Dog Boy
weißer, ein grauer, drei hellgelbe, zwei mit schwarzem Rücken, ein goldener mit Augenfleck. Alle groß, mit Huskymaske und -schwanz, alle eindeutig miteinander verwandt. Romotschka in gekrümmter Laufhaltung mittendrin, das Gesicht der Kamera zugewandt, die Beine in weitem Sprung auseinandergestreckt. Eine seiner Hände lag leicht auf dem Rücken des Hundes, der neben ihm lief. Dimitri bekam vor Aufregung eine Gänsehaut, und gleichzeitig war er seltsam bestürzt, als er das Bild betrachtete. Es kam ihm vor, als wäre es ein Foto von den letzten Exemplaren einer ausgestorbenen Art, von etwas Kostbarem und schon damals Todgeweihtem. Als wäre es ein Foto von dem Geschöpf, für das er Romotschka einmal gehalten hatte.
Major Tschernjak seufzte. »Hören Sie, Pastuschenko. Wir probieren‘s mal. Sie stellen Ausrüstung und Mannschaft. Wir fangen einen der Hunde für Sie. Wir haben eine Einheit, die Straßenhunde kastriert: Diese Leute sind ziemlich erfahren. Wenn es nichts bringt und er wieder gesehen wird, gehen wir zu Plan B über. Mir sitzen jetzt wegen dem Burschen schon die Journalisten und Politiker im Nacken. Wirklich schlimm« – er deutete vage zum Dach hinauf und wedelte mit dem Finger – »dass es zwei davon gab.«
~
Romotschka saß auf seinem Aussichtspunkt und starrte in den Himmel. Ein bitterkalter Wind fegte durch die Ruine. Wolkenfetzen, verstreut wie ein Rudel Hunde auf Nahrungssuche, trieben niedrig am bleiernen Himmel, jede miteinem dicken schwarzen Bauch, der ein kurzes Schneegestöber in sich trug. Der Schnee schmolz, sobald er auf dem Boden landete, doch die Erde und die Straßen sahen rutschig aus und waren dunkler als die Wolken. Romotschka beobachtete, wie Schwarzer Rüde, das Fell nass vom Schnee, in die Ruine zurückgeschlichen kam. Er ließ den Kopf hängen, hatte die Ohren flach angelegt, den sonst freudig wedelnden Schwanz zwischen die Beine geklemmt und den Rücken vor Schmerz gekrümmt. Er wirkte verzweifelt.
Romotschka kletterte von der Kuppel herab. Als er die Höhle betrat, sah er, dass die anderen vor dem großen Hund zurückwichen. Doch er kniete sich hin, schlang die Arme um Schwarzer Rüdes dicken Hals und vergrub das Gesicht in seinem Fell. Der Hund roch schrecklich. Er verströmte einen ekelhaft süßlich-herben Gestank nach Menschen und scharfem Alkohol. Außerdem roch er nach Blut, doch bei dem schwachen Licht konnte Romotschka keine Wunde sehen. Er zog den großen Hund in seinen Bau. Schwarzer Rüde legte sich hin und leckte sich, um den Geruch loszuwerden, während Romotschka ihn überall abtastete. Die anderen standen herum, völlig verwirrt von den seltsamen Gerüchen, die auf sie eindrangen.
An Schwarzer Rüdes Vorderbein war ein kleines Fellviereck wegrasiert worden. Als Romotschka darüberstrich, leckte sich Schwarzer Rüde, als hätte er dort Schmerzen. Romotschka rollte den großen Hund auf den Rücken, und jetzt sah er das getrocknete Blut zwischen den Hinterbeinen. Schwarzer Rüdes Nase folgte Romotschkas Fingern, und er leckte an der offenen Wunde, der Stelle, an der einmal seine herrlichen eiförmigen Hoden gesessen hatten. Romotschka betastete den leeren Sack und winselte leisemit dem großen Hund. Mamotschka kam herübergeschlichen, leckte ihn ebenfalls und befreite ihn mit ihrem beruhigenden Speichel von dem schrecklichen Gestank. Romotschkas Hände tasteten nach dem großen Kopf, um ihn an sich zu drücken, und die anderen kamen näher und begannen zu lecken, während Romotschka ihn im Schoß hielt. Er streichelte die dicke Schnauze und die vertrauten Narben. Seine Hände glitten über Schwarzer Rüdes Kopf, Nacken und Rücken. Plötzlich entdeckten seine Finger im Genick eine dicke Beule unter der Haut, hart, klein und rund. Als Romotschka sie befingerte, jaulte Schwarzer Rüde, und als er daraufdrückte, wirbelte Schwarzer Rüde herum und biss ihn. Er knurrte warnend zurück, ließ die Beule aber nicht los und roch daran. Auf einer Seite befand sich eine kleine Wunde. Er beugte sich über den Hund und leckte sie behutsam. Es war, als würde er an einem Insekt lecken – in alle Richtungen standen kleine stachelige Strahlen ab.
Inzwischen hatten sich alle zu ihnen in den Bau gelegt. Schwarzer Rüde roch immer noch schrecklich, doch allmählich gewöhnten sie sich daran und rochen auch sich selbst wieder an ihm.
Dennoch kam keiner von ihnen zur Ruhe. Mit Schwarzer Rüdes seltsamen Gerüchen war irgendetwas in ihre Höhle eingedrungen, und sie
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