Dog Boy
Gegenden zu halten: an Gassen, Baustellen, Bahngleise. Der Schnee türmte sich hoch an den Fabrikmauern auf. Einmal musste Weiße Schwester Romotschka aus einer Schneewehe ziehen und zerrte dabei so heftig an jeder Körperstelle, in die sie die Zähne schlagen konnte, dass er laut schrie und kreischte.
Laurentia überhäufte ihn mit Geschenken. Einmal wankte er mit einem Stapel alter Decken nach Hause, ein anderes Mal schenkte sie ihm ein paar große, mit Schafwolle gefütterte Kinderstiefel, und er nahm alles mit ernstem Gesicht und verlegener Dankbarkeit entgegen. Doch der Mantel machte ihn sprachlos. Er war brandneu, am Kragen waren noch die Schildchen befestigt, und er roch nach dem Geschäft und Laurentias Händen, aber nach keinem anderen Menschen. Romotschka zog ihn über, und Laurentia strahlte ihn an. Am liebsten wäre er davongelaufen. Ihr Lächeln klebte wie Spinnweben an seinem schamroten Gesicht.
Als er den Lichtschein der Straßenlaternen am Roma hinter sich gelassen und Laurentias Glücksgefühlen entkommen war, schlang er den Mantel glücklich um seinen Körper. Es war ein heller Steppmantel, dick und warm. Mit Taschen. Er war mit einem gefleckten Pelz gefüttert, der nach Tier roch und besonders an Händen, Gesicht und Hals dicht und weich war. Romotschka sah, dass Mamotschka, Goldene Hündin, Schwarzer Rüde und die drei anderen ganz wild darauf waren, an seinem Mantel zu schnuppern, doch er lief einfach weiter und ließ sie warten.
Als sie zum ersten Treffpunkt gelangten, erschnupperten alle die Botschaften, hinterließen ihre Markierungenund versammelten sich dann um Romotschka, um an seinem Mantel zu riechen. Er hockte sich hin, während alle daran schnupperten, ihre feuchten Nasen rings um sein Gesicht und seine Hände vergruben und den Geruch des Kaninchenfells einatmeten. Schwarzer Rüde verlor beinahe den Verstand. Er rollte mit den Augen, schob winselnd die Nase neben Romotschkas Ohr tief in den Pelz und schlug die Zähne aufeinander. Romotschka verscheuchte ihn kichernd, doch Schwarzer Rüde konnte nicht von ihm ablassen. Während des ganzen Heimwegs hatte der große Hund einen irren Blick in den Augen und knabberte an Romotschkas Manschetten herum. Jedes Mal, wenn Romotschka ihm eine Ohrfeige gab, blickte er ihn entschuldigend an, verlor aber schon im nächsten Moment wieder die Selbstbeherrschung.
Sobald Romotschka den Mantel auszog, folgte ihm Schwarzer Rüdes Blick, und um sich Ärger zu ersparen, hängte Romotschka den Mantel, wenn er ihn nicht trug, immer an einen hohen Balken. Eine Weile machte der Mantel den schrecklichen Winter ein wenig erträglicher. Mit ihm wirkte er sogar ansprechender auf die Menschen, wenn er in der Metrostation betteln ging; und sie wirkten ansprechender auf ihn. Parfüm konnte die Haut- und Fellausdünstungen der Menschen im Winter nicht überdecken: Romotschka roch Schaf und Fuchs und andere, unbekannte Tiere. In seinem Mantel fühlte er sich diesen mit Fell bekleideten Männern und Frauen verwandt. Als er zum ersten Mal in die strahlenden Lichter trat, sah er erstaunt, dass der Mantel himmelblau war.
Doch es wurde noch kälter, und nicht einmal der blaue Mantel konnte Romotschka mehr warm halten. Bei jederlängeren Strecke riskierte er, an Unterkühlung zu sterben. An manchen Tagen gelangte er bis zur Wärme der Metro, aber nicht weiter, und jedes Mal fürchtete er sich vor dem Heimweg. Er bekam nicht genug Nahrung und hob vor Hunger den flehenden Blick nicht zu den Gesichtern der Vorbeigehenden, sondern zu dem Essen in ihren Händen. Zum Roma zu gelangen, war inzwischen unmöglich geworden. Romotschka zog alles an, was ihm Laurentia geschenkt hatte, und schlang zusätzlich noch eine Decke darüber.
So dick eingemummt und von den Hunden umringt, war ihm zumindest in der Höhle ausreichend warm. Doch draußen war sein Körper durch seine Kleidung, und weil er die Decke festhalten musste, so eingeengt, dass er gerade mal bis zur Metro gelangte. Und wenn er in die Höhle zurückkehrte, war ihm unweigerlich eiskalt. Dann suchte er den trockensten Hund und schmiegte sich zitternd an ihn, während sie die Nahrung hinunterschlangen, die er mitgebracht hatte. Er kläffte die anderen eindringlich an, damit sie sich beeilten, ins Bett zu kommen. Alle wussten inzwischen, was sie zu tun hatten, und legten sich mit zufriedenem Seufzen rings um ihn oder auf ihn, während er sie freudig mit den behandschuhten Händen streichelte.
Romotschka blieb jetzt oft
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