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Dönerröschen

Titel: Dönerröschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaromir Konecny
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fassen?
    Sibel machte die Küchentür zu und flüsterte mir ins Ohr: »Die türkischen Jungs glauben, dass vom Knoblauch ihre Gurken wachsen!«
    »Echt?«
    »Knoblauch ist auch ein super Sexmittel, viel besser als Viagra. Ein türkischer Mann kann zwanzigmal in der Nacht. Leider ist es mit einer krassen Knoblauchfahne schwer, Perlhühner zu finden.«
    »Eeeh … hast du ›Perlhühner‹ gesagt?«
    »Ich? Nein!«
    »Du verarschst mich, oder?«
    »Nur ein bissl«, sagte Sibel. »Komm! Wir sagen den Kämpfern im Wohnzimmer, dass das Essen fertig ist.« Kämpfern?
    Im Wohnzimmer standen Danis, ein etwas älterer türkischer Junge, Selma, Schnauze und ein Mann, der etwa so alt wie Dok war. Wohl der Vater von Sibel und Danis. Blöd! Doch zu Hause. Mit dem habe ich gar nicht gerechnet. Hatte echt gedacht, ihre Alten wären weg. Ich würde doch nie ein paar Türken zu einer Party einladen, wenn Anne und Dok zu Hause hockten! Was aber das Schlimmste war: Alle Türken im Zimmer waren voll bewaffnet. Samt Schnauze. Jeder hielt einen Dartpfeil in der Hand und starrte zu Selma, die gerade werfen wollte. Krass, oder? Während die andern ihren Spaß hatten, briet ich, der größte Dartspieler Bayerns, Köfte.
    »Schluss damit!«, rief Sibel. »Essen!« Sie führte mich zum Hausherrn. »Das ist mein Baba!«, sagte sie. Ich checkte sofort, dass Baba auf Türkisch Vater hieß. Bin gar nicht so blöd, oder?
    »Und du bist Josch!«, sagte Baba.
    »Eeeh!«
    »Was für ein Zufall, dass wir dich wiedergefunden haben!« Ja, das sagte er, obwohl ich mich an ihn überhaupt nicht erinnern konnte. Trotz der Erinnerungsflut im Kopf. »Meine Frau hat mir viel von dir erzählt, damals.« Hmm … wir kannten uns wohl auch nicht persönlich. Plötzlich wurde er ganz ernst. »Ich dachte, du bist ein Türke!« Streng sah er uns an. Jetzt war’s so weit. Wo hatte er seinen Säbel? »He, he, he!«, brüllte er plötzlich vor Lachen und schlug mir auf die Schulter. »Nur ein Scherz!«
    »Baba ist ein großer Spaßmacher«, sagte Sibel und zwinkerte mir zu. Tja, wohl lag’s in der Familie. Sie führte mich zu dem älteren Jungen. »Und das ist Koray. Unser Cousin. Ist gerade aus der Türkei gekommen. Für die Ferien. Koray bleibt aber nur ein paar Tage bei uns. Er fährt dann zu seinem Onkel nach Köln.« Ey! Wie sollte ich mit einem Jungen sprechen, der kein Deutsch konnte? Na ja, Old Shatterhand kam unter den Apachen auch zurecht, auch wenn er ihre Sprache nicht verstand. Nach dem Motto: Ich Oldie, du Winnetou! Oldie hätte sogar Nscho-tschi geheiratet, die Tochter des Häuptlings, wenn man sie nicht umgebracht hätte.
    Wir gaben uns die Hand. »Ich«, sagte ich zu Koray und zeigte auf mich. »Jonas!«
    »Du kannst ruhig Deutsch mit mir sprechen, Josch«, sagte Koray. »Ich hab Deutsch an der Uni.« He? Gab’s in der Türkei auch Unis?
    »Setz dich hin, Josch!«, sagte Sibel. »Selma und ich tragen auf.«
    »Ich heiße Jonas«, flüsterte ich ihr ins Öhrchen, an dem eine kleine rote Kirsche hing.
    »Ah geh, Josch!«, sagte Sibel. »Du musst dich nicht für deinen Namen schämen.« Mann! Und sie? Voll unfair, die Frau, oder? Jetzt sollte ich noch ein schlechtes Gewissen haben, dass mir mal ’ne Zecke das halbe Hirn ausradiert hatte.
    Sie und Selma liefen in die Küche. Die andern blödelten noch an der Dartscheibe rum und räumten die Pfeile auf. Mich beschäftigte was anderes. Wo sollte ich mich hinhocken, verdammt? In diesem Wohnzimmer gab’s tatsächlich keinen Tisch. Nur ein Sofa an der Wand, auf dem jetzt aber Rucksäcke und Jacken lagen. Dabei hatte mir Sibel gesagt, ich solle mich hinsetzen. Das konnte nur eines bedeuten: Die Türken hockten beim Essen tatsächlich auf dem Boden. So wie ich’s in einer Doku über Kurdistan in der Glotze gesehen hatte. Ich setzte mich also auf dem Boden in den Schneidersitz und zockte ein bissl auf meinem Handy. Bis die anderen fertig mit dem Aufräumen wären.
    Sibel und Selma liefen wieder herein. »Warum sitzt du auf dem Boden?«, fragte mich Sibel und flüsterte mir zu: »Wir Türken essen nicht auf dem Boden. Wir haben auch Tische.« Sie zeigte zum Nebenzimmer, aus dem ihr Vater und die Jungs gerade einen Tisch hereintrugen.
    »Ich hätte doch nie gedacht, dass ihr auf dem Boden esst«, sagte ich. »Ich musste … ich musste nur ein bissl ausruhen. Ich hab meine Tage.«
    »Frauenfeindliche Sprüche klopfst du auch noch!«, sagte Sibel mit einem Grinsen. »Wir haben hier einen klappbaren Tisch, weil wir

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