Dog Boy
im Dunkeln leuchtenden Augen an dem Spalt unter dem Holzstapel. Der zuversichtliche, erwartungsvolle Blick, mit dem sie sich plötzlich zu ihm umdrehte, bewegte ihn tief. Sie glaubte tatsächlich, dass er ihr helfen konnte, die Ratte zu erwischen! Inbrünstiger Stolz durchströmte ihn. Egal wie, er würde es schaffen.
Sie sah ihm voll Interesse zu und kläffte immer wieder, während er nach einem geeigneten Werkzeug suchte und bald mit einem langen Birkenzweig zurückkehrte. Schwarze Schwester kauerte noch immer vor dem Spalt, rückte aber zur Seite, um Platz zu machen. Als sie das Kinn flach auf den Boden legte, um zu sehen, was passieren würde, zitterte sie am ganzen Körper. Er schob den Zweig unter den Stapel und begann wild herumzustochern. Schwarze Schwester kam herübergesprungen, ruckte mit dem Kopf hin und her, und da wusste er, dass die Ratte in Bewegung war. Als der Hund plötzlich wie versteinert stehenblieb, stocherte Romotschka ein letztes Mal.
Die Ratte schoss unter dem Stapel hervor, Schwarze Schwester stieß mit der Schnauze hinab. Geschnappt. Romotschka sprang jauchzend auf Schwarze Schwester zu und wälzte sich auf dem Boden. Sie schüttelte die Ratte heftig und flitzte dann so schnell sie konnte mit dem Tier im Maul um ihn herum, als würde er sie jagen. Dann warfen beide die Ratte in die Luft und fingen sie wieder auf, warfen sie hoch, als wäre sie noch am Leben und müsste immer wieder gefangen werden.
Jetzt war die Ratte gut durchgeschüttelt und schmutzig. Romotschka öffnete ihr Maul und starrte die langen gelben Zähne an, die ganz anders aussahen als Hundezähne. Wie seltsam, solche gekrümmten Zähne zu haben! Er schob den Finger in das abkühlende Maul, um zu spüren, wie scharf sie waren, wie sie nagten und knabberten. Ja, das erklärteeiniges. Er würde diese Zähne als Andenken aufbewahren und sie bei jedem rattenhaften Bedürfnis benutzen, das ihn überkommen mochte. Zum Beispiel, wenn er etwas Schönes, irgendetwas Besonderes, schleifen wollte.
Schwarze Schwester beobachtete ihn. Höflich streckte sie die Pfote nach der Ratte aus und sah Romotschka mit strahlenden Augen an. Er überließ ihr die Beute, und sie öffnete mit großem Zartgefühl ihren Körper und beugte sich dann zu ihm herüber. Er war entzückt. Sie legten sich auf den Bauch und teilten sich die Mahlzeit. Das würde in Zukunft seine Lieblingsspeise sein. Er fraß sich durch den glitschigen Brustkorb in das weiche Herzstück und hielt den Kopf des Tieres fest, um sicherzugehen, dass Schwarze Schwester ihm seinen Schatz nicht streitig machte.
Dann legte sich Romotschka auf den Rücken, den Kopf auf Schwarze Schwesters Flanke. Er lutschte den enthäuteten Schädel ab; sie hielt den Schwanz zwischen ihren cremefarbenen Pfoten und machte sich mit dem Maul daran zu schaffen. Jedes Mal, wenn sie ihn fallen ließ, streckte Romotschka die Hand aus und reichte ihn ihr zurück, damit sie sich nicht vom Fleck rührte. Er band sich den Schädel ins Haar und hob den glatten Birkenzweig auf, rollte ihn in der Hand und betastete beide Enden. Eins war etwas schmaler als das andere. Das schmalere Ende hielt er fest und schwang den Zweig locker durch die Luft.
Noch lange danach erinnerte er sich, dass der Tag, an dem er beschlossen hatte, sich eine Keule und eine Schatzsammlung zuzulegen, auch der Tag war, an dem er und seine schwierige Schwester am glücklichsten waren.
˜
Mamotschka mied die Stadt. Die Nahrungssuche im Hüttendorf und im Wald war ungefährlicher, aber sogar dort spürte Romotschka, dass Mamotschka ihn von den Menschenmengen weglotste. Sie waren ein städtisches Hunderudel, umgeben von einer großen Stadt, doch im Frühling führten sie ein Feld-Berg-und-Wald-Leben. Die Tage wurden wärmer, dort, wo Blumen gestanden hatten, reiften allmählich grüne Samenkapseln, und der Frühling ging in den Sommer über. Der Wald zeigte sich in seiner ganzen Fülle: unerfahrene Jungvögel, späte Nester, Hasenjunge und Picknickreste.
Innerhalb von nur einer Woche lösten sich Romotschkas Kleidungsstücke in ihre Bestandteile auf. Sie waren bereits eng und ausgeleiert gewesen, doch dann wurde der alte wattierte Mantel, den er wegen der Hitze abgelegt hatte, von irgendwem zerfetzt und in der ganzen Ruine verstreut. Sein Pullover bekam einen Riss, als er ihn über den Kopf zog. Er zerriss sich die Hose, und an einem rostigen Draht auf dem Berg blieb das ganze Hosenbein hängen. Romotschka begutachtete die anderen
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