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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Schatz dorthin gebracht wurde, dann muss derjenige, der das tat, enge Verbindungen zu den Sufis gehabt haben – oder selbst ein Sufi gewesen sein.»
    «Der- oder diejenige», korrigierte Reilly. «Vergiss nicht, ein Mann und eine Frau. Könnte unsere mysteriöse Frau eine Sufi gewesen sein?»
    «Möglich. Im Sufismus sind Männer und Frauen gleichgestellt, und viele Sufi-Heilige hatten spirituelle Lehrer
innen
.» Tess schwieg nachdenklich, dann sah sie Reilly an. «Wir müssen hin. Nach Konya.»
    «Ich bitte dich, du glaubst doch nicht ernsthaft –» Er klang zutiefst skeptisch.
    «Diese Änderungen wurden ganz gezielt vorgenommen, Sean. Und ich halte die Interpretation für sehr wahrscheinlich, dass Hosius’ Schatz in die Obhut eines Sufi-Tuchmachers in Konya gegeben wurde», beharrte sie. «Da müssen wir ansetzen.»
    «Aber wie?»
    «Berufe werden in diesem Teil der Welt oft von Generation zu Generation weitergegeben. Wir müssen einen Tuchmacher finden, dessen Urahn einer von Rumis Logen angehörte.»
    Reilly schien alles andere als überzeugt. «Rechnest du wirklich damit, eine Tuchmacher-Familie zu finden, deren Tradition siebenhundert Jahre zurückreicht?»
    «Ich weiß jedenfalls, dass ich es versuchen werde», versetzte Tess. «Oder hast du eine bessere Idee?»

[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel Dreiundfünfzig
    Konya
    Am Abendhimmel erschienen bereits ein paar verfrühte Sterne, als ein Taxi Reilly und Tess im Herzen einer der ältesten menschlichen Siedlungen der Welt absetzte.
    Jeder Stein in der Stadt atmete Geschichte. Der Legende zufolge war Konya die erste Stadt, die nach der Sintflut wieder aufgetaucht war, und archäologische Funde bewiesen, dass hier Menschen lebten, seit steinzeitliche Stämme sich vor mehr als zehntausend Jahren in der Gegend angesiedelt hatten. Der Apostel Paulus sollte hier dreimal gepredigt haben, zum ersten Mal bereits im Jahr 53. Damit begann der steile Aufstieg der Stadt, die ihre größte Bedeutung erlangte, als sie im 13. Jahrhundert Hauptstadt des seldschukischen Sultanats wurde – zur selben Zeit, in der Rumi und seine Derwisch-Bruderschaft dort ansässig waren. Seit jenen ruhmreichen Tagen unter den Sultanen hatte die Stadt einen rapiden Niedergang erlebt. Heute befand sich hier allerdings die zweitgrößte Touristenattraktion der Türkei; jährlich strömten mehr als zwei Millionen Besucher nach Konya, um Rumi, dem großen Mystiker, die Ehre zu erweisen. Sein Mausoleum, das Yesil Turbe, das «Grüne Grab», war das spirituelle Epizentrum der Sufis.
    Hier wollte Tess mit der Suche beginnen.
    Ihr Vorhaben würde nicht leicht sein, das wusste sie. Der Sufismus war in der Türkei noch immer verboten. Es gab keine Logen, bei denen man sich hätte erkundigen, keine Ältesten, die man hätte fragen können. Wenigstens nicht öffentlich. Die spirituellen Zusammenkünfte der Sufis wurden nur unter strenger Geheimhaltung abgehalten. Bei Entdeckung drohten noch immer Gefängnisstrafen.
    Der Sufismus war 1925 verboten worden, nicht lange nachdem der Vater der modernen Türkei, Kemal Atatürk, aus der Asche des religiös geprägten Osmanischen Reiches seine Republik gegründet hatte. Atatürk, der sich mit allen Mitteln als westlich orientiert zeigen wollte, war sehr darum bemüht, seinen neuen Staat strikt weltlich auszurichten und Religion und Regierung entsprechend voneinander zu trennen. Die Sufis, deren Logen im Osmanischen Reich großen Einfluss auf den höchsten Ebenen von Gesellschaft und Regierung gehabt hatten, mussten verschwinden. Ihre Logen wurden geschlossen, die meisten von ihnen zu Moscheen umfunktioniert. Öffentliche Rituale wurden verboten, da Atatürk und seine Regierung fanden, sie seien zu rückständig und hemmten die westlich orientierte Modernisierung, die sie anstrebten. Auch die Lehre der Tradition wurde unterbunden. Das einzige sichtbare Überbleibsel des Sufismus in der heutigen Türkei waren die folkloristischen Vorführungen des
Sema,
des rituellen Drehtanzes, der zur Gebetszeremonie von Rumis Anhängern gehörte und sich nun ironischerweise zu einem der bekanntesten touristischen Markenzeichen des Landes entwickelt hatte. Dabei war das Verbot erst in den 1950er Jahren widerstrebend aufgehoben worden, nachdem die Frau eines amerikanischen Diplomaten, der im Land zu Gast war, sich danach erkundigt hatte. Sie interessierte sich für diese Zeremonie und bat darum, sie einmal selbst sehen zu dürfen. So wurde diese Religion der Großherzigkeit

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