusste, dass sich Millionen Menschen glücklich geschätzt hätten, ein solches Heim zu besitzen. Aber sie hatte sich vorgestellt, Faldo würde für sie beide eines der hübschen kreolischen Häuser mit Schmiedeeisenbalkon und dekorativen Fensterläden nehmen. Eine schäbige Behausung für arme Leute hatte sie nicht erwartet.
    Es gab nicht einmal einen Vorgarten. Alle Häuser in der Straße standen auf einem Sockel aus Ziegelsteinen; hölzerne Stufen führten zur Eingangstür, und das leicht überhängende Dach bildete eine Art schmalen Vorbau.
    Faldo kam heraus und lief die Treppe hinunter, als Belle aus der Droschke stieg. Er begrüßte sie mit einem warmen Lächeln, bezahlte den Fahrer und nahm ihren Arm, um ihr die Stufen hinaufzuhelfen.
    »Ich hoffe, Martha hat keine Probleme gemacht«, sagte er. »Ich war ein bisschen in Sorge um dich.«
    »Nein. Sie hat mich

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