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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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waren, behagten ihm ganz und gar nicht. Er hatte noch nie ein Mädchen gegen ihren Willen mitgenommen und ganz gewiss nicht ein unschuldiges junges Ding von der Straße weg entführt.
    »Ist nicht wie die, die mir sonst unterkommen, die Kleine«, sagte er, während er sein Glas leerte und es erneut füllte. »Die Sache gefällt mir nicht.«
    »Sei kein Idiot, was soll an ihr schon anders sein?«, fragte Kent, den die Bemerkung seines Freundes ziemlich zu überraschen schien. »Sie ist älter als manch andere, die du aufgelesen hast, und sie hatte kein gutes Zuhause. Außerdem weißt du, dass ich keine andere Wahl habe. Sie könnte mich an den Galgen bringen.«
    Kent hatte zugegeben, in Seven Dials eine Hure erwürgt zu haben, aber Sly wusste nicht recht, ob er glauben sollte, dass das Mädchen, das den Mord beobachtet hatte, der Polizei etwas verraten würde. Die Leute in Seven Dials lernten früh im Leben, niemanden zu verpfeifen. Aber Kent war sein Partner, und abgesehen davon, dass er ein Mann war, dem niemand gern in die Quere kam, war er es, der mit den Bordellbetreibern verhandelte, wenn sie ein neues Mädchen zu verkaufen hatten. Sly musste ihn bei Laune halten, aber er hoffte trotzdem, ihn umzustimmen.
    »Sie ist nicht dumm und sicher nicht leicht weichzukriegen«, entgegnete Sly. Kent wollte Belle an ein Bordell in Frankreich verkaufen. »Ich sag dir was, die wird mehr Ärger machen, als sie wert ist. Bringen wir sie lieber morgen Abend nach London zurück und setzen sie in der Nähe ihres Zuhauses ab, ja?«
    »Red keinen Quatsch! Das geht nicht. Du weißt, warum.«
    »Aber sie hat keine Ahnung, wo wir hier sind«, wandte Sly ein. »Und sie weiß nicht das Geringste über dich. Ihre Mutter wird auch keinen Krach schlagen, wenn sie ihre Tochter unversehrt zurückbekommt. Nachher können wir direkt nach Dover fahren und wie geplant die Fähre nach Frankreich nehmen.«
    Sly mochte nicht mit gutem Aussehen gesegnet sein   – er war klein, untersetzt und hatte eine platte Nase –, aber er hatte eine gewisse Ausstrahlung, die ihm bei beiden Geschlechtern gute Dienste leistete. Männer sahen in ihm einen amüsanten Gefährten und bewunderten seine Gerissenheit, Kraft und Entschlossenheit. Frauen liebten es, dass er ihnen das Gefühl gab, die wichtigste Person auf der Welt zu sein, wenn er mit ihnen sprach. Er hatte das Auftreten und die Manieren eines Gentleman, dabei aber etwas latent Animalisches, das sie ausgesprochen attraktiv fanden. Sein Charme war so wirksam, dass sogar Mädchen, die er praktisch ins Verderben geführt hatte, unerschütterlich zu ihm hielten.
    Kent, oder vielmehr Frank John Waldegrave, wie sein richtiger Name lautete, entstammte dem Landadel im Norden Englands. Aber obwohl der Landsitz der Familie groß war, wusste er schon in früher Jugend, dass er als dritter und von seinem Vater am wenigsten geliebter Sohn nichts erben würde, das von Wert war. Eifersüchtig auf seine bevorzugten älteren Brüder und gekränkt, weil seine Mutter und Schwester nie Partei für ihn ergriffen, ging Frank zur See, mit einem Groll im Herzen, der mit jeder Schmähung oder Demütigung, die ihm widerfuhr, stärker wurde.
    In die Handelsmarine einzutreten, war vermutlich die schlechteste Berufswahl für einen jungen Mann, der nicht gern Befehle entgegennahm, nur schwer Freunde fand und an die Weiten der Hochmoore Yorkshires gewöhnt war. Er hatte einen scharfen Verstand, der ihm als Geschäftsmann, Jurist oder sogar Arzt gute Dienste geleistet hätte, aber stattdessen sah er sich gezwungen, seine Zeit fast ausschließlich mit jener Art ungebildeter Männer zu verbringen, die auf dem Anwesen seiner Familie die einfachen Arbeiten verrichteten.
    Frank hatte bei Frauen nicht mehr Erfolg als bei seinen Versuchen, mit Männern Freundschaft zu schließen. Auf dem Festland in Dover war ein gebildeter Gentleman von guter Herkunft, der nur ein gewöhnlicher Seemann war, weder Fisch noch Fleisch. Er gefiel sich in der Vorstellung, dass die Verkäuferinnen und Dienstmädchen, die ihm über den Weg liefen, ihn als zu weit über ihnen stehend betrachteten, aber in Wahrheit wusste er nicht, wie man mit Frauen umging. Die Art Mädchen aus der Mittel- oder Oberschicht, in deren Gesellschaft er sich vielleicht wohler gefühlt hätte, frequentierten die Kneipen und Tanzsäle nicht, die von Seeleuten besucht wurden.
    Er war Anfang zwanzig, als er eines Abends in Dover in ein Bordell mitgenommen wurde und feststellte, dass die

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