Dog Boy
zu ihm, griff nach seinem Fuß und versetzte seinem Körper einen Stoß. Romotschka schwang schwindelerregend hin und her und zappelte mit Händen und Füßen, um wieder zum Stillstand zu kommen. Die anderen lachten und verschluckten sich an ihrem Essen. Sie betrachteten ihn mit strahlenden Augen, und er wusste, das war nicht gut. Diese Jungen waren keine bomschi . Sie hatten kurze Haare und trugen die typische Kleidung von Hausbewohnern: Jeans und warme Jacken. Man konnte riechen, dass jemand ihre Sachen und ihre Körper wusch.
Er bekam schreckliche Angst. Hausjungen konnten bomsch -Jungen nicht ausstehen, also war es eine Rudelangelegenheit und ging nicht bloß um mangelnde Anerkennung. Als der Junge ihn wieder gegen die Wand schwingen ließ, blickte er sich verstohlen um. Das hier war zwar die Höhle der Jungen, doch sie wohnten woanders, in Häusern oder Wohnungen, mit Müttern und Onkeln. Irgendwie kamen sie ihm seltsam unwirklich vor. Er versuchte, sie sich als die Söhne der Frauen vorzustellen, die er bestohlen hatte. In der Wohnung mit dem kleinen Hund. Doch es gelang ihm nicht.
In der Höhle standen mehrere kaputte Sofas, ein baufälliger behelfsmäßiger Kamin, in dem ein warmes Feuer loderte, und ein Tisch. Die Jungen spielten mit lauten, blinkenden Dingern, die Romotschka nicht kannte. Die meisten von ihnen hatten Messer. Ihre Blicke glitten ständig zur Seite, um zu sehen, was die anderen Jungen von ihnen hielten. Romotschka folgte den Blicken und stellte fest, dass sich auch zwei Mädchen oder sehr junge Frauen in der Höhlebefanden. Eine von ihnen schlief auf einem der Sofas, ihre langen nackten Arme leuchteten orange im Feuerschein. Die andere starrte ihn gelangweilt aus dem hinteren Teil des Raums an, wo sie sich an die Schulter eines riesigen Jungen lehnte.
»Wetten, dass du dich nicht traust, ihn zu ficken?«, sagte plötzlich ein Junge und schubste den mageren Jungen neben ihm.
»Fick ihn doch selber!«, sagte der Magere und schubste zurück.
»Fick IHN , fick IHN , fick IHN , fick IHN !«, begannen die anderen kichernd im Chor zu rufen. Sie rappelten sich auf und bildeten einen Halbkreis, klatschten im Takt zu ihrem Sprechgesang in die Hände und ahmten heftige Hüftstöße nach. Der magere Junge grinste und ging mit den Fäusten auf sie los.
»Eher würde ich den Hund ficken«, sagte er, und alle schüttelten sich vor Lachen und zerrten ihn auf Weiße Schwester zu.
»Fickt euch selber«, krächzte Romotschka, und plötzlich drehten sich alle um und starrten ihn schweigend an.
Die Jungen umringten ihn und stießen mit Stöcken nach ihm.
»Sag das noch mal, noch mal, noch mal!«, riefen sie im Chor.
Die Jungen wollten ihn sprechen hören, also sprach er. Sie wollten ihn weinen sehen, also weinte er, und dicke Tränen liefen ihm über Wangen und Brust. Sie wollten seine Angst sehen, also zeigte er sie ihnen.
Er machte sich für sie nass. Er nahm für sie seinen Penis in die Hand. Er sang für sie. Er bettelte, flehte, trommelte mit den Fersen gegen die Wandbretter. Er kämpfte der Reihe nach gegen jeden, baumelte und schwang wie eine Marionette in einem schwächlichen, hilflosen Tanz aus Fäusten und Füßen hin und her. Er sorgte für Unterhaltung, hielt sie von Weiße Schwester fern und dachte die ganze Zeit: Mamotschka, Mamotschka, Mutter, Mutter, komm, komm mich holen. Komm schnell und bring alle Zähne mit, die wir aufbieten können. Er starrte auf das lange, nackte Messer, das einer der Jungen unter dem Tisch liegengelassen hatte. Wie unglaublich weit weg dieser wunderbare einzelne Zahn war.
Die Nacht brach herein, und die Jungen verloren allmählich das Interesse an ihm als Spielzeug, als Puppe mit menschlichen Gefühlen. Sie waren fasziniert von seiner Zähigkeit und versuchten herauszufinden, wie viel er aushalten konnte. Sie durchstachen seine Ohren. Sie verbrannten ihm die Arme mit Zigaretten. Als sie ihm mit der Messerspitze Linien in die Brust ritzten, schrie er, bis ihm die Stimme versagte. Er wusste, dass sie ihn am Schluss umbringen würden, vermutlich sogar aus Versehen. Er spürte, wie er sich in seinen Körper zurückzog und tief im Innern sammelte, zusammengerollt, bereit, wartend. Mamotschka, Mamotschka .
Du hast nicht Geburtstag gefeiert?
Er wackelte kichernd mit den Ohren. Nicht zu fassen, dass Mamotschka Geburtstage ernst nahm!
Dann feiern wir jetzt. Hier ist deine Krone.
Er ließ sich die Pfauenkrone von ihr auf den Kopf setzen und hockte sich neben sie
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