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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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ist ein weiter Weg von Marseille nach London. Falls Sie also ein paar gute Ideen haben, wie ich es vermeiden kann, mich wieder zu verkaufen, würde ich sie gern hören.«
    »Es macht mich traurig, Sie so sprechen zu hören«, sagte er leise.
    Belle ließ das ausgewrungene Laken los, trat auf den Captain zu und zwickte ihm mit Daumen und Zeigefinger in die Wange. »Wie gesagt, zeigen Sie mir, wie ich es anders anstellen kann, und ich nehme Ihren Rat dankend an. Aber machen Sie sich keine Sorgen um mich, Captain. Ich bin, wie man in New Orleans sagt, ein zähes Früchtchen.«
    Am selben Abend um neun Uhr ging Arnaud Germaine auf die Brücke, um mit Captain Rollins zu sprechen.
    »Guten Abend, Sir«, begrüßte Rollins seinen Passagier. »Geht es Ihrer Frau jetzt besser, nachdem die See wieder ruhiger ist?«
    Der Sturm hatte sich gegen sechs Uhr gelegt, und obwohl das Meer immer noch aufgewühlt war, schwankte das Schiff nicht mehr hin und her.
    »Viel besser«, erwiderte Arnaud mit seinem starken französischen Akzent. »Dafür haben wir Miss Cooper zu danken.«
    »Das hörte ich«, sagte der Captain. »Es scheint ironisch, aber ich hätte sie beinahe nicht als Passagier aufgenommen, weil ich sicher war, dass sie krank werden und Umstände machen würde.«
    »Jetzt macht es mich verlegen, wie ich sie behandelt habe. Meine Frau sagt, dass sie ihr das Leben gerettet hat.«
    Captain Rollins lächelte. Er hätte nicht gedacht, dass der kampflustige kleine Franzose so etwas wie Verlegenheit überhaupt kannte. »Dann sollten Sie sich vielleicht bei Miss Cooper revanchieren«, schlug er vor. »Ich weiß zufällig, dass sie dringend Geld für die Weiterreise nach England braucht.«
    »So, so«, murmelte Arnaud. »Sagen Sie, Captain, finden Sie dieses Mädchen nicht ein bisschen rätselhaft?«
    »Sie meinen, weil sie jung und schön und trotzdem so liebenswürdig ist?«
    Arnaud nickte. »Und dieses Auftreten! Diese vielsagenden Blicke, die scharfen Bemerkungen. Ich glaube, sie lacht uns alle aus. Sie hat meine Frau darauf hingewiesen, dass wir unser Geld mit dem Verkauf alkoholischer Getränke an Freudenhäuser verdient haben und deshalb nicht besser sind als sie!«
    Captain Rollins lachte in sich hinein. »Wenn sie das in der Messe gesagt hätte und Ihre Frau bei guter Gesundheit gewesen wäre, hätte es wohl eine ganz schöne Szene gegeben!«
    »Allerdings. Aber ich teile Ihre Erheiterung nicht. Ich befürchte, dass die junge Frau auf die Zuneigung meiner Frau spekuliert, damit wir sie in unser Zuhause in Frankreich einladen.«
    »Ich glaube nicht, dass das ihrer Art entspricht.« Rollins grinste unverfroren. »Ich fürchte, Sie beurteilen Miss Cooper nach Ihrem eigenen Standard.«
    Arnaud plusterte sich entrüstet auf. »Also wirklich, Sir, das ist außerordentlich unhöflich!«, stieß er hervor.
    Später am Abend überließ Captain Rollins das Steuer seinem Ersten Offizier und ging in seine Kabine, um sein Logbuch zu führen. Aber statt zu schreiben starrte er ins Leere und dachte über das nach, was Arnaud Germaine über Belle gesagt hatte.
    Sie war tatsächlich ungewöhnlich: ehrlich und direkt und auch mutig, denn kaum eine Frau in ihrer Situation hätte es gewagt, den weiten Weg nach Frankreich allein auf einem Frachtschiff zurückzulegen. Aber am meisten gefiel ihm an ihr, dass sie sich nicht schämte, eine Hure zu sein. Es war, als hätte sie irgendwann entschieden, dass dieses Gewerbe zwar nicht ihre freie Wahl war, sie ihre Sache aber trotzdem hervorragend machen wollte. Und er bezweifelte nicht, dass es ihr mit ihrer auffallenden Schönheit und ihrem perfekten Körper gelungen war.
    Auch er begehrte Belle seit dem Moment, in dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Aber sie hatte unmissverständlich klargemacht, dass sie nicht zur Verfügung stand. Er hielt sie für einen gradlinigen Menschen, und er mochte ihren Sinn für Humor. Als er daran dachte, wie sie Avril Germaine mit dem Hinweis auf die Einkommensquelle ihres Manns in die Schranken gewiesen hatte, musste er lächeln. Es hatte ihn auch amüsiert, als sie ihm eines Tages erzählte, wie sie sich vorgenommen hatte, die Mätresse dieses Texaners zu werden, nur um ihn dann als Liebhaber enttäuschend zu finden.
    Rollins kannte etliche Männer, die mit ihren schönen Ehefrauen oder Geliebten umgingen wie Geizkrägen, die ihr Gold horteten. Sie ließen sie nie in der Öffentlichkeit glänzen und machten sie bei jeder Gelegenheit schlecht. Vermutlich fühlten

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