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Dog Boy

Dog Boy

Titel: Dog Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Hornung
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bedruckte Plastikdecke gebreitet. Der weiche Linoleumboden bildete ein gelbes Feld mit rosa Blumen und fliederfarbenen Blättern. Alles war makellos sauber.
    In der Küche gab es so viel zu fressen, dass er fast die Idee aufgegeben hätte, Kleidung und Spielzeug für Welpe zu besorgen, und stattdessen Nahrung eingepackt hätte. Er räumte den Kühlschrank aus und biss in alles hinein. Dann räumte er den Inhalt des Speisekammerschranks auf den Fußboden und stopfte sich Kekse in den Mund. Er tastetenach seinen Taschen, stellte fest, dass er sie abgelegt hatte, und stopfte sich noch mehr in den Mund. Vielleicht sollte er das Chaos, das er angerichtet hatte, verbrennen. Doch er konnte weder Streichhölzer noch ein Feuerzeug finden, kehrte mit vollem Bauch in das Zimmer zurück, in dem es jetzt etwas besser roch, und setzte sich auf den Haufen aus Kleidungsstücken, Spielzeug und Bettwäsche.
    Die kleine weiße Hündin schlich zu ihm und starrte ihn an. Jedes Mal, wenn er sie ansah, wandte sie den Blick ab. Schließlich befürchtete er, schläfrig zu werden, und stopfte ein paar Hosen, Pullover, Mäntel und Mützen in seine Tüte. Ein Paar Stiefel. Verwirrt schaute er die Spielsachen an, ohne sich entscheiden zu können.
    In diesem Moment schoss die kleine Hündin aus dem Zimmer. Nervös folgte er ihr. Sie stand mit aufgestellten Ohren, erhobenem Schwanz und steifem Körper an der Tür und horchte auf ein Geräusch unten im Haus. Dann begann sie verzweifelt zu bellen. Sie wusste, dass Hilfe kam.
    Romotschka rannte ins Schlafzimmer zurück, schnappte sich die halbvolle Tüte, in der sich noch keine Spielsachen befanden, und rannte wieder zurück. In der Schlafzimmertür sah er ein letztes Spielzeug liegen, einen rotgelben Plastikknochen, der quietschte, als er ihn packte. Er steckte ihn in die Tüte und lief zur Wohnungstür, wobei er auf dem erkalteten Blut ausrutschte, das von seinem Kampf mit der kleinen Hündin stammte. Die war inzwischen richtig aufgeregt, ganz auf die Tür konzentriert. Er schubste sie zur Seite und mühte sich mit dem Türgriff ab. Die Wohnung war abgeschlossen. Auf der Treppe hörte er Schritte. Die kleine Hündin kläffte die ganze Geschichte so deutlich hervor, dass selbst Menschen es hören konnten.
    Romotschka schrie vor Angst, scharrte kurz an der Türund rannte dann zu dem Fenster im Schlafzimmer der Eltern. Er sprang durch das offene Fenster auf den Sims, konnte die Tüte mit den Sachen aber nicht durch das kleine Fenster zwängen. Er wollte sie zurücklassen und zog sich hoch. Dann versuchte er, seine Füße, Unterschenkel und Knie hinauszuzwängen, doch was ihm ohne Zeitdruck problemlos gelungen war, erwies sich jetzt als unmöglich.
    Die kleine Hündin jaulte, ja heulte geradezu. Romotschka hörte, wie die Wohnungstür aufgeschlossen und geöffnet wurde. Es war zu spät. Er sprang wieder auf den Sims, nahm seine Tüte und kauerte sich ins Zimmer. Nirgends gab es ein Versteck. Inzwischen wimmerte er bei jedem Atemzug. Er drehte sich zur Tür um und lief los, die Tüte über der Schulter.
    Es waren drei Menschen, die sich die Nase zuhielten und entsetzt aufschrien. Romotschka brüllte, lief direkt auf sie zu und wich geschickt aus, als sie sich verblüfft auf ihn stürzten und wild durcheinanderschrien – »Puuuuh!! Uschas! Was ist das!?« »Schnapp ihn dir!« »Verdammter Bomsch -Dieb!« »Was für ein Gestank!« »Was war das?« –, und rannte dann, gefolgt von den Menschen, durch den unbekannten Flur zur Treppe. Er war schneller als sie, obwohl er mit der Tüte auf dem Rücken leicht vorgebeugt lief. Als er die letzte Treppe hinunterstürmte, hörte er den Lärm hinter sich und lief so schnell wie möglich zur Haustür. Genau in diesem Moment öffnete jemand die Metalltür von außen, und er schlüpfte ins Freie.
    Wie aus heiterem Himmel tauchte Weiße Schwester auf und knurrte den verblüfften Männern und Frauen ins Gesicht, die mit wütendem Geschrei hinter ihm in der Tür verharrten.
    Er rannte den ganzen Weg nach Hause, um in seinemdünnen Hemd und der langen Unterwäsche nicht zu frieren.
    Zu Hause spielte er ein paar Tage mit Welpe und fühlte sich völlig verunsichert. Doch allmählich wurden seine Ohren wieder spitz, seine Zähne länger, seine Brust verlor alles Flache, Menschliche, und er ging wieder im Wald und am Berg auf Nahrungssuche. Und zwangsläufig auch in der Stadt.
    Erst als er sich wieder gänzlich als Hund fühlte, gab er von neuem dem Verlangen nach,

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