Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dönerröschen

Titel: Dönerröschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaromir Konecny
Vom Netzwerk:
durchschütteln. Ein in Joghurtsoße getunkter Schoßhund verfolgt einen großen Mann. Und plötzlich geschah ein Wunder: Anne begann zu lachen, lachte immer heftiger, bis auch sie sich schüttelte vor Lachen. Schon hatte Dok den Bühnenrand erreicht, das Ende der Uferwiese, bald würde er oben auf dem Parkplatz sein, bei unserem Auto, sich darin vor Napoleon einschließen – allen Hindernissen erfolgreich ausgewichen. Wenn ihm nicht eine Fanta-Plastikflasche in die Quere gekommen wäre. Im Lauf hatte Dok hochgeguckt, wie er den aufsteigenden Pfad zum Auto bewältigen konnte, er trat auf die halb volle Flasche, rutschte aus und legte einen zirkusreifen Sturz hin. Noch auf allen vieren drehte sich Dok aber blitzschnell um, wollte wohl sehen, welchen Vorsprung er noch hatte – keinen mehr! Schon landete Napoleon in seinen Armen: PATSCH ! Mit der Soße aus der Schüssel tapezierte Napoleon Dok zu. »Du blöder Hund, du!«, kreischte Dok, joghurtweiß wie der Weihnachtsmann, hielt Napoleon aber weiter in den Armen und kraulte ihn hinter den Ohren.
    Ich war wohl der Einzige, der nicht lachte. Bebisch lag mir ganz fertig zu Füßen und schnappte nach Atem. Anne hielt sich den Bauch wie bei meiner Geburt. Bebischs ganze große Familie war zu einer Horde von Lachbeuteln verwandelt. Nur der Held des Abends stand wieder aufrecht: Dok schritt zwischen den Lachenden zum Ufer zurück. Wie ein Joghurtmonster, Napoleon fest in den Armen eingeschlossen. Stolz winkte Napoleon mit seinem Pfötchen und mit hochgerecktem Kopf der lachenden Menschenmenge unter ihm zu und dachte sich sicher: »Mann, oh, Mann! Welcher Bernhardiner kann schon eine solche Show abziehen wie ich?« Erst ganz nah am Wasser fing Napoleon an zu ahnen, was ihm bevorstand. Er wollte nur ein warmes Joghurtbad, verdammt, kein kaltes Wasserbad. Da sprang Dok aber schon mit ihm in die Isar.
    Klitschnass lief Dok an uns vorbei. »Zum Glück habe ich im Auto Ersatzkleider«, rief er. Klar verfolgten alle Türken seinen Weg zum Wagen. Heute war hier Dok der Showman. Erst als er am Auto stand, checkte ich seine unschuldig klingende Aussage: »Zum Glück habe ich im Auto Ersatzkleider.« Ersatzkleider? Da würde er sich sicher umziehen wollen. Und plötzlich bekam ich einen Tagalbtraum: Seelenruhig schlüpfte Dok am Auto vor den ganzen zugeknöpften Frauen in ihren Kopftüchern aus seinem Hemd, seiner Hose und zu allem Überfluss aus seiner Unterhose. Zur Abwechslung fielen daraufhin alle Türkinnen in Ohnmacht. Nur Anne würde cremig zugucken. Sie hatte Doks Gurke schon gesehen. Dass er arg gegen die türkischen Sitten verstoßen hatte, würde Dok selbstverständlich nicht merken. Sein blödestes Lächeln im Gesicht würde er breitbeinig und nackt da stehen und langsam seine Kleider auswringen, so wie er es am See mit seiner Badehose immer machte. Ich wollte mich auf die Knie werfen und Gott danken, dass zumindest die türkische Oma nicht zur Party mitgekommen war. Egal! Auch so würde Bebisch sofort mit mir Schluss machen. Wenn Dok hier einen Strip hinlegte. Doch ich kannte Dok wohl immer noch nicht so gut: Er drehte sich um, zwinkerte mir zu, holte seine trockenen Klamotten aus dem Koffer und trottete ins Wäldchen. Oh, Dok! Voll sensibel, was?
    Also blieb alles im grünen Bereich. Nur Bebisch sollte mich nicht mit dem Essen wieder nervös machen. »Hey, Josch!«, flüsterte sie mir am Grill zu. »Hat’s Napoleon von dir geerbt oder du von ihm?«
    »Was denn?«
    »Na, fremden Leuten das Essen zu klauen?«

Erst wenn ich erwachsen bin
    Eine Nacht wie aus Der Herr der Ringe : Der dunkle Strom! Die raschelnden Baumkronen. Die Ents marschieren umher. Ein Stück weiter die Glut der Grills wie die Feuer von Mordor. Krasse Märchenzeit! Eine super Gelegenheit für deine Prinzessin, dich ein paar Prüfungen zu unterziehen, oder? Nach dem Motto: »Jawohl, Josch! Jetzt musst du aus dem Feuerschlund des Schicksalsbergs unsere alten Schokoverlobungsringe holen!« Manneh! Heute Nacht würde es so weit sein. Wann sonst? Nur, keine Bange, Baby Bebisch. Vielleicht habe ich etwas Besseres für dich aus unserer Vergangenheit als einen Schokoring. Schokolade schmilzt, weißt du?
    Bebisch und ich hockten im Dunkeln auf den Ufersteinen. Das Wasser blubberte und zischte, und auch in mir kochte alles: Romantik pur! »Dein Geburtstagsgeschenk!«, sagte ich und reichte ihr mein Päckchen. Kein schlechtes Timing. Der Mond und die Sterne malten das Geschenk noch romantischer, als es schon war.

Weitere Kostenlose Bücher