Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
angesprochen, als ich ging, aber ich habe einfach gesagt, dass ich einen Spaziergang machen will. Ich dachte schon, dass ihr auffällt, wie dick ich aussehe. Ich habe zwei Kleider übereinander an, und mir ist schrecklich heiß.« Belle lachte nervös. Obwohl sie erleichtert war, Martha ohne Probleme entwischt zu sein, fürchtete sie sich auf einmal vor dem, was vor ihr lag.
Faldo öffnete die Innentür, die mit feinem Netzgitter bespannt war und Insekten fernhalten sollte, und bedeutete ihr, als Erste einzutreten. Belle stellte fest, dass das Zimmer größer war als erwartet und durch die hohe Decke relativ luftig wirkte, aber es war sehr spärlich möbliert: zwei dunkelrote Samtsessel und ein kleiner Tisch vor dem Fenster. Es gab Gasbeleuchtung und einen offenen Kamin, aber bei der momentanen Hitze konnte sie sich nicht vorstellen, dass es in New Orleans jemals kalt genug sein würde, um ein Feuer zu machen.
»Ich habe es heute Morgen nur geschafft, die notwendigsten Möbel liefern zu lassen«, sagte Faldo. »Ich dachte mir, dass es dir vielleicht Spaß macht, den Rest selbst auszusuchen.«
Belle wusste nicht, was sie sagen sollte. Nach dem Luxus bei Martha wirkte das Haus sehr kahl und unfreundlich. Der Gedanke, dass sie die meiste Zeit allein hier verbringen würde, jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken.
»Kann ich den Rest sehen?«, fragte sie, indem sie versuchte, sich zusammenzureißen und sich über den ersten Schritt in die Freiheit zu freuen.
»Es gibt nur noch ein Schlafzimmer und eine Küche«, sagte er und führte sie ins Schlafzimmer. Das Bett, das er gekauft hatte, war aus Messing und sehr hübsch, und darauf lagen neue Bettwäsche, Kissen und eine Decke. »Du kannst es nachher beziehen; Frauen sind in diesen Dingen viel geschickter als Männer.«
Im Schlafzimmer standen außerdem ein Frisiertisch aus dunklem Holz mit drei ovalen Spiegeln und ein Hocker. Belle bewunderte die Möbelstücke und umarmte Faldo, weil sie befürchtete, er könnte sonst ihre wahren Gefühle erraten.
»Ich weiß, dass du zu jung bist, um zu wissen, wie man einen Haushalt führt, Liebes«, sagte er und presste seine Lippen auf ihren Nacken. »Aber ich werde dir helfen, so gut ich kann, und ein kluges Mädchen wie du kann viel aus Büchern und Magazinen lernen.«
Der dritte und letzte Raum war die Küche. Hier gab es einen Gasherd, ein Spülbecken, Wandregale mit Geschirr und Töpfen und Pfannen und in der Mitte einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen. Faldo öffnete einen Schrank, der innen mit Metall ausgekleidet war. Unten befand sich in einer rechteckigen Schale ein großer Eisklotz. »Hier kannst du Milch, Butter und Fleisch kühl lagern«, erklärte er. »Jede Woche kommt ein Mann vorbei, der Eis verkauft. Du brauchst ihm nur die Schale zu bringen, wenn er klingelt.«
Belle hatte gesehen, wie Eis an Martha geliefert wurde, aber nicht erwartet, dass so etwas auch für gewöhnliche Leute möglich war. Ihre Stimmung hob sich ein wenig.
»Aber das Wasserklosett ist leider draußen«, fuhr er fort und machte ein besorgtes Gesicht, als fürchte er, sie könnte sich beschweren.
»Das macht nichts«, versicherte sie, obwohl ihr der Mut wieder sank.
Faldo füllte den Wasserkessel, um Kaffee zu kochen. Er hatte auch einen Karton mit Lebensmitteln gekauft, und als Belle einen Walnusskuchen entdeckte, raffte sie sich auf, die Sachen in die Schränke zu räumen.
»Kannst du kochen?«, erkundigte er sich, während er mit einem Löffel Kaffee in eine Kanne gab.
»Ein bisschen«, sagte Belle. »Daheim habe ich Mog immer geholfen. Ich habe Gemüse geschält und klein geschnitten und mit ihr Marmeladentörtchen und solche Dinge gemacht. Aber eine vollständige Mahlzeit habe ich noch nie allein gekocht.«
»Wer lesen kann, kann auch kochen.« Faldo lächelte. »Jedenfalls hat meine Mutter das immer behauptet. Warum gehst du nicht in eine Buchhandlung und kaufst dir ein Kochbuch?«
»Das ist eine gute Idee«, sagte Belle und bemühte sich, munter und fröhlich zu klingen, obwohl ihr keineswegs so zumute war.
Sie tranken Kaffee und aßen Kuchen, dann teilte Faldo ihr mit, dass er ihr zehn Dollar Taschengeld pro Woche geben würde. Belle war entsetzt, dass der Betrag so gering war – damit würde sie nichtweit kommen! –, aber ihm fiel ihr bestürztes Gesicht nicht auf. »Außerdem habe ich zwei Konten für dich eröffnet«, fuhr er fort. »Eins bei Frendlars Lebensmittelgeschäft in der Canal Street, das andere bei
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