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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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unter die Achseln. Schließlich war sie wertvolles Eigentum.
    Wahres Eigentum.
    9
    Crow war durch die Hintertür gekommen, wobei er das praktisch nutzlose Schnappschloss mit einer einzigen Abwärtsbewegung von Henry Rothmans American Express Platinum Card geknackt hatte, aber er hatte nicht die Absicht, das Haus auf demselben Wege wieder zu verlassen. Am Ende des abschüssigen Gartens kam nichts als ein hoher Zaun und dahinter ein Fluss. Außerdem stand sein fahrbarer Untersatz in der anderen Richtung. Er trug Abra durch die Küche in die leere Garage. Vielleicht waren beide Eltern bei der Arbeit … falls sie nicht draußen am Wolkentor standen und hämisch die Überreste von Andi, Billy und Nut begafften. Vorläufig war ihm das scheißegal; wer auch immer dem Mädchen geholfen hatte, konnte warten. Um die konnte man sich später kümmern.
    Er schob Abras Körper unter die Werkbank, auf der die paar Werkzeuge ihres Vaters lagen. Dann drückte er auf die Taste, mit der das Garagentor geöffnet wurde, und trat hinaus, nicht ohne daran zu denken, vorher sein bewährtes Henry-Rothman-Lächeln aufzusetzen. Der Schlüssel dazu, in der Welt der Tölpel zu überleben, bestand darin, so auszusehen, als ob man dazugehörte und überdies immer bester Laune wäre, und niemand gelang das besser als Crow. Er ging eilig zum Pick-up hinüber und schob den alten Knacker wieder zur Seite, diesmal auf die Mitte der durchgehenden Sitzbank. Als Crow mit dem Wagen in die Einfahrt der Stones einbog, lag Billys Kopf schlaff auf seiner Schulter.
    »Na, was sind denn das für Annäherungsversuche, Alter?«, sagte Crow und lachte, während er den roten Pick-up in die Garage lenkte. Seine Gefährten waren tot, und die Lage war äußerst bedenklich, aber dafür gab es einen tollen Ausgleich: Zum ersten Mal seit sehr vielen Jahren fühlte er sich vollkommen lebendig und klar. Die Welt erstrahlte in allen Farben und summte wie eine Stimmgabel. Er hatte die Kleine erwischt, bei Gott. Trotz all ihrer unheimlichen Kraft und ihren üblen Tricks hatte er sie in der Hand. Jetzt würde er sie zu Rose bringen. Als ganz spezielle Liebesgabe.
    »Jackpot«, sagte er und verpasste dem Armaturenbrett einen harten, triumphierenden Schlag.
    Er stieg aus, streifte Abra den Rucksack von den Schultern und ließ ihn unter der Werkbank liegen. Dann hob er sie durch die Beifahrertür in den Wagen und schnallte seine zwei schlummernden Passagiere an. Er hatte zwar durchaus überlegt, ob er dem Alten den Hals brechen und seine Leiche in der Garage lassen sollte, aber möglicherweise war der Kerl ja noch zu irgendetwas nütze. Falls die Droge ihn nicht umbrachte. Crow tastete an der Seite des faltigen, mit grauen Härchen übersäten Halses nach dem Puls und spürte tatsächlich einen. Langsam, aber stark. Was die Kleine anging, war alles klar; sie lehnte am Seitenfenster, und er sah, wie sich durch ihren Atem die Scheibe beschlug. Ausgezeichnet.
    Crow nahm sich kurz Zeit für eine Bestandsaufnahme seiner Ausrüstung. Keine Pistole – der Wahre Knoten reiste nie mit Schusswaffen –, aber er hatte noch zwei Spritzen mit dem Betäubungsmittel. Wie weit das reichen würde, wusste er nicht. Priorität hatte auf jeden Fall das Mädchen. Crow hatte so eine Ahnung, dass der Zeitraum, in dem sich der Alte als nützlich erweisen konnte, äußerst begrenzt sein würde. Na ja. Tölpel kamen, und Tölpel gingen.
    Er zog sein Handy aus der Tasche, und diesmal drückte er die Schnellwahlnummer von Rose. Sie meldete sich, als er sich schon darauf vorbereitet hatte, eine Nachricht zu hinterlassen. Ihre Worte kamen langsam, ihre Aussprache klang verwaschen. Es war fast so, als würde man mit einer Betrunkenen sprechen.
    »Rose? Was ist denn mit dir los?«
    »Die Kleine hat mir irgendwie heftiger dazwischengefunkt, als ich erwartet hätte, aber es geht schon wieder. Ich höre sie nicht mehr. Sag mir, dass du sie hast!«
    »Das habe ich, und sie macht gerade eine kleine Siesta, aber sie hat Freunde. Auf die will ich momentan nicht treffen. Deshalb fahre ich sofort nach Westen, und ich hab keine Zeit, irgendwelche Karten zu studieren. Irgendjemand muss mir die Nebenstraßen raussuchen, über die ich durch Vermont nach Upstate New York gelange.«
    »Das wird Toady Slim erledigen.«
    »Rosie, du musst sofort jemand nach Osten schicken, der mir entgegenfährt – mit allem, was ihr beschaffen könnt, um dieses Nitro-Paket ruhigzustellen. Sieh in Nuts Vorräten nach. Der muss doch irgendwas

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