Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
will dir nichts vormachen. Ich halte es für mehr als wahrscheinlich. Ihre Zeugenaussage könnte ihn an den Galgen bringen. Verzweifelte Männer tun verzweifelte Dinge.«
Jimmy erbleichte, berichtete aber schnell, was Belle ihm alles anvertraut hatte. »Wir müssen sie retten«, sagte er atemlos, als er fertig war. »Haben Sie eine Ahnung, wo sie sein könnte?«
»Nicht die geringste«, gestand Noah. »Ich hatte gehofft, dir und deinem Onkel könnte dazu etwas einfallen. Auf welcher Seite würde dein Onkel in dieser Sache stehen? Würde er helfen wollen, Belle zu finden?«
»Warum fragen Sie mich das nicht selbst?«, ertönte da eine tiefe Stimme hinter ihnen.
Als Noah sich auf dem Stuhl umdrehte und den Gastwirt vor sich sah, wurde ihm flau im Magen, denn der Mann sah aus, als wäre er imstande, jemandem den Kopf von den Schultern zu drehen, bloß weil der Betreffende ihn schief ansah. Er war groß, mindestens eins achtzig, hatte breite Schultern und Arme wie ein Preisboxer, einen buschigen dunkelroten Bart und eine rötliche Gesichtsfarbe, als würde er gern trinken. Noah schätzte ihn auf ungefähr Mitte bis Ende dreißig.
»Tut mir leid, Sir.« Noah sprang auf und streckte seine Hand aus. »Mein Name ist Bayliss, ich war ein Freund von Millie. Man hat mich gebeten, bei der Suche nach Belle Cooper zu helfen, und da ich erfahren habe, dass Ihr Neffe mit ihr befreundet war, wollte ich mal sehen, ob er mir noch ein bisschen mehr erzählen kann.«
»Mehr als was?«, fragte Garth mit höhnischem Unterton.
»Mehr als dass sie spurlos verschwunden ist, während ihre Mutter auf Millies Beerdigung war! Ich hatte außerdem gehofft, dass auch Sie uns unterstützen würden, Sir.«
»Ein Gastwirt muss unparteiisch bleiben«, erwiderte Garth knapp.
»Natürlich«, stimmte Noah zu. »Aber hören Sie sich die ganze Geschichte an, wie Miss Davis sie mir erzählt hat. Wenn Sie dann immer noch nichts damit zu tun haben wollen, mache ich allein weiter.«
Garth blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust, als wollte er sagen, dass er sich nicht so leicht umstimmen lassen würde.
Worte waren die Grundlage für Noahs Existenz, und als er anschaulich schilderte, wie sich Belle unter dem Bett versteckt und den Mord an Millie mit angesehen hatte, fügte er einige dramatische und drastische Details hinzu, die Miss Davis nur angedeutet hatte. Er wusste, dass er auf dem richtigen Weg war, als Garth seine Arme löste und sich hinsetzte. Blankes Entsetzen stand in seinen hellblauen Augen.
»Sie können sich sicher vorstellen, wie grauenhaft dieses Erlebnis auf ein unschuldiges junges Mädchen gewirkt haben muss«, schloss Noah. »Und es muss sie noch mehr schockiert haben, dass ihre Mutter der Polizei nicht sofort die volle Wahrheit sagte.«
»Na ja, Annie tut mir schon leid«, sagte Garth in milderem Ton. »All die Jahre hat sie nur das Beste für ihr Mädchen gewollt; natürlich war ihr nicht daran gelegen, dass ihre Tochter von der Polizei verhört wird und als Zeugin vor Gericht aussagen muss, wenn der gemeine Bastard geschnappt wird.«
Nun, da die Aggressivität des Mannes seinem Mitgefühl gewichen war, sah Noah Grund zur Hoffnung.
»Aber wenn sie der Polizei die Wahrheit gesagt hätte, wäre er vielleicht gleich gefasst worden«, erklärte er. »Oder vielleicht hätten sie wenigstens einen ihrer Männer beim Haus postiert, um es zu bewachen.«
»So wie Sie aussehen, würde ich sagen, dass Sie nicht viel Ahnung von Kriminellen haben«, sagte Garth verächtlich. »Oder wie nutzlos die Polizei sein kann.«
»Genau deshalb brauche ich jemanden wie Sie, der die Gegend, die Leute und die Art und Weise, wie die Dinge hier gehandhabt werden, kennt«, entgegnete Noah.
Garth zog scharf den Atem ein. »Wie gesagt, ein Wirt muss unparteiisch bleiben. Würde meinem Geschäft nicht guttun, wenn die Leute denken, dass ich Informationen weitergebe.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob Sie sich da raushalten können«, sagte Noah und sah dem kräftigen Mann direkt in die Augen. »Nicht, wenn Belle Jimmy erzählt hat, dass sie den Mord mit angesehen hat und den Namen des Täters kennt. Denn dann ist auch Jimmy in Gefahr.«
Garths Augen weiteten sich. »Stimmt das, Jimmy?«, fragte er. »Und wenn es so ist, warum hast du mir gestern Abend nichts davon gesagt?«
»Wollte ich ja, Onkel Garth«, sagte der Junge nervös und senkte den Kopf. »Aber ich habe Belle versprochen, ihr Geheimnis für mich zu behalten. Nur weil Noah glaubt,
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