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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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brauchte die Tür nicht aufzusperren, sondern stieß sie einfach auf und ging hinein. Drinnen war es stockfinster, und er murmelte etwas und tasteteeine Weile herum. Dann zündete er eine Kerze an, und Belle stellte fest, dass sie in einer großen Diele mit Steinboden standen.
    Offensichtlich kannte sich der Mann in dem Haus gut aus, denn selbst im schwachen Licht der Kerze fand er eine Öllampe und zündete sie an. Auf einmal war es hell genug, um eine massive Eichentreppe vor ihnen und mehrere Türen auf beiden Seiten der Diele zu erkennen. Das Haus schien auf einen gewissen Wohlstand hinzuweisen, so kam es Belle vor, aber der Geruch nach Feuchtigkeit und die Staubschicht, die auf der gewaltigen Anrichte lag, zeugten von einer langen Periode der Vernachlässigung.
    Belle wollte gerade den Mund aufmachen und den Zigeuner fragen, ob sie auf die Toilette gehen durfte, als Kent hereinkam. Hinter ihm hörte man die Kutsche wegfahren.
    »Ab in die Küche«, sagte der Zigeuner. »Tad hat bestimmt Feuer gemacht und uns etwas zu essen dagelassen.«
    Er nahm die Öllampe und ging an ein paar stark nachgedunkelten Pferdegemälden vorbei den Gang hinunter. Belle und Kent folgten ihm.
    In der Küche war es warm, und in der Luft hing ein verlockender Duft nach Suppe oder Eintopf, aber der Raum war sehr schmutzig. Auf einem Tisch in der Mitte der Küche lag ein Laib Brot, und der gute Geruch kam vermutlich von dem rauchgeschwärzten Topf, der auf dem Herd stand.
    Belle nahm all ihren Mut zusammen und fragte, ob sie auf die Toilette gehen dürfte. Kent nickte und befahl dem anderen Mann, die Fesseln an ihren Händen, nicht aber die an ihren Füßen zu lösen und sie nach draußen zu bringen.
    Es war das stinkendste Klosett, das Belle je betreten hatte, und da es darin stockfinster war und der Zigeuner draußen hin und her lief, hielt sie sich nicht länger als unbedingt nötig auf. Er führte sie rasch ins Haus zurück, fesselte aber ihre Hände nicht wieder.
    Kent füllte den Eintopf in drei Schalen, stellte sie auf den Tisch und schob die kleinste zu Belle. Dann schenkte er zwei Gläser Wein für sich und seinen Gefährten ein und gab Belle ein Glas Wasser.
    Zuerst war Belle zu verängstigt, um etwas zu essen, und als sie dann vorsichtig von dem Eintopf kostete, stellte sie fest, dass er hauptsächlich aus fettem Fleisch bestand und nicht besonders gut schmeckte. Aber sie zwang sich, trotzdem etwas davon zu essen; zumindest würde es sie von innen wärmen.
    Die beiden Männer aßen schweigend, und wieder hatte Belle das Gefühl, dass sie gelegentlich zu ihr sahen und dann einen Blick wechselten, als würden sie einen stillschweigenden Kommentar abgeben. Nicht zu wissen, was mit ihr passieren würde, war eine wahre Folter. Einerseits dachte sie, sie würden ihr nichts zu essen geben, wenn sie sie gleich töten wollten, andererseits weckte die Art, wie der Zigeuner sie immer wieder anstarrte, in ihr den Verdacht, dass er gern etwas Bestimmtes mit ihr machen würde. Die Vorstellung war fast noch schlimmer als die Angst vor dem Tod. Wieder schnürte sich ihr Magen zusammen, die kalten Schweißausbrüche kamen wieder, und Tränen liefen unaufhaltsam über ihr Gesicht.
    Aus der Nähe besehen schien Kent älter zu sein, als sie ihn in Annies Haus geschätzt hatte, Ende dreißig vielleicht, wenn nicht älter. Wären nicht seine Hakennase, die kalten, dunklen Augen und seine finstere Miene gewesen, hätte er ganz gut ausgesehen. Er war nicht besonders groß, vielleicht einen Meter siebzig, und sehr schlank, aber er wirkte kräftig, und sie erinnerte sich, wie muskulös seine Beine ausgesehen hatten, als er sich in Millies Zimmer auszog. Er hatte dunkles Haar, das an den Schläfen grau wurde, und einen dunklen Schnurrbart. Alles an ihm war ganz gewöhnlich, aber seine Kleidung war gut, und er sprach wie ein Gentleman, was seine Brutalität noch beängstigender wirken ließ.
    Belle glaubte, dass diese Farm nicht ihm gehörte, sondern eher dem Mann, der wie ein Zigeuner aussah. Er hatte etwas zum Essen und jemand namens Tad erwähnt, und er hatte Kents Mantel genommen und zusammen mit seinem eigenen an der Tür aufgehängt, ganz wie es Leute im eigenen Haus taten. Außerdem hatte er einen leichten ländlichen Akzent. Abgesehen von seinem Überzieher, der schäbig war und modrig roch, war seine Kleidung teuerund gut geschnitten, und seine Stiefel waren zwar mit Schlamm bespritzt, sahen aber genauso aus wie die, die Belle bei reichen

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