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Dönerröschen

Titel: Dönerröschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaromir Konecny
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Ja! Da war dieser Satz! »In Bewegung bleiben.« Den kannte ich also von Bebisch. Sie begann die duftenden Tomaten zu schneiden. »Einmal hast du mir zeigen wollen, wie man ein Messer hochwirft und wieder fängt.«
    »Ich?«
    »Sicher du«, sagte Danis zu mir. »Ich mach so einen Blödsinn nicht!«
    Bebisch bekam einen Lachanfall, sie packte meine Hand und fuhr mit ihrem Finger über meine Handfläche. Danis guckte etwas zerknirscht zu. »Hier ist die Narbe«, sagte Bebisch.
    »Echt?« Plötzlich erinnerte ich mich, wie ein Messer sich in meine Handfläche bohrte und ich heulend zur Tante lief.
    »An dich kann ich mich aber nicht erinnern«, sagte ich zu Danis. »Nur vom Hachinger Bach. Sehr neblig.«
    Danis folterte den Salat, hackte den Kopf in dünne Streifen. »Du und Sibel habt allein miteinander gespielt. Ich war nachmittags im Hort, wenn unsere Mama bei deiner Tante geputzt hat. Ich weiß von dir nur von Sibel und von unserer Mama. Auch wenn du zu uns gekommen bist, war ich nicht dabei. Hab von dir nur gehört.«
    »Mich nahm Mama mit, weil ich ihr geholfen habe«, sagte Bebisch. »Türkische Männer wollen nicht im Haushalt arbeiten.«
    »Wir machen Männerarbeit!«
    »Hi, hi, hi …«
    »Haben wir uns dann doch nicht geprügelt?«, fragte ich. »Damals am Hachinger Bach? Wegen Nscho-Tschi? Daran kann ich mich neblig erinnern.«
    »Das muss ein anderer Türke gewesen sein«, sagte Danis. »Da hab ich nur gescherzt. Ich kenne die Nscho-Tschi gar nicht. Ist die hübsch?«
    »Du hast aber Sorgen, Dani«, sagte Bebisch.
    Danis winkte ab. »Macht schnell! Alle warten auf Köfte.«
    »Gibt’s auch Zaziki-Soße?«, fragte ich in der Hoffnung, dass es heute kein Knoblauch gab. Mir ist auch nichts Besseres eingefallen. War immer noch verwirrt.
    Bebisch lachte wieder. »Das heißt Cacik, Mann!«, sagte Danis. »Wir sind doch keine Griechen. Die Türken haben Cacik erfunden, und jetzt behaupten die Griechen, das wäre ihre Soße.«
    »Na, du großer Türke«, sagte Bebisch. »Hoffentlich willst du keinen Krieg wegen einer Soße führen. Kann sein, dass Cacik doch die Griechen erfunden haben. Wer weiß?« Sie holte aus dem Kühlschrank eine Glasschüssel. »Da hast du dein Zaziki.« Sie zog die Frischhaltefolie runter. Boah! Aus der Schüssel ritt eine Horde Knoblauchkrieger und säbelte unsere Nasenhärchen ab. Oh, Mama! Angesichts dieser Knoblauchattacke würdest du ins Koma fallen. Wenn ich diese Cacik-Soße esse, musst du unsere Wohnung sanieren lassen. Gegen Cacik roch Zaziki wie Babybrei.
    »Danis!«, halte es aus dem Gang. »Du bist dran!«
    »Ihr müsst die Köfte ohne mich zu Ende machen«, sagte Danis. »Soll ich Selma herschicken?«
    »Lass nur!«, sagte Bebisch. »Wir sind gleich fertig damit.« Ich schnitt Zwiebeln, Bebisch Gurken, wir mischten eine große Plastikschüssel Salat zusammen. »Schneide das Brot auf!« Sie zeigte mir, wie man Fladenbrot schneidet. »Selbst gebacken.«
    »Für die ganze Nachbarschaft?« Der Brotberg war für nur eine Familie nicht zu erklimmen.
    »Nein«, sagte Bebisch. »Wir sind doch keine Bäckerei. Nur für uns.«
    »Alles aufschneiden?«, fragte ich, um einen kleinen Scherz zu machen. Sicher war das Brot für die ganze Woche.
    »Klar«, sagte Bebisch und reichte mir einen Wäschekorb. »Da kannst du das Brot reintun! Hmm … ich hoffe nur, dass das reicht.« Mann, oh, Mann! Die Türken waren Weltmeister im Brotessen. Sicher aßen sie Brot sogar zu Nudeln und Kartoffeln, he, he, he …
    »Dachte, dass Burger aus den USA kommen«, sagte ich. »Ihr habt doch Döner, oder?«
    »Meinst du, wir Türken?«
    »Das hab ich nicht negativ gemeint.«
    Bebisch klopfte mir auf die Schulter. »Ich weiß! Aber die Türken spinnen dir schon etwas im Kopf herum, oder? Du kommst mir ziemlich kribbelig vor. Hast du Angst vor uns?«
    »Nee! Überhaupt nicht! Warum sollte ich Angst haben?«
    »Na, dass dir mein Papa den Schniedel absäbelt.«
    »Eeeh … ist dein Papa zu Hause?«
    Bebisch lachte. »Meine Burger sind Döner am Stück! Ach, das sind doch Köfte. Traditionelle türkische Küche. Wir essen das sowieso auf dem Teller. Mit Salat und Soße. Das Brot nimmst du dazu.«
    »Bebisch?«
    Sie hob den Zeigefinger und klopfte mir damit gegen die Brust. »Sibel! Bebisch musst du dir erst wieder verdienen!«
    Hmm … »Ihr esst schon ziemlich viel Knoblauch, oder?«, fragte ich. Mann, oh, Mann! Sie verspottete mich wegen blöder Fragen und ich stellte eine neue blöde Frage. War das zu

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