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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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er mit Tess auf der Klippe gestanden und hilflos zugesehen hatte, wie die Pergamentseiten in die Meeresbrandung hinuntersegelten, sodass er nie herausfinden konnte, ob sie echt oder nur eine geniale Fälschung waren.
    «Das heute war auch kein Pappenstiel», erwiderte Reilly.
    Der Kardinal verstand nicht. «‹Pappenstiel›?»
    «Es war kein leichter Tag, wollte ich sagen. Meine Besuche hier scheinen unter keinem guten Stern zu stehen», beklagte er.
    Brugnone zuckte die Schultern und tat die Bemerkung mit einer Handbewegung ab. «Dies ist ein Zentrum großer Macht, Agent Reilly. Und wo Macht ist, da gibt es zwangsläufig Konflikte.»
    Sie überquerten die Straße und betraten die Sakristei, ein dreistöckiges Gebäude, das an die Südseite des Doms angebaut war. Drinnen wandten sie sich nach links und durchquerten die prächtigen Hallen des Schatzmuseums. Mit jedem Schritt empfand Reilly die weiten Flächen seltenen Marmors und die Bronzebüsten früherer Päpste bedrückender. Jeder Quadratzentimeter dieses Gebäudes atmete Geschichte, die Grundfesten der westlichen Zivilisation – eine Geschichte, über die er inzwischen eine Menge mehr erfahren hatte.
    «Als wir uns zum ersten Mal begegnet sind», erkundigte der Kardinal sich, «waren Sie ein gläubiger Mann. Gehen Sie noch in die Messe?»
    «Eigentlich nicht. Ich helfe Pater Bragg sonntagmorgens beim Softball mit den Kindern, wenn ich es einrichten kann, aber das ist so ziemlich das Einzige.»
    «Und warum, wenn ich fragen darf?»
    Reilly wählte seine Worte sorgfältig. Das Abenteuer, das er und Tess drei Jahre zuvor bestanden hatten, und die verstörenden Dinge, die er damals erfahren hatte, waren nicht spurlos an ihm vorbeigegangen, aber er empfand noch immer große Achtung vor Brugnone und wollte in keiner Weise respektlos erscheinen. «Ich habe seit damals eine Menge gelesen. Ich habe über all das nachgedacht, und … ich stehe dem Grundgedanken institutionalisierter Religion wohl deutlich skeptischer gegenüber als früher.»
    Brugnone dachte über diese Erwiderung nach, und sein abwesender Blick verriet, wie tief er in Gedanken versunken war. Schweigend gingen die beiden bis zum Ende der mit Fresken dekorierten Galerie und betraten das südliche Querschiff des Doms. Reilly war noch nie in der großen Basilika gewesen, und bei dem Anblick blieb ihm der Mund offen stehen. Dies war wohl das erhabenste architektonische Werk auf Erden; jedes Detail fesselte den Blick und erhöhte die Seele. Zu seiner Linken sah er Berninis Papstaltar; die wie gedrechselt wirkenden Säulen und der prunkvolle Baldachin, den sie trugen, wirkten winzig unter der gewaltigen Kuppel. Weit rechts erkannte Reilly vage den Eingang an der gegenüberliegenden Seite des Kirchenschiffes. Von den Fensteröffnungen des Mittelschiffs hoch oben strömte Licht herein, das den Dom in einen ätherischen Schein tauchte und tief in Reillys Innerem einen Funken neu entfachte, der in den letzten Jahren erloschen war.
    Brugnone schien zu bemerken, welche Wirkung das alles auf Reilly ausübte, und er hielt am Übergang zum Mittelschiff inne, um ihm einen Moment Zeit zu geben, den Anblick in sich aufzunehmen.
    «Sie hatten wohl noch nie Gelegenheit, sich die Stadt richtig anzusehen?»
    «Nein», bestätigte Reilly. «Und diesmal werde ich auch keine Zeit dazu haben.» Er schwieg kurz, dann sagte er: «Es gibt da etwas, das ich wissen muss, Euer Eminenz.»
    Brugnone verzog keine Miene. «Sie wollen wissen, was in diesen Truhen ist.»
    «Ja. Wissen Sie, worauf er aus ist?»
    «Ich bin nicht sicher», erwiderte der Kardinal. «Aber wenn es das ist, was ich vermute … Das wäre noch verheerender für uns als das, worauf Vance vor drei Jahren aus war.» Er schwieg einen Moment lang, ehe er fragte: «Nach dem, was er heute getan hat … spielt es da noch eine Rolle?»
    Reilly zuckte die Schultern. Eine berechtigte Frage. «Eigentlich nicht. Aber es wäre hilfreich zu wissen.»
    Brugnone machte eine nachdenkliche Geste, als wolle er später noch einmal überlegen, ob er auf Reillys Frage einging. Er musterte den Agenten einen Moment lang aufmerksam. «Ich habe Ihre Argumente vorhin gehört. Und auch wenn ich es nicht gutheiße, was Sie getan haben, und es nicht richtig finde, dass Sie nicht offen zu uns waren, kann ich doch verstehen, in welch heikler Lage Sie sich befanden. Und Tatsache ist, dass wir Ihnen etwas schulden. Sie haben uns vor drei Jahren einen großen Dienst erwiesen, und mir ist bewusst,

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