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Dog Boy

Dog Boy

Titel: Dog Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Hornung
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ihn mit herabhängender Zunge, erhobenem Kopf und zurückgelegten Ohren umkreisten. Plötzlich kam ein Auto mit durchdrehenden Rädern die Gasse entlanggeschlittert, und alle rannten zur Ruine zurück und spielten Angsthase.
     
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    Die jungen Hunde hatten noch eine Menge zu lernen, und das galt auch für Romotschka. Zunächst durften sie nur im Erdgeschoss der zerstörten Kirche spielen, nach und nach dann auch im Gras unter den Obstbäumen. Auf dem Weg vom Hof zu der nahe gelegenen Freifläche musste einer der großen Hunde sie begleiten. Sie lernten schnell, den Fährten der anderen kreuz und quer über das große, schlammige Gelände nachzuspüren, und gingen jeden Tag und manchmal auch nachts dorthin, nur morgens und abends nicht, wenn die Gasse voller Menschen und Autos war. Doch es blieb verboten, Mamotschka, Schwarzer Rüde oder Goldene Hündin an dem freien Feld entlang oder auf dem Pfad durch das Ödland und das lange Gras zu folgen. Wenn Romotschka es versuchte, knurrten sie. Wenn er es wieder versuchte, warnten sie ihn, und wenn er nicht lockerließ, knaffte ihn Mamotschka so heftig, dass er aufschrie. Sie war inzwischen die Einzige, die ihn noch mit den Zähnen maßregelte.
    Schwarzer Rüde markierte etwa die halbe Freifläche als ein Territorium, auf dem sie spielen konnten. Jeden Tag nach dem Aufwachen stürzten die vier aus dem Gebäude hinaus, taten so, als prüften sie die Luft wie die großen Hunde, und folgten ihnen dann zur Freifläche. Sie liefendie Stellen ab, die Schwarzer Rüde markiert hatte, betrachteten sie aufmerksam und vertieften sich dann innerhalb der Grenzen jenes unsichtbaren Zauns in ihr Spiel. Romotschka begleitete die Hunde zwar bei ihrem Rundgang, konnte aber nicht riechen, was sie rochen. Er musste ihre Reaktion auf die Botschaften beobachten, um daran die Neuigkeiten abzulesen, und konnte bald erkennen, ob sie eine fremde Markierung oder eine von ihrer eigenen Familie rochen.
    Goldene Hündin oder Mamotschka legten sich dann irgendwo in den Schutt und kamen nur zu den Welpen herüber, wenn Romotschka oder einer der anderen die Grenze überschritt oder ein fremder Hund sich der Freifläche näherte. Wenn Schwarzer Rüde auf sie aufpasste, spielte er meistens mit. Er brachte ihnen bei, wie man Insekten jagte, teilte mit ihnen das Triumphgefühl, wenn sie einen Grashüpfer erwischten, und zeigte ihnen, dass man bei Bienen vorsichtig sein musste.
    Sie spielten bei Tageslicht, in der Dämmerung, bei Mondschein, unter sternenklarem und wolkenverhangenem Himmel. Bei Regen und Nebel. Im Hellen und Dunkeln und in der Zeit der Schatten, wenn die Hunde größer und stärker wirkten und die Augen in ihren Gesichtern funkelten.
    Romotschkas wunde Haut entzündete sich, und er musste die peinigenden Kleidungsstücke ausziehen, damit Mamotschka den Eiter und Schorf an den Achselhöhlen und der Innenseite der Schenkel weglecken konnte. Nur langsam gewöhnte sich sein Körper an die ständige Feuchtigkeit. Die wundgescheuerten Stellen wurden zahlreicher, und er schlief jetzt halbnackt, damit er trocken wurde und die anderen seine frischen Wunden ablecken konnten. Erverteilte seine vielen Kleidungsstücke über Bretter und Holzstücke, so wie seine einstige Mutter feuchte Kleidung über die Heizungsrohre gehängt hatte. Irgendwann begann er, Weiße Schwester und Grauer Bruder vor dem Schlafengehen seine Sachen überzuziehen, und musste kichern, weil ihm die beiden so ähnlich sahen. Die dünneren Kleidungsstücke trockneten gut an den großen warmen Hunden, und schon bald kleidete er all seine Geschwister Abend für Abend ein. Er selbst trug von da an nur noch so wenig Kleidung wie möglich.
     
    Die neue Welt außerhalb der Höhle, in der er sich tagsüber aufhielt, war nicht dieselbe, die er im Herbst hinter sich gelassen hatte. Anfangs überraschte es ihn, dass ihm Autos, Häuser, Geschäfte, Menschen und gekochte Speisen, auch wenn er sie sah, roch oder bewusst mied, unbeweglich und unwichtig vorkamen. Er beachtete sie nicht, denn Augen, Ohren und Nase waren auf Bewegung ausgerichtet; kleine Veränderungen im Gras oder auf dem Ödland, die auf Gefahr oder eine Mahlzeit hindeuteten. In der neuen Welt gab es so viel zu lernen, dass er alles, was ihn nicht direkt betraf, schnell wieder vergaß. Diese neue Welt wurde durch unumstößliche Gesetze geregelt. Sie war unterteilt in gefährliche und sichere Bezirke, beherbergte klare Feinde und ihre eigenen Dämonen.
    Romotschka lernte, sich auf

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