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Dönerröschen

Titel: Dönerröschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaromir Konecny
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machte ich dann? Und der Vater? War der nicht gewalttätig, wenn er schon ein solches Früchtchen wie Sibel gezeugt hatte. Und … huch … mussten wir nicht Moslems werden und vorm Essen mitbeten? Hingen bei ihnen scharfe Säbel an den Wänden? Blödsinn! Sibels und Danis’ Eltern waren sicher nicht zu Hause, oder? Oh, Mann! Warum hatte ich mich auf so was überhaupt eingelassen? Ein Essen bei Dschingis Khan! Ich rief Schnauze an, um ihm ein paar wichtige Fragen über die Manieren bei den Türken zu stellen: »Der Teilnehmer ist momentan nicht erreichbar.« Blöde Quasseltante! Immer wenn du mit jemand reden musst, kommt sie dazwischen.

Die Knoblauchorgie
    Der nächste Tag war Samstag, der Tag der Hinrichtung. Oder der Wahrheit? Am Abend stand ich vor einem Reihenhaus in Perlach und bereitete mich mental aufs Schlimmste vor. War zu Fuß hergekommen. Hatte mir ein paar Sachen durch den Kopf gehen lassen wollen. Und sollte ich bei der Party tatsächlich umkommen, ging mein Mountainbike nicht verloren. Dok konnte das Radl erben. Schnauze hatte ich den ganzen Tag nicht erreicht. War sein Handy verloren gegangen? Anne hatte ich erzählt, dass ich ins Kino gehen würde. Wenn ich in der Nacht zu Hause mit ’ner fetten Knoblauchfahne antanzte, konnte ich Anne verklickern, dass es im Kino Twilight – Biss zum Morgengrauen gegeben hatte. »Jeder Besucher musste eine Knoblauchknolle essen, um sich vor Vampiren zu schützen«, würde ich sagen. Auweia! Oder sollte ich doch wieder heimgehen und Danis anrufen? »Mann, hey, ich kann nicht kommen, hab Mumps gekriegt!« War Schnauze schon drin? Warum hatte ich mich mit ihm nicht draußen verabredet, ich Depp? Dann würden wir jetzt zu zweit zum Kreuzzug aufbrechen. Besser gesagt, zum Kreuzweg! Na ja, halb so schlimm, Mann! Danis’ und Sibels Eltern waren sicher nicht zu Hause, sonst würden Danis und Sibel ja keine Party schmeißen. Wovor hatte ich also Angst? Ich läutete.
    Die Tür machte Selma auf. Manneh! Haben die mich wieder verarscht? War Selma am Ende doch die echte Schwester von Danis? »Zieh dir die Schuhe aus!« Ganz verwirrt ließ ich mich erst hineinschleppen und dann hineinschubsen. Bis in die Küche. Selma machte die Küchentür hinter mir zu und überließ mich allein der Küchenkönigin. Der Magierin mit dem dunklen Haar. Sie stand an der brutzelnden Pfanne und zauberte aus Knoblauch und Fleisch Bombenbouletten – boah! – mehr Knoblauch als Fleisch. Wo hatte ich aber das Bild an der Wand über dem Ofen schon mal gesehen? Ein Berg unter der aufgehenden Sonne? Diese Küche! Die kannte ich doch! Auch auf dem Küchentisch stand ein Berg – aus Fladenbrot, groß wie der Ararat. Auch diese Unmengen Fladenbrot kannte ich doch, oder? Und plötzlich erlebte ich eine von diesen seltsamen Erleuchtungen, die sich in meinem Hirn in der letzten Zeit mehrten. »Bebisch!«, sagte ich zu dem kleinen Mädchen, dem ich mit zehn geschworen hatte, es nie zu verlassen.
    Einmal hatte Bebisch mir ihre kleine Handfläche hingestreckt: Zwei Schokoringe lagen drauf. Einen Ring hat sie mir in den Mund geschoben, den anderen hat sie selbst gegessen. »Jetzt sind wir verlobt«, hatte sie gesagt.
    »Sind wir noch verlobt?« fragte ich jetzt.
    »Und ich habe gedacht, du hast mich völlig verdrängt und vergessen«, sagte sie.
    »Ich … ich …« Fuck! Stotterte ich plötzlich, oder was? »Ich war krank«, sagte ich. »Ich … ich hatte eine Gehirnhautentzündung und dann eine Amnesie. Habe alles vergessen.«
    »Alles?«
    »Na ja, nicht alles. Ich habe dich vergessen.«
    »Ach, so!«, sagte Bebisch. »Du hast mich sozusagen aus Liebe zu mir vergessen.«
    »Nee … ich …«
    »Faule Ausreden!«
    Ich guckte ihr direkt in die Augen. »Kann sein, dass ich dich mit Absicht vergessen habe«, sagte ich. »Meine Tante war gestorben und ich durfte nicht mehr zu dir. Vielleicht hätte mich die …« Mann, plötzlich schämte ich mich, so was Kitschiges zu sagen, aber ich sagte es doch: »Vielleicht hätte mich die Sehnsucht nach dir auch umgebracht. Wenn ich dich nicht vergessen hätte.«
    »Ach, so! Du vergisst mich einfach und jetzt machst du eine Heldentat daraus. Ach, ihr Männer!«
    »Du bist doch Bebisch!«, sagte ich. »Warum heißt du jetzt Sibel?«
    »Bebisch war mein Kindername«, sagte Sibel. »So hatten mich meine Eltern gerufen. Kommt von ›Baby‹. Seit du mich verlassen hast, habe ich mich von keinem mehr Bebisch nennen lassen.«
    »Ich war echt krank«, sagte ich.
    »Männer

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