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Dog Boy

Dog Boy

Titel: Dog Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Hornung
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Jedes Mal, wenn sie zurückkehrte, versetzte ihm ihre ungleichmäßige Silhouette am Eingangsloch einen Stich, und er tastete nach seinen eigenen nur langsam verheilenden Narben. Weiße Schwester brachte ihm Ratten, Mäuse, Vögel, einen Fuchswelpen und verschiedene essbare Abfälle: Er sah, dass sie am Berg und im Wald nach Nahrung suchte, nicht in der Stadt.
    Romotschka spielte meistens mit Welpe, machte das Beste aus all dem Spielzeug, das er einmal besorgt hatte, und errichtete kunstvolle Stadtlandschaften. Er baute aus all den Bauklötzen, den kaputten Spielsachen und Steinen, die sie finden konnten, Straßen und Wohnsiedlungen, während Welpe erwartungsvoll bellte. Seine Stadt hatte die Freifläche, den Treffpunkt, die offenen Pfade und die Straßen, die Romotschka kannte. Welpes Augen leuchteten bei dem zauberhaften Anblick.
    Als Romotschka mit der Stadt zufrieden war, bastelte er aus Stöckchen und Kieseln Menschen. Menschen, die in großen Gruppen umherliefen, sodass man sie nicht überfallen konnte, Menschen, die einkauften, Menschen in Gebäuden; und immer der einzelne Kiesel, der abseits von allen anderen stand. Er ließ seine Finger durch die Gassen wandern, ahmte mit seinen Blicken und seinem Verhalten die einzelnen Schritte eines Raubzugs nach und ließ Welpe stumm niederkauern. Plötzlich sprangen seine Finger hervor, Welpe tat es ihm nach, und die beiden Jungen bellten und knurrten, während Romotschkas Finger den unglücklichen Kiesel an die Hauswand eines schwankenden Gebäudes drängten.
    Manchmal ließ er den einzelnen Kiesel einfach stehen und ging auf die Menge los, ließ seine Finger darauf zuspringen und trieb die bestürzten Kiesel auseinander, so dass sie in alle Richtungen davonstoben. Welpe rannte und sprang mit funkelnden Augen, die weißen Zähne gefletscht, vor Aufregung am ganzen Körper zitternd, neben ihm her. Wenn Romotschka die Kiesel auseinandergetrieben hatte, verwüstete er die Stadt mit der Wucht seines Angriffs, und Welpe wurde ganz wild vor Freude, stand auf, lief wie Romotschka auf den Hinterbeinen umher und stieß ein seltsames Kriegsgeschrei aus.
     
    ~
     
    Romotschka streckte die Nase aus der Höhle; ihm war plötzlich der Gedanke gekommen, dass er ja einmal nach draußen gehen könnte, so wie früher. Es langweilte ihn, immer nur mit Welpe zu spielen, die Höhle langweilte ihn, er war wütend auf die Hunde und unzufrieden mit den Leckerbissen, die sie ihm mitbrachten. Er kletterte aus dem Eingangsloch, schlurfte in die Ruine und dann auf den Hof. Der Spätfrühling summte und schimmerte. Der Löwenzahn war schon groß, und die Bienen schwirrten über dem hohen Gras. Wie viel er verpasst hatte, während er sich vor den Hausjungen versteckte! Er kauerte sich ins Grün und fraß die bitter-köstlichen Blätter, rupfte sie ab und schlang sie hinunter wie ein Hund mit Bauchschmerzen.
    Er blickte sich um. Sicherlich tanzte die Birke mit ihren vielen Grüntönen im leichten Wind; und Jungtiere krabbelten, von ihren Müttern behütet, durchs Laub. Im Wald gab es Nester und gesprenkelte Eier. Er liebte Eier und wünschte, er hätte ein paar. Die Hunde waren nutzlose, verschwenderische Eierfresser. Zertrümmern und auflecken, das war alles, was sie konnten, und dabei verschluckten sie Stöckchen, Schale, Plastik und Straßenschmutz. Dumme Hunde. Er hingegen würde mit einem scharfen Stock in beide Enden ein kleines Loch bohren und dann saugen, um zu spüren, wie das Eiweiß und schließlich das Dotter durch das Loch quollen und seinen Mund füllten. Er seufzte. Wie sollte er ihnen sagen, dass sie ihm ein paar Eier besorgen sollten? Wenn sie keine Hunde wären, würden sie das Wort Ei kennen. Dumme Hunde.
    Er schnupperte. Jenseits des Berges brannten nur Kochfeuer. Der Geruch war mit dem Duft des Blütenstaubs vermischt, die Luft erfüllt von den besten Dingen des Lebens. Vögel pfiffen und trällerten, markierten mit ihrem Gesang ihr Territorium. Die Landschaft war von so vielen unsichtbaren Grenzen, Fährten, Nestern und Höhlen durchzogen. So viele Kämpfe, die Hunde, Katzen, Menschen und Vögel ausfechten mussten. So viele Eier für die Mutigen.
    Er rupfte große Büschel Löwenzahn aus und kletterte wieder in die Höhle hinunter.
    Welpe schlief zusammen mit Kleine Goldene und Kleine Gefleckte, und Romotschka schlich auf Zehenspitzen um sie herum. Kleine Goldene schlug ein Auge auf und gähnte, rührte sich aber nicht vom Fleck. Er ließ sich bei den Schätzen in seinem Bau

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